Jungfrau Sports Holding: Schweizer Gäste können internationalen Tourismus nicht kompensieren

Geringfügiger Jahresverlust wegen Rückgang der Gästezahlen

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Outdoor-Abenteuer in der Jungfrau-Region bieten die zur Jungfrau Sports Holding (JSH) gehörenden Unternehmen Grindelwald Sports AG, Outdoor Interlaken AG und Alpin Raft GmbH ihren Kunden an. Dazu gehören Aktivitäten wie Rafting, Canyoning, Bungy Jumping, Gleitschirmfliegen oder Schneeschuhtouren. Abenteuerlich waren 2020 aber nicht nur die Aktivitäten der JSH, sondern auch das Geschäftsjahr. Die Besucherströme in die stark international ausgerichtete Tourismusdestination Jungfrau-Region brachen aufgrund der Corona-Pandemie ein. Verwaltungsratspräsident Christoph Egger schreibt im Geschäftsbericht gar vom schwierigsten Tourismusjahr für die Region seit dem zweiten Weltkrieg.

Kurzentschlossene Schweizer Gäste ersetzen internationale Touristen

Rund 15% betrug der Rückgang der Gästezahlen auf 77’000, den die JSH im Geschäftsjahr 2020 zu verzeichnen hatte. Da viele Schweizerinnen und Schweizer im vergangenen Jahr in der Schweiz auf Entdeckungsreise gingen und auf Auslandsreisen verzichten mussten, hielt sich der Rückgang der Gästezahlen noch in Grenzen. Interessanterweise scheint sich vor allem die Gletscherschlucht in Grindelwald bei den inländischen Gästen grosser Beliebtheit zu erfreuen, stiegen die Frequenzen entgegen der sonstigen Entwicklung doch deutlich an. Einen Grund dafür sieht das Unternehmen im Trend zur Kurzfristigkeit, welcher durch die Pandemie nochmals verstärkt worden ist. Kürzere, spontan buchbare Erlebnisse wie das 2-Stundenerlebnis Gletscherschlucht profitieren davon.

Im Gegensatz zu den anderen Attraktionen der JSH erfreute sich die Gletscherschlucht in Grindelwald 2020 deutlich höherer Gästezahlen. Chart: Jungfrau Sports Holding AG

Dieser Trend wirkte sich aber zusätzlich negativ auf die Umsätze aus. Diese gingen 2020 für die JSH-Gruppe um 35% und somit deutlich überproportional zu den Gästezahlen auf 7.3 Mio. CHF zurück. Massnahmen auf der Kostenseite wie der Bezug von Kurzarbeitsentschädigungen für einen guten Teil der Belegschaft konnten das Resultat zwar stützen, die Umsatzeinbussen aber nicht gänzlich kompensieren. So erwirtschaftete die JSH 2020 ein EBITDA von 0.5 Mio., entsprechend einer EBITDA-Marge von 6,2% (Vorjahr 7,4%). Unter dem Strich fiel ein kleiner Jahresverlust von rund 1’000 CHF (Vorjahr Gewinn von 86’000) an. Eine deutliche Reduktion der Abschreibungen half den Verlust zu begrenzen.

2020 resultiert geringer Verlust – Prognosen bleiben unsicher

Von der Pandemie noch am wenigsten betroffen war die Grindelwald Sports AG, welche trotz 10% tieferen Umsätzen das EBITDA gar steigern konnte. Weniger erfreulich verlief das Geschäft der Outdoor Interlaken und der Alpin Raft GmbH mit Umsatzrückgängen von 54% respektive 62%. Ein Jahresverlust konnte in beiden Bereichen nicht verhindert werden. Im laufenden Jahr wird bei beiden Gesellschaften ein Teil der Fixkosten durch die Härtefallregel entschädigt werden.

