Für Begeisterung in Investorenkreisen sorgte vergangenen Mittwoch der Börsengang von Montana Aerospace. Die Aktien wurden am oberen Ende der Bookbuildingspanne zu 25.65 CHF ausgegeben. Schon am ersten Handelstag schoss der Kurs des Zulieferers für die Luft- und Raumfahrtindustrie um mehr als 35% in die Höhe. Doch wie nachhaltig ist dieser Kursanstieg?
Grosse europäische Airlines sorgten in den letzten Wochen für Hiobsbotschaften. So will die Lufthansa nicht nur 10’000 Stellen streichen, sondern auch die Flotte um über 100 Flugzeuge verkleinern. Bei der Lufthansa-Tochter Swiss stehen allein 15 Flugzeuge zum Verkauf. Experten gehen weiterhin davon aus, dass zwar die Urlaubsflüge rasch wieder zunehmen werden, der lukrative Markt für Geschäftsreisende aber über Jahre hinaus unter den Folgen der Corona-Pandemie leiden dürfte. Die Aktie von Montana Aerospace bleibt daher vor allem eine Wette darauf, dass sich die Airline-Industrie in den nächsten Jahren trotz der weltweiten Klimaschutzbemühungen wieder rasch erholen wird.
Vielleicht ist in diesem Punkt die Automobilbranche schon einen Schritt weiter. Die Aktienkurse der Automobilzulieferer haben sich bereits kräftig vom Corona-Crash erholt. Auch die Auftragseingänge nehmen wieder zu. Eine Erholung in der Branche spürt auch der Maschinenbauer Reishauer. Bereits vor der Corona-Krise musste Reishauer das Steuer herumreissen, um auf die Nachfrage nach Fahrzeugen mit alternativen Antrieben zu reagieren. Diese Investitionen beginnen sich nun auszuzahlen.
Kurzfristig stehen viele Unternehmen allerdings vor der Herausforderung, die sich aufgrund von Materialknappheit als Folge der Corona-Pandemie ergibt: Computerchips sind derzeit offenbar ebenso Mangelware wie Holz und andere Rohmaterialien für die Baubranche.
Während einige Unternehmen den frischen Wind der Lockerungsmassnahmen verspüren, klagt die lange Zeit erfolgsverwöhnte Tourismusbranche immer noch. Rund 3 Mrd. CHF an Förderbeiträgen verlangen Branchenvertreter wie der FDP-Ständerat Hans Wicki vom Bund. Obwohl diese Forderung für eine Vielzahl Unternehmen gerechtfertigt, ja vielleicht sogar überlebensnotwendig ist, sollte bei der Verteilung der Gelder genau hingeschaut werden. Sonst endet das grosse Verteilen von Steuergeldern wie in der Medienbranche, der vor einem Jahr 57.5 Mio. CHF an Nothilfe gesprochen wurde. Am Schluss konnten Unternehmen wie die zur NZZ und AZ Medien gehörende CH Media dank Steuergeldern ihren Gewinn um 8 Mio. CHF aufbessern. Einer solchen Fehlallokation von öffentlichen Hilfsgeldern sollte die Politik den Riegel vorschieben. Und gerade die NZZ Gruppe, deren Chefredaktor Eric Gujer gerne das «Prinzip Selbstverantwortung» predigt, müsste die nicht benötigte Staatshilfe schnellstmöglich zurückzahlen.
Und dann war da letzte Woche noch Tesla-Gründer Elon Musk, der mit seiner Ankündigung, Bitcoin nicht mehr als Zahlungsmittel zu akzeptieren, den Kurs der meisten Kryptowährungen Richtung Süden schickte. Trotz der Kurseskapaden bei Bitcoin & Co. dürfte es sich für Finanzdienstleister und Investoren lohnen, das Thema weiterzuverfolgen. Wir sprechen am 20. Mai 2021 in unserem Zoom-Talk mit den zwei Krypto-Experten Alain Kunz und Desireé Velleuer über Anlagemöglichkeiten und Zielgruppen für Digitale Vermögenswerte. Sie können sich hier anmelden: https://zoom.us/webinar/register/WN_1AoZKEgGQ-6ka4_JM3DR9A
In der aktuellen Woche lesen Sie bei uns ausserdem eine Analyse der Montana Tech Components AG. Zudem beschäftigen wir uns mit den Abschlüssen der Casinogesellschaften. Auch in diese Branche kommt Bewegung: Das Casino Luzern war 2020 mit seinem Onlinecasino mycasino.ch sehr erfolgreich unterwegs. Hingegen musste die Kongress+Kursaal Bern AG einen Millionenverlust bekannt geben, kündigte aber gleichzeitig einen Börsengang und grosse Wachstumspläne an. Es bleibt spannend.
Wir wünschen Ihnen einen guten Wochenstart und eine angenehme Lektüre. Der nächste Newsletter erscheint wegen Pfingsten erst wieder in zwei Wochen.
