Die Schweiz ist erkennbar zurück auf dem Weg in eine «neue Normalität». Seit dem Wochenende greift aufgrund der zuletzt positiven Entwicklung bei der epidemiologischen Lage ein weiterer Öffnungsschritt. Die stufenweise Rückkehr erscheint nach der langen Phase der Einschränkungen nicht zuletzt auch aus sozialen Gründen wichtig. Ein gesundes Mass an Vorsicht und Umsicht bleibt ungeachtet aller «Öffnungseuphorie» angesichts immer wieder neu auftauchender «Virus-Varianten» weiterhin notwendig.
Wer am «Öffnungs-Wochenende» mit Kursschiffen auf Schweizer Seen unterwegs gewesen ist, hat schnell gemerkt, dass die schon zuvor kontrovers diskutierte Maskenpflicht in den Aussenbereichen von Schiffen jetzt gefallen ist. Die Gäste wissen diese «neuen Freiheiten» offenbar zu schätzen: Die Auslastung der Schiffe dürfte sich, nicht zuletzt auch in Kombination mit dem schönen Wetter, deutlich erhöht haben. Es sieht so aus, als ob es hier, wie auch in der Gastronomie und bei den Ausflugsbahnen, ein erhebliches Nachholbedürfnis gibt. Den kriselnden Betrieben kann dies nur guttun, so es sich nicht nur um ein kurzes Zwischenhoch handelt.
Auch bei den Generalversammlungen gibt es vielversprechende Signale für eine – noch vorsichtige – Rückkehr zur «Normalität». Mitte der vergangenen Woche hat die mit ihren lediglich 500 ausstehenden Aktien auf OTC-X gelistete Treib-Seelisberg-Bahn AG ihre Anteilseigner tatsächlich zu einer Präsenz-GV eingeladen. Eine unpersönliche «schriftliche GV», die in diesen Zeiten zum Standard geworden ist, kann eine Präsenz-GV gerade bei Unternehmen mit einer starken lokalen und regionalen Verankerung des Aktionariats einfach nicht ersetzen.
Eine etwas andere «Normalität» – eine Art «Parallel-Normalität» – erleben wir seit geraumer Zeit an den Finanzmärkten. Der Kapitalhunger ist – nur teilweise bedingt durch die Folgen der Pandemie – global betrachtet weiterhin riesig, wenn man sich die Kapitalmarkttransaktionen von Unternehmen anschaut. Und dieser Hunger der Unternehmen wird auch gestillt von den Anlegern, da das Portemonnaie der Investoren aktuell sehr locker zu sitzen scheint. Erfahrungsgemäss ist Kapital aber ein sehr scheues Reh – und es ist auch schnell wieder flüchtig, wenn sich die Rahmenbedingungen ändern sollten. Deshalb macht es aus Unternehmenssicht Sinn, das aktuelle Marktumfeld mit der guten Stimmung auch für Eigenkapitaltransaktionen zu nutzen. Einerseits sind da die Unternehmen, die im Rahmen eines IPO auch in der Schweiz zu teilweise sehr sportlichen Bewertungsvorstellungen an die Börse streben. Neben den IPOs ist aber auch bei den Kapitalerhöhungen, im englischen u.a. auch als «Secondary Placements» bezeichnet, in diesen Wochen und Monaten einiges los. Nicht nur für IPOs, sondern auch für Kapitalerhöhungen sind die Zeiten in Phasen allerorts steigender Kurse günstig.
Die «Kapitalerhöhungs-Welle» erfasst dabei auch Unternehmen, die mit ihren Aktien ausserbörslich auf OTC-X gelistet sind oder eines Tages dort gelistet sein wollen. Interessanterweise sind es dabei längst nicht nur kapitalschwache Unternehmen aus «Problembranchen» wie etwa dem Tourismus, die frisches Kapital suchen – und finden. Auch eine solide finanzierte Regionalbank wie die Clientis Bank Oberuzwil konnte in diesem Frühjahr 8’160 neue Namenaktien im Publikum platzieren und das Eigenkapital um weitere 7 Mio. CHF stärken.
Zu den weiteren Firmen auf Kapitalsuche zählen etwa die Bergbahnen Sörenberg AG, die Fagus Suisse SA und die Kursaal Bern AG. Die Luzerner Bahngesellschaft möchte sich 3 Mio. CHF sichern, um Investitionen von rund 22 Mio. CHF zu finanzieren. Auch der Laubholzspezialist Fagus Suisse SA aus dem Kanton Jura konnte im Juni 2021 die im Dezember 2020 lancierte Kapitalerhöhung über rund 1.8 Mio. CHF erfolgreich abschliessen. Und dann ist da natürlich auch noch die Kursaal Bern AG, die am vergangenen Freitag ihre Kapitalerhöhung über 15.1 Mio. CHF mit dem Ende der Zeichnungsfrist abgeschlossen hat und die neuen Aktien zu einem Preis von 370 CHF je Aktie ausgeben wird. Die Erstnotiz der Kursaal-Bern-Aktie an der BX Swiss ist für Dienstag, 29. Juni 2021, vorgesehen.
Sie sehen: Rund um Kapitalerhöhungen ist einiges los, sogar im OTC-Sektor. Wir wagen heute die nicht sehr mutige Prognose, dass in den nächsten Monaten bei einem anhaltend freundlichen Umfeld weitere Schweizer Unternehmen, OTC-Gesellschaften und andere Aktiengesellschaften, insbesondere solche aus dem Tourismussegment, Kapitalerhöhungen ankündigen werden und bleiben an diesem Thema dran.
In der kommenden Woche richten wir den Blick auf die Casinobranche und die Raststättengesellschaften. Beide Branchen wurden unterschiedlich stark von der Pandemie getroffen.
Wir wünschen Ihnen einen guten Start in die Woche.
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