Zermatt Bergbahnen: Weiter rückläufige Erträge

Keine Dividende für Geschäftsjahr 2020/21

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Rosa ist zur Zeit nur der Himmel über Zermatt. Das Zahlenwerk der Zermatt Bergbahn AG ist eher düster. Bild: matterhornparadise.ch

Das Walliserdeutsch, der Dialekt aus dem oberen Rhonetal, ist selbst für Schweizer oft schwer verständlich. Geschrieben wird es noch komplizierter. Im Kontext wird dann aber schnell verständlich, was Franz Julen, VR-Präsident der Zermatt Bergbahnen AG (ZBAG) meint, wenn er über „Iische Bahn“ schreibt. 2019/20 sei also iische Bahn (unsere Bahn) auf dem besten Weg zu neuen Rekordzahlen unterwegs gewesen, so Julen. Dem machte bekanntlich die Pandemie ein Strich durch die Rechnung. Und auch die Hoffnung, dass zumindest für den Winter des abgelaufenen Geschäftsjahrs wieder Normalität einkehre, war weit gefehlt, schreibt Julen im aktuellen Geschäftsbericht.

Corona hinterlässt tiefe Spuren im Geschäftsjahr
Quelle: Geschäftsbericht ZBAG

So habe die Corona-Pandemie tiefe Spuren im Geschäftsjahr 2020/2021 hinterlassen. Der Nettobetriebsertrag sank gegenüber dem Vorjahr nochmals um 15%, im Vergleich zum letzten Prä-Corona-Jahr 2018/19 ging er gar um 27,5% zurück. Bei den wichtigen Kennziffern EBITDA und Cashflow sähen die Vergleichswerte ähnlich aus.

Die Gründe dafür liegen bei den Zermatt Bergbahnen wie bei anderen, vergleichbaren Destinationen; in erster Linie ist das fast vollständige Ausbleiben der internationalen Gäste zu nennen, die in einem normalen Jahr über 50% der Besucher ausmachen. Das Sommergeschäft 2020, welches als strategischer Wachstumstreiber für den Umsatz der Zermatt Bergbahnen definiert worden sei, habe sich nahezu ausschliesslich auf inländische Gäste reduziert, schreibt Markus Hasler, der CEO der ZBAG im Geschäftsbericht. Unter dem Strich gingen die Sommerumsätze um 21% zurück. Augenfällig sei der Rückgang der (meist ausländischen) Gruppenreisen um 81%, währenddessen die Einzelreisende die Veränderungen in der Gästestruktur am deutlichsten sichtbar gemacht hätten, schreibt Hasler.  So sei die Nachfrage nach Ausflugtickets auf die Gipfel und die entsprechenden Retourfahrten deutlich geringer ausgefallen, die Nachfrage nach Einfachfahrten zu den Ausgangspunkten für Wanderungen dagegen angestiegen.

Wintersaison mit hohen Rückgängen

Im Winter litt die ZBAG einerseits unter der Schliessung des italienischen Skigebiets Cervinia/Valtournenche ab Oktober 2020, andererseits unter den strengen Auflagen insbesondere in der Gastronomie, die für „Genussskifahrer“ ein entscheidendes Kriterium für die Ausübung des Wintersports seien, so Hasler. Das führte zu einem Rückgang der Gästezutritte von 14% und einem Ertragseinbruch von 10% im Vergleich zum ebenfalls stark von Corona betroffenen Vorjahr. Im Vergleich zum letzten „normalen“ Geschäftsjahr sehen die Zahlen noch düsterer aus: Erstzutritte -38%, Erträge -28,5%.

In der Erfolgsrechnung schlägt sich das dann wie folgt nieder: Der Nettobetriebsertrag sank von 65 Mio. CHF auf 55 Mio. CHF. Gleichzeitig zog der Personalaufwand von 21 Mio. CHF auf 23 Mio. CHF kräftig an. Viele Gäste hätten einen gesteigerten Beratungsaufwand verursacht, so Hasler. Zudem sei im Gegensatz zum Vorjahr keine Kurzarbeit geleistet worden. Ebenfalls hätten die tieferen aktivierten Eigenleistungen aufgrund der reduzierten Investitionstätigkeit und die Erhöhung der Verpflegungsentschädigung der Mitarbeitenden Auswirkungen auf die Personalkosten gehabt.