Mit Blick nach vorne meint Johann Kaufmann, CEO der JSH-Gruppe, dass der Tiefpunkt erreicht sei und es langsam wieder aufwärts gehe. Mit weltweit fortschreitenden Impfkampagnen ist eine zeitnahe Entspannung der Lage zwar in Sicht. Wann konkret die für die Jungfrau-Region so wichtigen Gäste von ausserhalb Europas aber wieder in Scharen ins Berner Oberland strömen, bleibt ungewiss. 2021 dürfte somit nochmals im Zeichen der Schweizer Gäste stehen. Bei diesen erlebt die JSH aber immerhin einen unverändert grossen Erlebnisdrang, die vielen Homeoffice-Stunden sollen mit Aktivitäten in den Schweizer Bergen und Gewässern kompensiert werden.

Herr und Frau Schweizer suchten im Corona-Jahr Erlebnisse in den Schweizer Bergen und Gewässern wie beispielsweise Canyoning; die ausbleibenden internationalen Gäste konnten sie aber nicht kompensieren. Bild: Jungfrau Sports Holding
Konsolidierung des Outdoor-Geschäfts schreitet voran

Dabei sind nicht nur die Gäste aktiv, sondern auch die JSH treibt die Konsolidierung des Outdoor-Geschäfts in der Jungfrau-Region weiter voran. Im Frühjahr 2021 konnte die Jetboat Interlaken AG erfolgreich akquiriert und integriert werden, was das Angebot der JSH im Segment Wasser und Softadventure weiter ausbaut. Um die mittlerweile zahlreichen Brands unter einen Hut zu bringen, hat die JSH im Herbst letzten Jahres begonnen, den Auftritt nach aussen zu erneuern. Gegen Ende Sommer soll das komplett neue Corporate Design enthüllt werden.

Fazit

Der Tourismus in der Jungfrau-Region bleibt unter Druck. Die starke Abhängigkeit von Touristen aus den Fernmärkten hat sich zwar jahrelang bezahlt gemacht, in der aktuellen Krise verschärft sie die Situation aber zusätzlich. Mit einer Rückkehr aufs alte Niveau ist trotz weltweit fortschreitenden Impfbemühungen in diesem Jahr sicher nicht zu rechnen. Wahrscheinlicher scheint gar erst 2023 zu sein. Die Schweizer Gäste werden nebst europäischen erneut im Fokus stehen, wodurch sich die im letzten Jahr beobachtete Kurzfristigkeit und Konzentration auf die Wochenenden wiederholen dürfte. Dadurch werden sich wohl auch die pro Gast generierten Umsätze der JSH nicht gänzlich erholen und auf dem tieferen Niveau verharren. Durch Härtefallentschädigungen ist immerhin eine gewisse Entlastung des Ergebnisses in Aussicht.

Mit einer Eigenkapitalquote von 39% präsentiert sich zumindest die konsolidierte Bilanz der JHS-Gruppe solide. Etwas anders dürfte die Lage teilweise bei den Tochtergesellschaften aussehen, wobei hier keine konkreten Zahlen bekannt sind. Allerdings ist im Geschäftsbericht vermerkt, dass die Bilanzstruktur der Outdoor Interlaken AG nicht auf eine grosse Krise ausgerichtet war und dementsprechend auch das Eigenkapital tief sei. Dabei werde das Unternehmen nicht um weitere, nicht konkret benannte, Massnahmen herumkommen.

Der Handel der Aktien der Jungfrau Sports Holding AG findet ausserbörslich auf OTC-X statt, zuletzt zu einem Preis von 1’280 CHF je Aktie. Damit liegt der Kurs um rund 10% unter dem Höchststand seit Aufnahme der Titel auf der Plattform im letzten Herbst. Mit einem P/B-Ratio von 1.78 ist die Aktie aber trotzdem deutlich über dem Buchwert bewertet. Dividende zahlt das Unternehmen keine aus. Zu beachten ist ausserdem, dass sich die 4’250 Aktien zu 89,3% im Besitz von 11 grösseren Aktionären befinden, zudem besitzt die JSH 3,8% eigene Aktien. Somit verteilen sich gerade einmal 6.9% der Aktien auf Kleinaktionäre, was sich auch in der tiefen Liquidität auf OTC-X zeigt.

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