Die Bergbahnen Engelberg-Trübsee-Titlis AG litten im ersten Semester des am 1. November 2020 begonnenen Geschäftsjahres 2020/21 unter dem Wegbleiben der internationalen Gäste. Weiter setzte die verordnete Schliessung des Skigebiets über die umsatzstarken Festtage dem Unternehmen zu. Die Gesamteinnahmen lagen bis Ende April 2021 mit einem Wert von 17.1 Mio. CHF um 38% tiefer als im Vorjahr. Nicht übersehen werden darf hierbei, dass bereits die Zahlen des Vorjahres von einem coronabedingt vorzeitigen Ende der Saison im März negativ beeinflusst waren. In einer Medienmitteilung bestätigt die Gesellschaft denn auch, dass sie «als internationale Tourismusdestination besonders hart von der Krise betroffen ist». Das wahre Ausmass des Einbruchs lässt sich am Gruppenreisegeschäft erkennen: Die Ersteintritte bei den Gruppen brachen um 99,9% auf einen historischen Tiefstwert von 97 ein. Im letzten Jahr vor der Pandemie betrug die Zahl der Gruppenreisenden 148’735.
Gastronomiegeschäft leidet
Am stärksten fielen die Einnahmen im Geschäftsbereich Gastronomie mit minus 51,9% auf 2.9 Mio. CHF. Als schwacher Trost angesehen werden können die gegenüber dem Vorjahr stabilen Beherbergungserträge von 1.2 Mio. CHF. Deutliche Rückgänge verzeichneten die Titlisbahnen auch im Hauptgeschäftsfeld Verkehrserträge. Diese fielen um 39,8% auf 11.1 Mio. CHF. Bis Jahresende 2020 lagen die Ersteintritte um 48% tiefer als im Vorjahr. Bis zum Saisonende konnte das Minus auf 25% reduziert werden.
Dem Rückgang der Einnahmen begegnete das Unternehmen mit Kostensenkungsmassnahmen. So gelang es, die Betriebskosten um 18,8% auf 17.1 Mio. CHF zu senken. Kurzarbeitsentschädigungen und einzelne Kündigungen von Mitarbeitern liessen die Personalausgaben um 13,1% auf 9.7 Mio. CHF fallen. Trotz des hohen Fixkostenanteils gingen die übrigen Betriebskosten um 19% auf 6.4 Mio. CHF zurück. Die massiven Einbussen im Gastronomiegeschäft spiegeln sich im Warenaufwand wider, der auf 1 Mio. CHF halbiert werden konnte. Auf ein Minimum reduziert wurden die Planungsarbeiten für das Projekt Titlis 3020. Im Ergebnis führte dies zu einer schwarzen Null beim Betriebsgewinn vor Abschreibungen EBITDA nach einem Vorjahresgewinn von 6.6 Mio. CHF. Trotz der um fast 2 Mio. CHF tieferen Sachabschreibungen resultierte unter dem Strich ein Verlust von 7.3 Mio. CHF. Bereits im Vorjahr musste das Unternehmen einen Verlust von 3 Mio. CHF ausweisen.
Keine rasche Erholung des internationalen Tourismus
Für den Sommer 2021 setzen die Titlisbahnen vor allem auf die Gäste aus dem Inland und dem grenznahen Ausland. Eine schnelle Erholung des internationalen Geschäfts wird nicht erwartet. Bis mindestens Herbst 2021 werden die Planungsarbeiten für das Projekt Titlis 3020 sistiert. Frühestens im Herbst wird der Verwaltungsrat über die Wiederaufnahme der Detailplanung entscheiden. Für den Winter 2021/22 zeigt sich die Geschäftsleitung verhalten optimistisch. Unter der Voraussetzung, dass sich die Coronasituation beruhigt, wird auf einen Anteil internationaler Gäste von 20% im Schneesportgeschäft gehofft.
Fazit
Die Titlisbahnen wurden bis dato hart von der Coronakrise getroffen. Eine Rückkehr zu den ertragsreichen Jahren vor der Zeit der Pandemie ist bis auf Weiteres nicht zu erwarten. Mit einschneidenden Sparmassnahmen und der Sistierung des Grossprojekts Titlis 3020 hat der Verwaltungsrat reagiert. Diese konservative Unternehmensstrategie sichert dem Unternehmen, das trotz der Verlustausweise über eine grundsolide Bilanz verfügt, die Flexibilität für die weiterhin schwierigen Zeiten. Bis sich eine Besserung der Lage abzeichnet, gehen die Titlisbahnen «in Deckung», begrenzen den Schaden und schonen gleichzeitig die Liquidität. Das Unternehmen ist so ideal aufgestellt, um auch die sich abzeichnende längere Durststrecke im internationalen Gruppenreisegeschäft ohne ernsthafte Gefährdung zu überstehen. Die Aktien der Titlisbahnen sind an der Schweizer Börse SIX kotiert und werden aktuell zu Kursen von rund 52 CHF gehandelt.
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