Dem Energieversoger Holdigaz geht es wie derzeit allen in der Branche: Das Unternehmen aus Vevey teilt im Geschäftsbericht 2020/21 (zum 31.03.) mit, dass die Erwartungen in allen Sparten übertroffen worden seien.
Die Holdigaz Holding umfasst insgesamt 19 Gesellschaften, wobei die grössten Umsatzbringer mit Abstand die Erdgasversorger sind, die zwei Drittel zum Ertrag beisteuern. So stieg dieser aus dem Erdgasabsatz um 1,1% auf 160 Mio. CHF, im Vorjahr nahm das Unternehmen 158 Mio. CHF ein. Holdigaz vertrieb 1‘551 Gigawatt-Stunden (GWh) oder 1,5 Mrd. Kilowatt-Stunden.
Erwerb eines weiteren Solar- und Windenergieanbieters
Daneben nimmt sich der Anteil der Biogasproduktion in drei Anlagen mit 26,5 GWh noch recht bescheiden aus. Aber gerade mit Blick auf das angestrebte Ziel der Klimaneutralität bis 2050 sei die Zukunftsvision von klimaneutralem Erdgas nur mit einem diversifizierten Energiemix zu verwirklichen, schreibt Holdigaz im Geschäftsbericht. Im März 2021 habe man deshalb eine Beteiligung an einer internationalen Gesellschaft erworben, die ein bedeutendes Portfolio an Solarparks und Onshore-Windkraftanlagen in verschiedenen Weltregionen besitzt. Und bereits im Oktober 2019 hatte Holdigaz mit einem anderen Partner bereits in einen Offshore-Windpark im deutschen Teil der Ostsee investiert.
Neben dem höheren Erdgasabsatz wuchsen auch die Umsätze im Bereich der Gebäudetechnik um 17,5% und im Bereich der Erneuerbaren Energien um 11,6%. Details zu den Entwicklungen der einzelnen Betriebe macht Holdigaz nicht.
Besonders erfreulich: Die Kundenbasis wächst weiter – alleine im letzten Jahr hat das Unternehmen 347 neue Anschlüsse in Betrieb gesetzt.
Dividende steigt auf 6 CHF
Insgesamt setzte Holdigaz mit den drei Sparten Erdgas, Gebäudetechnik und Erneuerbare Energien im letzten Geschäftsjahr 251.3 Mio. CHF um, 8,8% mehr als im Vorjahr. Holdigaz nutzte den Spielraum, den das deutlich verbesserte EBITDA brachte (+17,9% auf 73.3 Mio. CHF), um die Abschreibungen und Rückstellungen um fast 40% gegenüber dem Vorjahr auf 54 Mio. CHF zu erhöhen. Damit erzielte Holdigaz zwar ein deutlich geringeres EBIT als 2019/20, da aber die Sonstigen Erträge und Aufwendungen von 3.5 Mio. auf 14.4 Mio. CHF stiegen, weist das Unternehmen unter dem Strich einen Gruppengewinn von 32.5 Mio. CHF (Vorjahr: 25 Mio.) aus. Damit einher geht eine Beantragung der Anhebung der Dividende um 20% von 5 auf 6 CHF für das vergangene Geschäftsjahr.
Explodierende Gaspreise
Seit Anfang diesen Jahres sind die Gaspreise sehr stark gestiegen. Die Preise für den Brennstoff zur sofortigen Lieferung sind seit dem Frühling in Deutschland um unglaubliche 1’500% nach oben geschnellt. Ein Ende der Spirale scheint nicht in Sicht. Holdigaz wird die Preissteigerungen, die auch die Schweiz betreffen, an seine Kunden weitergeben müssen.
Gasversorgungsgesetz sorgt für Gesprächsstoff
Das Gasversorgungsgesetz (GasVG) wird nach Abschluss der Vernehmlassung auf Bundesebene noch weiter für Gesprächsstoff sorgen. So führe laut Holdigaz insbesondere die willkürlich bestimmte Marktzugangsschwelle von 100 MWh zu problematischen Regelungen, die letztlich eine Ungleichbehandlung nach sich zögen. Im Unterschied zu Strom bestehe kein Grundversorgungsauftrag für Erdgas, das sich im Wettbewerb mit anderen Energieträgern befinde, schreibt Holdigaz. Der Verband der Schweizerischen Gasindustrie hat sich deshalb für die Grenze von 1000 MWh ausgesprochen mit der Begründung, dass der Stromverbrauch in der Schweiz erheblich grösser ist als der Erdgasverbrauch.
Fazit
Die Kennzahlen der Erfolgsrechnung für das Berichtsjahr 2020/21 fallen besser aus als im Vorjahr. Wie in den Vorjahren wenig Aussagekraft hat der ausgewiesene Reingewinn, der massiv von der Bildung von Rückstellungen und Abschreibungen, die mutmasslich über der betrieblichen Notwendigkeit liegen, beeinflusst wird.
Die Aktien von Holdigaz werden auf der ausserbörslichen Handelsplattform OTC-X der Berner Kantonalbank (BEKB) gehandelt. Der Kurs der Aktie hat sich mittlerweile doch deutlich vom Höchststand von 211 CHF entfernt. Der letztbezahlte Kurs der Titel lag bei 190 CHF. Damit liegt er aber immer noch deutlich über dem Buchwert von 135.52 CHF.
Im aktuellen Tiefzinsumfeld ist die Dividendenrendite von über 3% durchaus attraktiv. Es kann davon ausgegangen werden, dass Holdigaz auch weiterhin Ausschüttungen vornimmt.