Aktienmärkte leben von Firmennachrichten, Gerüchten und Spekulationen. Diese machen schlussendlich den «Kick» aus, beeinflussen zumindest kurzfristig das Börsengeschehen. Langfristig investierenden Anlegerinnen und Anlegern kann das kurzfristige Auf und Ab egal sein. Sie verkaufen vielleicht ein wenig, wenn die Kurse überschiessen, und kaufen, wenn eine Korrektur etwas stärker ausfällt als erwartet. Entscheidend ist aber, dass die längerfristigen Perspektiven im Unternehmen stimmen.
Doch was war letzte Woche mit den Aktien der Swatch Group los? Kaum hatte die Schweizer Börse offiziell bekannt gegeben, dass die Inhaberaktien von Swatch aus dem SMI fliegen, rutschte der Aktienkurs um rund 5% nach unten. Es ist schon erstaunlich, wie ein rein technisches Ereignis wie eine Indexanpassung zu «Marktverwerfungen» führt. In kurzer Zeit waren rund eine Dreiviertelmilliarde an Marktkapitalisierung vernichtet. Dabei haben sich die Perspektiven für den Uhrenhersteller bisher nicht eingetrübt. Für Fondsmanager, die vielen indexnahen Produkte und damit die Anlegerinnen und Anleger ist das ganze Prozedere sicherlich nicht zufriedenstellend. Von Marktbeeinflussung zu sprechen, wäre hier nicht ganz falsch. Allerdings geschehen die Umstufungen nicht mit manipulativer Absicht. Die Regeln sind transparent und bekannt.
Anders gestaltet es sich bei sogenannten Enthüllungen in den Medien, mit denen z.B. die Zur-Rose-Gruppe derzeit immer wieder konfrontiert wird. In regelmässigen Abständen enthüllt das Online-Portal «Apotheke adhoc» neue Herausforderungen, vor denen die Versandapotheken in Deutschland stehen. Eigentlich kein Wunder, wenn man die Besitzerstruktur von «Apotheke adhoc» kennt. Herausgeber Thomas Bellartz war lange Pressesprecher von ABDA, der Spitzenorganisation der deutschen Apothekergilde. Ausserdem sind seine Methoden offenbar nicht immer ganz sauber; gegen ihn und einen Mitangeklagten lief in Deutschland sogar ein Strafverfahren wegen «Datenklau» durch mehrere Instanzen. Es lohnt sich also, genauer hinzuschauen, wo man seine Informationen bezieht und wer welche Interessen verfolgt.
Wie geht es nun an den Aktienmärkten weiter? Die Nervosität der Börsianer steigt. Nicht nur wegen der Delta- und Lambda-Variante des Corona-Virus. Auch bestehen weitere Ängste, dass z.B. die Lieferengpässe zu konjunkturellen Rückschlägen führen könnten. Wir müssen allerdings feststellen, dass angesichts der nach wie vor tiefen Zinsen bzw. Negativzinsen kaum ein Weg an Aktien vorbei führt.
Wie verrückt die Zinswelt geworden ist, lässt sich im Kleinen am Semesterabschluss der Hypi Lenzburg ablesen. Die Bank wies im ersten Semester 2021 nur noch einen Zinsaufwand von 1 Mio. CHF aus. Vor zehn Jahren waren es noch 19.6 Mio. CHF. Der Clou: Weil die Hypi über höhere Freibeträge bei der SNB verfügt, kann sie Gelder von anderen Banken und Investorengruppen zu geringeren Negativzinsen entgegennehmen, als diese bei der SNB zahlen müssten. Dies zeigt, wie gross der Druck zur Vermeidung von Negativzinsen ist. Anlegerinnen und Anleger dürften daher nach wie vor auf den Aktienmarkt ausweichen, solange dort noch positive Renditen und auch stabile Dividenden zu erzielen sind.