Aktuelle Artikel vom schweizeraktien.net-Team
Reishauer: Elektromobilität erschliesst dem Maschinenbauer neues Absatzpotenzial
Der Shift in der Automobilindustrie und die Corona-Pandemie fordern auch den Maschinenbauer Reishauer heraus. Mittlerweile konnte sich das Unternehmen sowie die deutsche Tochter Felsomat mit neuen Produkten auch im Bereich Elektromobilität positionieren. Verwaltungsratspräsident Jost Sigrist zeigt sich daher zuversichtlich für die kommenden Jahre…
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Raffael Frauenfelder, Albin Kistler: «Wir haben ein markantes Übergewicht in Belimo aufgebaut»
Der Aktienfonds Small & Mid Cap Schweiz des Vermögensverwalters Albin Kistler wuchs 2020 um rund 50% auf 43 Mio. CHF. Im Portfoliotalk nennt Portfoliomanager Raffael J. Frauenfelder die Gründe für das Wachstum und erklärt unserem Autor Tobias Wolff, was er von Aktien wie Sonova, Bystronic und Belimo hält…
Medien: Staatsgelder für eine «notleidende» Branche und die weitere Konzentration
57.5 Mio. CHF Mediennothilfe machte der Bund im letzten Jahr locker, um den Schweizer Medien durch die Corona-Krise zu helfen. Doch die Folgen von Corona fielen nicht bei allen Medienhäusern so dramatisch aus wie erwartet. Dank rigorosen Sparmassnahmen, Kurzarbeit und staatlicher Unterstützung gelang es Firmen wie CH Media sogar, das Krisenjahr mit einem Gewinnsprung abzuschliessen. Das Regionalmedienhaus ist nun bereit für den nächsten Konsolidierungsschritt…
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Fagus Suisse SA: Hersteller von Laubholzprodukten braucht neues Kapital
Seit gut einem Jahr ist die Fagus Suisse SA operativ tätig im Bereich Laubholzprodukte für den konstruktiven Holzbau und hat bereits erste Projekte realisiert. VRP Stephanie Oetterli Lüthi äussert sich im Beitrag zu den erwarteten Umsätzen in 2021, wann ein positives EBITDA und ein positives EBIT erreicht sein soll. Auch spricht sie darüber, welche Grundlagen gegeben sein müssen, damit Fagus Suisse den Schritt auf OTC-X macht…
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Griston Holding: Geschäftsjahr 2020 gut gemeistert
Für den Bündner Baudienstleister Griston verlief das Geschäftsjahr 2020 recht erfreulich. Allerdings konnte das Unternehmen im Anlagenbau deutlich zulegen, während das Geschäft mit Kies und Sand unter Preisdruck litt. Für das laufende Geschäftsjahr zeigt sich Griston optimistisch…
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Was uns im Netz sonst noch aufgefallen ist…
Lufthansa ringt um Eigenkapital
Die deutsche Lufthansa-Gruppe gilt als die umsatzstärkste Airline-Gruppe Europas und zählt gemessen an der Flottengrösse im Konzern zu den 5 grössten Airlines der Welt. Corona hat dem stolzen «Kranich» aber die Flügel gestutzt. Das Eigenkapitalpolster ist mit zuletzt 1.4 Mrd. EUR oder 3.5% der Bilanzsumme erschreckend dünn geworden. Der deutsche Staat musste notfallmässig einsteigen, um eine Bruchlandung zu verhindern. Die Luftfahrtkrise im Sog der Pandemie zehrt an den Reserven und erfordert einige Sparübungen, darunter auch den Abbau von Mitarbeitern. Innerhalb eines Jahres haben bereits rund 30’000 von einst 140’000 Mitarbeitern den Konzern verlassen, zusätzliche 10’000 sollen folgen. Weiteres Eigenkapital wird gesucht. sueddeutsche.de berichtet über einen Konzern im Umbruch und auf der «Sinnsuche»…
Infografik: Der Holzpreis geht durch die Decke
Über stark gestiegene Holzpreise und ihre Auswirkungen auf verschiedene Stufen der Wertschöpfungskette hatten wir an dieser Stelle bereits in der vergangenen Woche berichtet. Die deutsche Wirtschaftswoche schreibt – unterstützt von Infografiken – ebenfalls über einen Holzpreis, der «durch die Decke geht» und zeigt einige Gründe für die aktuelle Situation im Holzmarkt auf…
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«Rundholz-Preise müssen einen Drittel rauf»
Die Situation im Holzmarkt erscheint mit Blick auf den Schweizer Wald geradezu paradox, wenn man diesen aktuellen Bericht in der Agrarzeitung schweizerbauer.ch auf sich wirken lässt. Demnach spüren die Schweizer Waldeigentümer von den massiv höheren Preisen nichts, der Holzschlag sei meist nicht kostendeckend. Deshalb fordert WaldSchweiz, der Verband der Waldeigentümer, umgehend steigende Preise…
Widersprüchliche Daten: Der Aktienmarkt im Inflationsgefängnis
