Die Corona-Pandemie habe Werte verschoben, meint Verwaltungsratspräsident Theo Schnider im Geschäftsbericht 2020/21 der Bergbahnen Sörenberg AG (BBS). Gesundheit und Sicherheit seien für Gäste zu den wichtigsten Kriterien bei der Auswahl der Feriendestination mutiert. Diese Erfahrungen und Trends gilt es ins Angebot und in die Projektplanung zu integrieren. Zusammen mit hohen Investitionen in die Anlagen soll dies nach dem – aufgrund der im schweizweiten Vergleich sehr strengen Covid-Massnahmen im Kanton Luzern – äusserst anspruchsvollen Geschäftsjahr 2020/21 eine positivere Zukunft ermöglichen.
Weniger Öffnungstage wegen strenger Luzerner Massnahmenpolitik
Bereits in der Sommersaison 2020 gingen die Ersteintritte wegen vieler Regentage und eines aufgrund der Covid-19 Einschränkungen verspäteten Saisonstarts um 9% zurück. Ebenfalls rückläufig um 9% war der Saisonkartenvorverkauf für die Wintersaison 2020/21. Die von der BBS gewährte Pandemie-Garantie wurde von den Saisonkartenkäufern zwar geschätzt, wirkte sich aber durch angefallene Rückerstattungen über 0.2 Mio. CHF negativ aufs Ergebnis des Unternehmens aus. Nach einem gelungenen Saisonstart nahmen dann der Lockdown und die Schliessung der Skigebiete über die Weihnachtstage der BBS den Wind wieder aus den Segeln.
Am 9. Januar konnte der Betrieb der Bahnen zwar wieder aufgenommen werden, als Skigebiet im Kanton Luzern blieben die BBS aber stärker limitiert als Destinationen in anderen Kantonen. So war der Betrieb bis am 7. Februar auf die Wochentage Donnerstag bis Sonntag beschränkt, schwarze Pisten zu öffnen war verboten, wodurch das Skigebiet Rothorn während dieser Zeit nicht öffnen konnte, und die Schlittelpisten blieben während der ganzen Saison geschlossen. Erschwerend hinzu kamen die Limitation des Verpflegungsangebots auf Take-away und das Verbot beim Alkoholausschank.
Massiver Umsatzrückgang führt zu Millionenverlust
In Anbetracht dieser Umstände überrascht der Umsatzrückgang von 32% auf 8.4 Mio. CHF im per Ende Mai abgeschlossenen Geschäftsjahr 2020/21 nicht. Insbesondere die Restaurationserträge litten unter den Corona-Massnahmen. Die eingenommenen 2.1 Mio. entsprechen einem Minus von 53% gegenüber der Vorjahresperiode. Mit 6.0 Mio. gingen auch die Transporteinnahmen deutlich um 21% zurück.
Aufwandseitig nahm der Personalaufwand (inkl. Kurzarbeitsentschädigung) trotz Krisenjahr leicht auf 5.3 Mio. zu. Im Segment Gastronomie ging der Personalaufwand zwar zurück, dies wurde jedoch durch einen Anstieg im Segment Transportbetrieb überkompensiert. Der Zusatzaufwand lässt sich hauptsächlich durch höhere Personaleinsätze wegen Covid-19, höhere Kosten für Dienstkleider und Personalschulungen begründen. Während langer Zeit befanden sich noch Mitarbeitende in Kurzarbeit, die Kurzarbeitsentschädigungen beliefen sich total auf 0.7 Mio. CHF. Somit gingen die Personalkosten, welche auch tatsächlich bei der BBS zu Buche fallen, um 0.5 Mio. oder knapp 10% zurück. Die Kosteneinsparungen blieben im Vergleich zum Umsatzrückgang bescheiden, da auch während der 4-Tage-Woche die Pisten täglich kontrolliert und präpariert werden mussten.
Da die kostenseitigen Einsparungen nicht mit den Ertragsverlusten Schritt halten konnten, resultiert ein EBITDA von -0.1 Mio. CHF nach 2.4 Mio. im Vorjahr. Aufgrund der Umstellung von einer degressiven auf eine lineare Abschreibungsmethodik im Berichtsjahr erhöhten sich die vorgenommenen Abschreibungen deutlich auf 3.2 Mio. (+37%). Das EBIT von -3.3 Mio. und das Jahresergebnis von -3.0 Mio. können somit nur bedingt mit den Werten aus dem Vorjahr verglichen werden, welche sich in der Nähe einer schwarzen Null befanden. Ins Ergebnis flossen 0.5 Mio. CHF Härtefallentschädigung für die Gastronomie ein.
