Auto AG Group: Potenzial dank alternativen Antrieben

2021 Gewinn von deutlich über 1 Mio. CHF erwartet

0
2368

Weltweit investieren Regierungen und Unternehmen vermehrt in Projekte zur Förderung von grünem Wasserstoff als Mittel zur Dekarbonisierung. Eine Vorreiterrolle nimmt dabei auch die Schweiz ein, schliesslich existiert seit Ende 2020 ein funktionierendes Ökosystem für Wasserstoff-LKW. Zur Funktionsfähigkeit dieses Ökosystems trägt neben Energieproduzenten, Logistikunternehmen, Tankstellenbetreibern und dem Fahrzeughersteller auch die in Rothenburg ansässige Auto AG Group bei.

Durch den Einsatz der Wasserstoff-LKW anstelle von herkömmlichen Diesel-Fahrzeugen konnten bisher über 1’000 Tonnen CO2 eingespart werden. Bild: Auto AG Group
Wasserstoff-Ökosystem kommt ins Rollen

So ist die Auto AG Truck – eine Tochtergesellschaft der Auto AG Group – exklusiver Servicepartner für die Hyundai Hydrogen Mobility AG (HHM) in der Schweiz. Momentan befinden sich 46 Hyundai XCIENT Fuell Cell LKW im Einsatz auf den Schweizer Strassen. Fast 2 Mio. Kilometer haben die LKW landesweit bisher zurückgelegt und dabei bei Fuhrparkhaltern und Chauffeuren sehr gut abgeschnitten. Bis 2025 will die HHM 1’600 solcher Wasserstoff-LKW auf die Schweizer Strassen bringen. Um dies zu ermöglichen, braucht es aber auch die nötige Infrastruktur. Diese sei sicherlich noch ausbaufähig, meint Marc Ziegler, CEO der Auto AG Group. Momentan existieren schweizweit acht Wasserstoff-Tankstellen, bis Ende 2022 soll sich die Anzahl allerdings verdoppeln.

Der Ausbau des Ökosystems (mehr zum Wasserstoff-Ökosystem in der Schweiz lesen Sie in unserem Beitrag von letztem November) schreitet in allen Bereichen voran. Um die Betreuung der Wasserstoff-LKW in der Westschweiz sicherzustellen, spannte die Auto AG Truck beispielsweise unlängst mit der IVECO-Filiale in Morges zusammen. Weiter befindet sich momentan der erste Wasserstoff-LKW mit drei Achsen bei der Auto AG in der Testphase. An anderer Stelle nahm das Schweizer Unternehmen H2 Energy kürzlich den Testbetrieb eines mit grünem Wasserstoff betriebenen Generators namens kvyreen auf. Der kvyreen soll als mobiler Schnelllader für Batterie-Elektrofahrzeuge zum Einsatz kommen und so das Problem der lokalen und temporären Netzbelastung lösen. Das Wasserstoff-Ökosystem breitet sich somit langsam auch auf weitere Anwendungsbereiche aus.

Wettbewerbsvorteil dank Vorreiterrolle

Ziegler und die Auto AG erachten Wasserstoff als eines der Antriebskonzepte der Zukunft und rechnen damit, dass sich Wasserstoff im Bereich der schweren Nutzfahrzeuge etablieren wird. Von den Erfahrungen, die während des Aufbaus des Ökosystems gesammelt werden konnten, erwartet sich das Unternehmen einen klaren Wettbewerbsvorteil für die Zukunft. In der Werkstatt soll Wasserstoff künftig deshalb auch ein wichtiger Umsatzträger der Auto AG werden und das Ergebnis stützen. Nicht betroffen ist momentan der Verkaufsbereich, da die Fahrzeuge von der HHM im aktuellen Konzept allesamt auf einer Pay-per-Use-Basis an die Kunden abgegeben werden. Die alternativen Antriebsarten sind im Verkaufsangebot der Auto AG dafür bereits seit einiger Zeit durch verschiedene elektrische Nutzfahrzeuge vertreten.