Zu guter Letzt noch ein Punkt in eigener Sache: Wir haben uns in der Redaktion nach einer kurzen Diskussion entschieden, auf Gendersternchen o.ä. zu verzichten. Dies auch aus Gründen der besseren Lesbarkeit. Wir werden stattdessen bemüht sein, auf das generische Maskulin zu verzichten und neutrale Formulierungen verwenden. Sollte uns dennoch einmal etwas durchrutschen: Wir meinen stets weibliche Akteurinnen und männliche Akteure gleichermassen.
In der kommenden Woche berichten wir über die Börsengänge im letzten Quartal, die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf den Schweizer Immobilienmarkt und sprechen mit Frédéric Füssenich, Direktor der Rigi Bahnen, über die aktuelle Lage auf «der Königin der Berge».
Wir wünschen Ihnen einen guten Start in die Woche.
Aktuelle Artikel vom schweizeraktien.net-Team
Thomas Baumgartner, VRP Weiss+Appetito: «Entscheidend ist die Verlängerung der Wertschöpfungskette»
Thomas Baumgartner ist Präsident des Verwaltungsrats der im Bausektor tätigen Weiss+Appetito-Gruppe. Zum 1. Juli 2021 hat er das Amt der Gruppenleitung an Dr. Walter Daumann abgegeben. Im Interview mit schweizeraktien.net äussert sich der noch bis zur GV 2022 im Amt bleibende VRP zu Themen wie Nachhaltigkeit am Bau, das Besetzen neuer Geschäftsfelder und wie Weiss+Appetito dem Fachkräftemangel durch offene Türen für Frauen im Gewerbe entgegenwirken will…
Hypi Lenzburg: Mit HBL Asset, Finstar und Neon weiter auf Erfolgskurs
Die Hypothekarbank Lenzburg, im Volksmund nur als «Hypi» bekannt, setzt seit Jahren auf eine Diversifikation der Erträge, u.a. mit der Bankensoftware Finstar, Kooperationen im Fintech-Bereich und einer eigenen Vermögensverwaltung. Mehr als ein Drittel der Erträge stammen aus diesen Geschäften. Allerdings wäre der Ertrag aus dem Zinsengeschäft noch geringer ausgefallen, hätte die Bank nicht Drittgelder zu Negativzinsen angenommen…
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SSE Group: Zwei neue Verwaltungsrätinnen und neuerliche Kapitalerhöhung
Die SSE Holding ergänzt ihren Verwaltungsrat durch zwei weibliche Mitglieder. So treten Franziska T. Tschudi Sauber und Caroline Kuyper die Nachfolge von Dr. Albert-Adrien Ramelet und Jean-Daniel Papilloud an. Ausserdem plant das Unternehmen eine weitere Kapitalerhöhung…
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Kurskapriolen bei Online-Apotheken: Falschmeldungen, die Folgen der Bundestagswahl in Deutschland und eine Übernahme
Im deutschen Apothekenmarkt wird mit harten Bandagen gekämpft. In den letzten Wochen machte das deutsche Online-Branchenportal Apotheke Adhoc immer wieder mit Enthüllungen Stimmung gegen die Versandapothekengruppe Zur Rose. Dies ist nicht neu. Schon kurz nach dem IPO von Zur Rose und der deutschen Shop Apotheke setzte die Publikation 2017 unhaltbare Gerüchte in den Umlauf, wie ein Blick in unser Archiv zeigt…
Was uns im Netz sonst noch aufgefallen ist…
Schweizer Börse SIX: Weniger Hürden für Kleinfirmen
Nach einem Bericht von luzernerzeitung.ch (CH Media) will die Schweizer Börse SIX mit einem neuen Kotierungsstandard für KMU und junge Unternehmen attraktiver werden. Das erklärte Ziel: weniger Auflagen und tiefere Hürden im Sinne eines «niedrigschwelligen» Marktzugangs. Auch ist ein neues Börsenreglement für «Spacs»-Vehikel in Arbeit…
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MCH-Chef verbreitet trotzdem Mut – Das Messegeschäft liegt in Trümmern