Neue Kredite sichern Liquidität und Investitionsprojekte
Um die Liquidität trotz erschwerter Rahmenbedingungen sicherzustellen, nahm die BBS einen Überbrückungskredit von 1.5 Mio. CHF bei der Luzerner Kantonalbank und ein NRP-Darlehen von 1 Mio. beim Kanton Luzern auf. Zudem wurde als weitere Sofortmassnahme das Projekt Rothorn Retrofit um ein Jahr verschoben. Im Rahmen dieses Projektes sollen bis 2024 insgesamt 22 Mio. in die Ersetzung der Pendelbahn aufs Brienzer Rothorn und die Modernisierung der Tal- und Bergstation investiert werden. Um die Finanzierung dieses und weiterer Projekte sicherzustellen, haben die Aktionäre an einer ausserordentlichen und schriftlich durchgeführten Generalversammlung im Juni einer Kapitalerhöhung um maximal 3 Mio. CHF (Vorzugsaktien à 1’000 CHF nominal) über die nächsten zwei Jahre zugestimmt. Ebenfalls schriftlich durchgeführt wurde am 18. September die ordentliche Generalversammlung der BBS. Die Anträge des Verwaltungsrates wurden allesamt angenommen und Yvonne Hunkeler neu in den Verwaltungsrat gewählt.
In der laufenden Sommersaison 2021 beobachtet die BBS bisher trotz Wetterkapriolen im Juli eine Aufwärtstendenz. Die Ersteintritte liegen per Mitte September um 4% über dem Vorjahreswert und 6% über dem Fünfjahresschnitt.
Fazit
Der Verlust in Millionenhöhe im Geschäftsjahr 2020/21 bezeugt die Schwierigkeiten, die die strenge Massnahmenpolitik des Kantons Luzern für die BBS mit sich brachte. Sollten allfällige Massnahmen – wie beispielsweise eine Zertifikatspflicht für Skigebiete – diesen Winter auf nationaler statt kantonaler Ebene umgesetzt werden, dürfte die Konkurrenzfähigkeit der BBS im Vergleich zum Vorwinter wieder zunehmen. Eine Erholung des Geschäfts insbesondere auch im am schwersten getroffenen Segment Gastronomie sollte dann möglich sein. Für konkrete Prognosen muss aber abgewartet werden, in welcher Form Skigebiet und Gastronomie-Betriebe in der Wintersaison tatsächlich geöffnet werden können.
Auch ungeachtet der Pandemie bietet die Zukunft Herausforderungen für die BBS. Insgesamt rechnet das Unternehmen bis 2025 mit Investitionen in Höhe von 26 Mio. CHF, was auch bei erfolgreicher Kapitalerhöhung nicht aus eigener Tasche wird finanziert werden können. Das Umlaufvermögen betrug per Ende Mai 2021 3.2 Mio. CHF, und die Kapitalerhöhung wird maximal 3 Mio. einbringen. Um alle Investitionen tätigen und gleichzeitig die Liquidität im operativen Betrieb sichern zu können, rechnet die BBS gesamthaft mit der Aufnahme von Bankkrediten und Leasing-Verbindlichkeiten von 21 Mio. und NRP-Geldern von 3 Mio. CHF. Bereits 2020/21 fiel die Eigenkapitalquote aufgrund des Jahresverlustes von 53% auf 40%. Mit den hohen anstehenden Investitionen dürfte sie bis 2025 unter 30% fallen. Viel Spielraum für weitere, pandemiebedingte Rückschläge bleibt da nicht mehr.
Die Aktien der Bergbahnen Sörenberg AG werden ausserbörslich auf OTC-X gehandelt. Der letztbezahlte Preis liegt bei 450 CHF. Aufgrund des negativen Ergebnisses 2020/21 ist eine Bewertung auf Basis von Gewinn oder EBITDA nicht möglich. Die anstehenden Herausforderungen zeigen sich allerdings mit einem Discount von über 50% in der Bewertung, die P/B-Ratio liegt bei 0.49. Eine Dividende zahlt das Unternehmen seit 2013 nicht mehr. Durch die Inanspruchnahme der Härtefallentschädigung und den hohen Liquiditätsbedarf wird eine Wiederaufnahme der Ausschüttung in den nächsten drei bis fünf Jahren sicher nicht möglich sein.