Kursaal-Casino Luzern: Wiederaufnahme der Dividendenzahlung dank Online-Boom

Marktführer im Schweizer Online-Casino Segment kommt 2020 gut durch die Pandemie

0
2548
Das Seecafe des Grand Casino Luzern verabschiedete sich Ende der Saison 2020 in den Winterschlaf und ist im März 2021 als Restaurant Dolce Vita neu erwacht. Foto: Grand Casino Luzern

Erst im August 2019 als zweites lizensiertes Online-Casino in der Schweiz gestartet, verzeichnet mycasino.ch, der Online-Arm der Grand Casino Luzern Gruppe, im ersten vollen Geschäftsjahr 2020 mit 69 Mio. CHF ein beachtliches Umsatzvolumen. Dieses konnte sogar die Umsatzrückgänge im physischen Casino mehr als wettmachen, vor allem aber wurde die Online-Marktführerschaft im heiss umkämpften Schweizer Casinogeschäft erfolgreich ausgebaut.

Laut Geschäftsbericht 2020 beträgt der Marktanteil im Online-Bereich 37%. Der Wettbewerb intensiviert sich, denn inzwischen sind insgesamt neun Lizenzen erteilt, und weitere werden folgen. Der Brutto-Spielertrag der Online-Casinos betrug 2020 überraschend hohe 187 Mio. CHF. Davon hat sich die Grand Casino Luzern Gruppe offensichtlich einen grossen Teil des Kuchens abgeschnitten.

Konzernertrag steigt um 75%

Aus Aktionärssicht besticht, dass es im Pandemie-Jahr 2020 sogar gelungen ist, den Konzernertrag gegenüber dem Vorjahr um 75,3% signifikant zu steigern: Die Bruttoerträge stiegen von 56.5 Mio. CHF auf 99 Mio. CHF und die Nettoerträge, nach Abzug der Spielbankenabgabe, von 35.8 Mio. CHF auf 55.9 Mio. CHF. Die Spielbankenabgabe erhöhte sich von 20.7 Mio. CHF auf 43.1 Mio. CHF und damit auf mehr als das Doppelte. Nicht mithalten konnte der Konzerngewinn, der mit -0.34 Mio. CHF negativ ausfiel. Dennoch sollen die Aktionäre durch die Wiederaufnahme der Dividendenzahlung von der guten Unternehmensentwicklung profitieren. 6 CHF je Aktie und Genussschein sind nach drei dividendenlosen Jahren an der GV am 1. Juni gebilligt worden. Es ist laut Verwaltungsrat ein Dank für den Dividendenverzicht während der letzten Jahre, die es der Gesellschaft erlaubt habe, in das Online-Geschäft zu investieren.

Das Jahreshoch der Aktie der Kursaal-Casino AG Luzern lag bei CHF 499. Chart ytd: otc-x.ch
Terrestrische Pandemie-Effekte

An 101 Tagen des Jahres 2020 war das terrestrische Casino in Luzern durch behördliche Anordnung geschlossen. Der Umsatz ging um 35,6% auf 24.8 Mio. CHF zurück. Davon waren auch die Gastronomiebetriebe in Mitleidenschaft gezogen, die rund drei Monate geschlossen blieben. Der übrige betriebliche Ertrag ging deutlich von 9.1 Mio. CHF auf 5.3 Mio. CHF zurück. Die Einschränkungen schlugen sich auch in tieferen Kosten für den Wareneinsatz und vor allem für Personal nieder. Der Personalaufwand sank von 19.4 Mio. CHF auf 15.7 Mio. CHF. Insgesamt 2.5 Mio. CHF an Kurzarbeitsentschädigungen für die Mitarbeitenden wurden in Anspruch genommen. Auf Entlassungen konnte verzichtet werden, und die Saläre wurden in der ersten Welle in voller Höhe beibehalten.

Marketingaufwand mehr als verdreifacht

Auf der anderen Seite stiegen die Aufwendungen für die Etablierung und Expansion des Online-Geschäfts beträchtlich. Marktführerschaft kostet eben auch. Das zeigt sich vor allem beim Marketingaufwand, der von 4.7 Mio. CHF auf 15.7 Mio. CHF kletterte. Auch der Verwaltungsaufwand schoss um 1.5 Mio. CHF auf 5.5 Mio. CHF in die Höhe. Immerhin 30 Mitarbeitende sind bei der Online-Casino Tochter beschäftigt. Im Gegensatz zum landbasierten Casino ist das Online-Casino 24 Stunden am Tag und sieben Tage die Woche geöffnet.

Perfektes Timing im Online-Bereich

Die erheblichen Investitionen in das Online-Casino und dessen erfolgreicher Start nur zwei Monate nach Lizenzerteilung in 2019 erweisen sich im Rückblick als Geniestreich. Während die Luzerner um beeindruckende 75% gewachsen sind, blieben andere Casino-Betreiber von den Einschränkungen im terrestrischen Bereich mehr oder weniger genau so stark wie das landbasierte Casino in Luzern betroffen. Im Jahresverlauf 2020 waren zu den bereits 2019 lizensierten vier Online-Anbietern nur drei weitere gestossen. Im laufenden Jahr sind bisher zwei weitere Lizenzen erteilt worden.

Vom First-Mover zum Marktführer

Mit guter Vorbereitung, schnellen Lerneffekten und dem Ausbau des Angebots haben es die Luzerner sehr gut verstanden, den „First-Mover“-Vorteil in einen bisher soliden Wettbewerbsvorsprung zu verwandeln. Als erstem Player in der Schweiz gelang es im Januar 2021, das Angebot auf über 500 Spiele auszuweiten. Gegenwärtig wird der Kampf um Marktanteile mit einer beispiellosen Werbe- und Marketingschlacht ausgetragen, wobei viele Online-Angebote doch sehr ähnlich sind. Die Kundentreue wird im Cyberspace generell tiefer als bei den realen Casinos angesehen.

Ausblick

Für 2021 hellen sich die Perspektiven zusehends auf. Das erste Quartal ist zwar noch von den Schutzmassnahmen im Rahmen der Pandemie geprägt, doch es ist absehbar, dass der Rest des Jahres besser verlaufen wird. Die Anzahl der Casinobesucher in Luzern ist von 200’000 in 2019 auf 117’000 im Pandemie-Jahr 2020 zurückgegangen. Für 2021 ist wohl eine Besucherzahl etwa oberhalb der Mitte der Bandbreite der beiden letzten Jahre bei 170’000 realistisch. Im Online-Bereich, der inzwischen schon der wichtigere ist, dürfte die Dynamik fürs erste erhalten bleiben, allerdings auch die Wettbewerbsintensivierung. Daher wird weiterhin mit hohen Marketingaufwendungen zu rechnen sein.

Kursverlauf der Aktie der Kursaal-Casino Luzern seit 2004. Chart: otc-x.ch
Fazit

Die Aktie erreichte Ende Mai kurzzeitig einen Kurs von 499 CHF. Das ist das höchste Niveau seit der Handelsaufnahme 2004. Gegenwärtig liegt die Geldseite bei 400 CHF, die Briefseite bei 600 CHF. Während die gewinnbezogenen Kennzahlen zwangsläufig wenig aussagekräftig sind, zeigt die Marktkapitalisierung von rund 30 Mio. CHF, dass die Unternehmensbewertung nicht überzogen ist. Angesichts der eingeschränkten Liquidität und der ungewöhnlich hohen Geld-/Briefspanne ist ein Engagement dennoch derzeit nicht zu empfehlen.

Kommentar verfassen