In einem lesenswerten Kommentar beschreibt die Frankfurter Allgemeine Zeitung ein Phänomen, mit dem Investoren in diesen unruhigen Zeiten besonders häufig konfrontiert sind und das es Marktbeobachtern wie Anlegern auch so schwer macht, die «richtigen Entscheidungen» zu treffen. Selten zuvor waren aktuelle Konjunkturdaten derart widersprüchlich und schwer zu interpretieren. Der Autor kommt zum Ergebnis, dass sich die Corona-Rezession nicht nur quantitativ und dynamisch, sondern auch qualitativ von fast allen früheren Rezessionen unterscheidet. Vielleicht sind es aber – wie mittlerweile auch an anderen Orten feststellbar – am Ende auch nur viel zu viele Mikro- und Makro-Daten, die zielgerichtete Analysen erschweren und an die Stelle des gesunden Menschenverstandes getreten sind…
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Geschwächte Betriebe – Investitionsbedarf in Milliardenhöhe: Tourismusbranche fordert Unterstützung durch den Bund
Weil der von den Pandemiefolgen teilweise hart getroffene Schweizer Tourismussektor in den kommenden Jahren mit einem riesigen Investitionsbedarf in den Bereichen Infrastruktur, Digitalisierung und Nachhaltigkeit rechnet und viele Betriebe wegen der Coronakrise finanziell geschwächt sind, soll auch der Bund einspringen. Die Rede ist von bis zu 3 Mrd. CHF an Förderbeiträgen, wie die Luzerner Zeitung gestützt auf die «Sonntagszeitung» berichtet. Dass eine solch grosse Branchenförderung ausgerechnet von einem FDP-Ständerat erhoben wird, vermag auf den ersten Blick vielleicht zu überraschen. FDP-Ständerat Hans Wicki amtet jedoch auch noch als Präsident des Seilbahnverbands Schweiz, was den Vorstoss erklärbarer macht…
Premiere im Juni – Das erste Kreuzfahrtschiff auf Schweizer Seen
Die aktuellen Veränderungen in der Tourismuslandschaft führen auch hierzulande zu spannenden Innovationen und neuen Reisekonzepten. Ab Juni wird erstmals eine mehrtägige Kreuzfahrt auf Schweizer Binnenseen angeboten. Die Basler Zeitung berichtet über ein zum Hotel-Kreuzfahrtschiff umgebautes, ehemaliges Kiestransportschiff, das – angetrieben von einem Hybrid-Motor – vornehmlich sechstägige Kreuzfahrten auf Murten-, Neuenburger- und Bielersee anbietet. Abzuwarten bleibt, ob die auch auf «nachhaltigen Tourismus» zielenden neuen Angebote vom Markt angenommen werden und sich für die Betreiber ebenso nachhaltig rechnen…
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Chips, China oder altes Kraftwerk? Rätselraten um Gründe für Teslas Bitcoin-Kehrtwende
Seit der extrovertierte Tesla-Gründer und CEO Elon Musk zuletzt mehrere «rätselhafte» Tweets zu einzelnen Kryptowährungen veröffentlicht hatte und damit zeitweise die Kurse einzelner Kryptowährungen auf Talfahrt schickte, herrscht nicht nur in der Krypto-Community ein munteres Rätselraten über die Hintergründe. Das auf Tesla-News spezialisierte Portal teslamag.de spekuliert ebenfalls mit und skizziert verschiedene mögliche Motive für Teslas bzw. Musks Bitcoin-Kehrtwende…
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Google-Suchanfragen – Ether, Bitcoin, Dogecoin: Die Schweiz ist Krypto-verrückt wie noch nie
Eine Auswertung von Google-Trends-Daten zeigt nach einem Bericht von cash.ch, dass weltweit noch nie so rege nach Kryptowährungen «gegoogelt» wurde wie aktuell. Seit Dezember 2020 legte das Suchinteresse um 350% zu. Die Schweiz – und insbesondere die Westschweiz – gehören weltweit zu den Ländern mit dem stärksten «Google-Interesse» bei Kryptowährungen. Interessanterweise denken immer mehr Neueinsteiger beim Thema Geldanlage zunächst an Krypto und Bitcoin und erst dann an «klassische» Vermögensanlagen wie Aktien oder Immobilien…
Digitalkunst – Mit digitalen Werken endlich Geld verdienen: Erste Ostschweizer Kulturschaffende setzen auf die Blockchain
Auch verschiedene Ostschweizer Kulturschaffende haben die derzeit stark im Markt gehypte NFT-Technologie als neue Verdienstmöglichkeit entdeckt und setzen mit ihrer Kunst immer mehr auf die Blockchain. Eine im Prinzip beliebig kopierbare digitale Datei – etwa eine Fotografie, ein Song, ein Film oder ein Text – wird auf der Blockchain quasi zum Original erklärt, alle anderen Kopien der Datei bleiben eben nur Kopien… Das Ostschweizer Nachrichtenportal tagblatt.ch berichtet über diesen Trend, der in die lokale Kulturszene Einzug gehalten hat. Bei allem Verständnis für neue Technologien und Innovationen: Es fällt uns schwer, den NFT-Hype inhaltlich nachvollziehen zu können…