Gruppengewinn erwartet trotz kriselndem ÖV-Geschäft

Während das Wasserstoff-Projekt gut voranschreitet, präsentieren sich anderorts Hindernisse für die Auto AG. Mit dem Betrieb von zehn Buslinien, einem Nachtbus und Schulbusfahrten für drei Schulen generiert das Unternehmen Einnahmen aus dem öffentlichen Verkehr der Region Luzern. Durch die Corona-Pandemie ging die Zahl der transportierten Fahrgäste 2020 um über 20% zurück, und auch im laufenden Geschäftsjahr ist das Niveau noch deutlich unter Vorkrisenniveau. Marc Ziegler erwartet deshalb für das Gesamtjahr 2021 einen Verlust von über 1.5 Mio. CHF aus dem Bereich öffentlicher Verkehr für die Auto AG.

Kompensieren soll diesen Verlust das Nutzfahrzeuggeschäft. Schweizweit stieg die Anzahl zugelassener leichter Nutzfahrzeuge in den ersten neun Monaten 2021 um 11% gegenüber dem Vorjahr, wie der Branchenverband Auto-Schweiz mitteilt. Eingebremst worden sei diese Erholung des Geschäftes nach dem pandemiebedingten Markteinbruch aber durch den Mangel an Mikro-Chips bei den Fahrzeugherstellern. Durch grosse Lagerbestände und frühzeitige Bestellungen ist die Auto AG allerdings nur wenig betroffen von den temporären Lieferengpässen und kann viele Bedürfnisse direkt ab Lager befriedigen. So rechnet CEO Marc Ziegler denn auch mit einem sehr guten Resultat mit dem Verkaufs- und Aftersales-Geschäft im Nutzfahrzeugbereich. Für die Auto AG Group erwartet er deshalb trotz des prognostizierten hohen Verlustes aus dem Bereich öffentlichen Verkehr einen Gewinn von deutlich über 1 Mio. CHF.

Fazit

Erfreulicherweise vermag die Auto AG Group auch im aktuell schwierigen Marktumfeld schwarze Zahlen zu schreiben. Nach dem Gewinn von 0.6 Mio. CHF im 2020 soll dieses Jahr gemäss Aussagen des Unternehmens ein Gewinn von deutlich über 1 Mio. CHF möglich sein. Durch den Ausbau der Kompetenzen im Bereich alternative Antriebe positioniert sich die Auto AG für die Dekarbonisierung der Mobilität. Das Geschäft mit den Wasserstoff-LKW bietet aktuell mit den 46 im Einsatz stehenden Fahrzeugen noch ein kleines Volumen; der Ausbau des landesweiten Fuhrparks auf 1’600 Stück dürfte sich aber auch entsprechend auf Umsatz und Ergebnis der Auto AG niederschlagen. Sorgenkind bleibt der Bereich öffentlicher Verkehr durch die pandemiebedingt tieferen Passagierzahlen. Sofern in diesem Bereich in den kommenden Jahren ein ausgeglichenes Resultat erzielt werden kann, scheinen Gruppengewinne im Bereich von gegen 3 Mio. CHF wieder möglich zu werden.

Der Aktienkurs der Auto AG Group hat das Corona-Tief zwar überwunden, liegt jedoch noch immer um 17% unter dem Anfang 2018 verzeichneten Höchststand. Chart: otc-x.ch

Die Aktien der Auto AG Group werden ausserbörslich auf OTC-X gehandelt. Der letztbezahlte Kurs liegt bei 500 CHF, was einer YTD-Performance von 16% entspricht. Damit liegt der Kurs ungefähr auf dem Niveau von vor der Pandemie. Mit einem P/B-Ratio von 0.73 weisen die Titel einen Discount von 27% vom Ende 2020 ausgewiesenen Buchwert des Eigenkapitals auf. Auch das KUV von 0.37 deutet auf eine eher günstige Bewertung hin. Das KGV scheint dafür auf Basis der 2020er Zahlen mit 69 sehr hoch zu sein. Bei Berechnung auf Basis der möglich scheinenden künftigen Jahresgewinne um die 3 Mio. CHF ergibt sich allerdings ein deutlich freundlicheres Verhältnis von 14.

Bei erfolgreicher Positionierung der Gruppe als Leader im Bereich alternative Antriebsarten, weiterer Etablierung von Wasserstoff-LKW und einer Erholung des Geschäftes im Bereich öffentlicher Verkehr dürften die Titel somit noch Kurspotenzial besitzen.

Kommentar verfassen