In den ersten sechs Monaten des laufenden Geschäftsjahres gelang es dem regionalen Versorger Eniwa, den Umsatz um 6,2% auf 80.8 Mio. CHF zu steigern. Für die gute Geschäftsentwicklung war nicht nur die kühlere Witterung verantwortlich, sondern auch der positive Trend an den Finanzmärkten. Unter dem Strich fiel der operative Gewinn auf Stufe EBIT mit 10.0 Mio. CHF um 3.7 Mio. CHF höher aus als in der Vorjahresperiode. Auch der Reingewinn übertraf mit 12.3 Mio. CHF deutlich die Zahlen der Jahre vor der Corona-Krise.
Absatz nimmt bei allen Energieträgern stark zu
Im Geschäft mit Strom, Gas sowie Wärme und Kälte legte der Versorger in allen Bereichen kräftig zu. Während der Stromabsatz über das Netz von Eniwa im ersten Halbjahr ein Plus von 4,6% verzeichnete, legten die Verkäufe von Gas um 15,4% gegenüber dem Vorjahr zu. Beim Wärme- und Kälteabsatz lag das Plus sogar bei 37,4%, liegt aber mit 37.9 MWh gegenüber Gas und Strom noch weit darunter.
Zur Energieproduktion steuerte das eigene Aarekraftwerk eine Leistung von 49.6 GWh bei. Allerdings beeinträchtigten die starken Niederschläge im Sommer die Produktion im Kraftwerk negativ. Dieser Effekt ist in den Semesterzahlen noch nicht enthalten. «Während Wochen musste im 24-Stundenbetrieb Treibgut weggeschafft werden, und das Wasser konnte dadurch nicht mit voller Kapazität turbiniert werden», schreibt Eniwa in einer Medienmitteilung.
Dienstleistungsgeschäft wächst stark
Wie des Aargauer Unternehmens weiter mitteilte, entwickelte sich auch das Dienstleistungsgeschäft im Geschäftsbereich Enercom positiv. Hier konnte Eniwa von der Zunahme der Photovoltaik-Verkäufe profitieren, die in der Schweiz gegenüber dem Vorjahr gesamthaft um 48% anstiegen. Auch habe sich die Auftragslage im Geschäftsbereich Elektroinstallationen gegenüber dem Vorjahr deutlich erholen können, so das Unternehmen.
Dank der Verbesserungen in Dienstleistungsgeschäft und tieferer Betriebskosten kletterte der Betriebsgewinn (EBIT) um 59,4% auf 10.0 Mio. CHF. Die EBIT-Marge verbesserte sich auf 12,4% (Vorjahr: 8,3%). Das Wertschriftenportfolio profitierte von der guten Entwicklung an den Kapitalmärkten im 1. Semester. Inklusive der Dividendenzahlung von Alpiq lag die Rendite bei 12,7%; das Finanzergebnis erreichte 4,7 Mio. CHF (Vorjahresverlust: 2.3 Mio. CHF). Der Reingewinn kletterte von knapp 3 Mio. CHF im 1. Semester des Corona-Jahres 2020 auf 12.3 Mio. CHF.
Beitrag zu den Klimazielen
Durch eine Erhöhung des Anteils an erneuerbarem Gas von 10 auf 20% seit Anfang Jahr und dem Ausbau der Fernwärmeverbunde leistet Eniwa einen wichtigen Beitrag an die Erreichung der Klimaziele. Hinzu kommen der Neubau des Unterwerks Aarau, des Aarekraftwerks, des Energiewerks Telli sowie des Zubaus von Photovoltaik-Anlagen. Diese Massnahmen sollen einen wichtigen Beitrag zur Energiewende und zur Dekarbonisierung der Energieversorgung leisten, teilte das Unternehmen abschliessend mit.
Fazit
Die Eniwa Gruppe ist mit einem starken Ergebnis ins laufende Geschäftsjahr gestartet. Ein Teil des Erfolges ist sicherlich auch auf den Nachholeffekt nach dem Lockdown im Frühjahr 2020 zurückzuführen. Allerdings zeigt auch ein Blick auf die Zahlen der Vor-Corona-Jahre 2018 und 2019, dass sich das EBIT im Vergleich zu diesem Zeitraum fast verdoppelt und die Marge massgeblich verbessert hat. Im 1. Semester 2019 lag die EBIT-Marge z.B. nur bei 6,5%. Als ausserordentlicher Effekt lässt sich das gute Finanzergebnis bezeichnen, das sich in diesem Ausmass nicht wiederholen dürfte. Angesichts der sich aktuell abzeichnenden Unsicherheiten an den Finanzmärkten könnte das Finanzergebnis für das Gesamtjahr 2021 durchaus auch geringer ausfallen.
Dennoch überzeugen die Kennzahlen des 1. Semester. Bei Kursen um die 1’051 CHF, die derzeit auf OTC-X für eine Eniwa-Aktie bezahlt werden, werden die Aktien immer noch mit einem Abschlag von 15% auf den Buchwert (per Ende 2021) von 1’243 CHF gehandelt. Bei einer gleichbleibenden Dividende von 20 CHF je Aktie rentiert der Titel mit 1,9%. Angesichts der positiven Entwicklung im 1. Semester ist eine Erhöhung auch nicht auszuschliessen. Positiv zu erwähnen ist das Engagement der Eniwa Gruppe in Sachen Nachhaltigkeit und Dekarbonisierung. Hier dürfte sich der Neubau des Aarekraftwerks positiv auswirken, auch wenn in den kommenden Jahren hohe Investitionen anstehen und durch die Abschreibungen die Erfolgsrechnung belastet wird. Dank einer soliden Finanzierung mit einer Eigenkapitalquote von fast 60%, einer guten Liquiditätssituation und konstanter Cashflows werden die Investitionen problemlos zu stemmen sein.