Die im Messe- und Veranstaltungsgeschäft tätige MCH Group AG navigiert weiterhin durch schwierige See. Auch 2021 wird mit einem weiteren Millionenverlust enden, und der Corona-Schutzschirm des Bundes ist zugleich «Lebensversicherung der Gruppe», wie bernerzeitung.ch berichtet. Zumindest kurzfristig sind dies keine guten Aussichten, die stellvertretend für die ganze Branche stehen. Auch das Eigenkapitalpolster wird – trotz Kapitalerhöhung – wieder gefährlich dünn…
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Die Zahlen des Schweizer Tourismus 2020 wurden soeben publiziert
In der vergangenen Woche hat der Schweizer Tourismus-Verband die Broschüre «Schweizer Tourismus in Zahlen 2020» publiziert. Darüber berichtet htr.ch, mit einem Link zur Studie. Besonders eindrücklich im negativen Sinne: der Rückgang um 40% bei den Logiernächten in der Schweizer Hotellerie auf ein Niveau, das seit den späten fünfziger Jahren nicht mehr erreicht wurde…
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Thurella-Areal wird zum Egnacher Dorfzentrum
Immer wieder gab es in der Vergangenheit Verzögerungen beim sogenannten «Thurella-Areal» in Egnach, welches der auf OTC-X gelisteten Thurella Immobilien AG gehört. Im Rahmen einer Umnutzung des einstigen Thurella-Betriebsgeländes soll ein neues Dorfzentrum entstehen. Nun liegt der Gestaltungsplan für das fast 20’000 m2 grosse Gelände beim Kanton zur Genehmigung, und das Projekt könnte auf die Zielgerade einbiegen, wie tagblatt.ch berichtet… .
Nouriel Roubini: «Der Boden ist bereitet für die Mutter aller Schuldenkrisen»
Nach der Coronakrise die Schuldenkrise: In einem Gastbeitrag für die deutsche Wirtschaftswoche warnt der US-amerikanische Ökonom Nouriel Roubini («Dr. Doom») vor einem sich anbahnenden Crash an den Finanzmärkten. Roubini sieht eine «sich in Zeitlupe abspielende Katastrophe», ausgelöst durch ein «toxisches Zusammenspiel aus Stagflation und Überschuldung», dem Politik und Notenbanken nichts mehr entgegenzusetzen haben…
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Peking greift durch: Börsengänge chinesischer Firmen im Ausland künftig genehmigungspflichtig
Nach einem Bericht auf manager-magazin.de müssen chinesische Unternehmen, die ein IPO im Ausland beabsichtigen, ihre Börsenpläne künftig von den lokalen Aufsichtsbehörden absegnen lassen. Erstaunlicher Nebeneffekt: Erste Firmen prüfen deshalb nun offenbar die Absage ihrer IPOs. Vielleicht ein Hinweis darauf, dass diese Unternehmen vor den wachsamen Augen der chinesischen Aufsichtsbehörden wohl einen grösseren Respekt haben als vor den Augen der internationalen Investorengemeinde, die nicht immer so genau hinschaut, wenn irgendwo «Wachstum» versprochen wird…
Ex-ABDA-Sprecher: Verfahren gegen Bellartz vorläufig eingestellt
Bereits im April 2021 berichtete das deutsche Apotheken-Branchenportal pharmazeutische-zeitung.de über eine vorläufige Verfahrenseinstellung im sogenannten «Datenklau»-Prozess gegen Apotheke-Adhoc-Geschäftsführer und Ex-ABDA-Sprecher Thomas Bellartz gegen Zahlung eines Geldbetrags von 52’800 Euro…
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Drei Biere im Gespräch: «Dieser Geschmack ist ein prägendes Erlebnis»
In einem bierseligen Beitrag im Rahmen einer neuen Interview-Reihe «Drei Biere im Gespräch» verkostet die deutsche FAZ mit einem Braumeister, zugleich Juror bei verschiedenen Bierwettbewerben, insgesamt drei Spezialitätenbiere abseits ausgetrunkener Pfade, darunter eines der rarsten Biere der Welt…
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