Keine Dividende

Entsprechend zurückgegangen ist das EBITDA, von 31 Mio. CHF im Vor- auf 19.5 Mio. CHF im Berichtsjahr. Und auch wenn die um 7 Mio. CHF reduzierten Abschreibungen mit 19.2 Mio. CHF deutlich tiefer ausfallen, so steht unter dem Strich doch ein Jahresverlust von 3 Mio. CHF. Im Vorjahr war noch ein kleiner Gewinn von 1.5 Mio. CHF angefallen. Eine Dividende wird heuer nicht bezahlt.

Ausblick

ZBAG hat aufgrund der veränderten Rahmenbedingungen das Budget sowie die Investitionsplanung für das laufende Geschäftsjahr angepasst. Für den Sommer wurde mit dem fast vollständigen Ausbleiben der internationalen Kundschaft gerechnet, während Schweizer Gäste vermehrt einen Aufenthalt in den Mittelmeerdestinationen suchten, wie Hasler schreibt. Damit würde das Sommerergebnis im besten Falle das Resultat des Berichtsjahrs erreichen. Und auch für die Wintersaison rechnet die ZBAG nicht mit der Normalisierung des internationalen Reiseverkehrs.

Fazit

Die Zermatter weisen darauf hin, dass unter den aktuellen Rahmenbedingungen Cashflow und EBITDA immer noch Spitzenwerte in der Bergbahnbranche seien. Aber da kommt es natürlich sehr darauf an, mit wem man sich vergleicht. Fest steht, dass Destinationen wie die Weisse Arena Laax/Flims oder auch die Lenzerheide Bergbahnen wesentlich besser durch die Krise gekommen sind als die als Sehnsuchtsort international beliebte Jungfrauregion, der Titlis oder eben auch Zermatt.

Auch im Bereich Digitalisierung hinkt Zermatt anderen Destinationen hinterher. Trotz einer Info-Kampagne für den Online-Verkauf zur Vermeidung von Personenansammlungen vor den Kassenstationen wurden nicht mehr als 30% der Verkäufe auf diesem Kanal realisiert. Das ist wenig im Vergleich z.B. zur Weissen Arena, wo praktisch der ganze Ticketverkauf online abgewickelt wird. Dass an den Kassen längere Wartezeiten zu verzeichnen waren, wie die ZBAG selbstkritisch anmerkt, ist jedenfalls nicht umsatzfördernd.

Man darf gespannt sein, ob Topangebote wie die neue 3S Bahn Testa Grigia – Klein Matterhorn und dem damit in Zusammenhang stehendem Alpine Crossing sowie die erstmaligen Austragung von Weltcuprennen einen Teil der Gäste nach Zermatt zurückbringen. Investiert wurde jedenfalls tüchtig, sodass das Fremdkapital von 149 Mio. CHF auf 182 Mio. angestiegen ist.

Kursverlauf der Aktie der ZBAG seit Jahresbeginn. Chart: money-net.ch

Die Aktien der ZBAG sind auf der ausserbörslichen Handelsplattform OTC-X der Berner Kantonalbank (BEKB) notiert. Die Namenaktien wurden letztmalig zu Kursen von 550 CHF gehandelt. Auffallend ist, dass das Papier in diesem Jahr wesentlich reger die Hände wechselt als in den Vorjahren. So liegt der Umsatz mit ZBAG-Aktien in den ersten neun Monaten dieses Jahres mehr als 300% über den Umsätzen im gesamten Vorjahr. Ein gewisser Verkaufsdruck ist vorhanden, gab die Aktie doch in 2021 um mehr als 12% ab.

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