Schon viele Jahre kennen die Aktienkurse grosser Internetfirmen wie Facebook, Alphabet (Google) und Amazon nur einen Weg: nach oben. Auch die Unternehmenszahlen übertreffen Quartal für Quartal die Erwartungen der Analysten. Kein Wunder, denn Facebook hat weltweit rund 2.8 Mrd. monatliche Nutzerinnen und Nutzer. Google zählte im September rund 90 Mrd. Besucher, und Amazon kann auf etwa 44 Mio. regelmässige Kunden zählen. Angesichts der enormen Reichweite und Marktdurchdringung verfügen diese Internet-Konzerne über eine Art Monopolstellung. Kaum ein Nutzer kommt im täglichen Leben an ihnen vorbei. Auch andere Social-Media-Dienste wie WhatsApp, Instagram, Telegram, Twitter usw. sind heute nicht mehr aus der modernen Kommunikation wegzudenken. «Big Social», nennt Urs Aebischer, der Gründer und Hauptaktionär des Schweizer Start-ups DISEO, die grossen Plattformen. Die enorme Macht von «Big Social» hat bereits Regierungen auf den Plan gerufen. Die Konzerne sollen stärker reguliert oder gar zerschlagen werden. Immer neue Enthüllungen, wie jüngst die «Facebook Files», verdeutlichen auch den Nutzern, dass ihre gratis abgegebenen Daten ein wichtiger Rohstoff sind, um den grossen Plattformen zu noch mehr Macht und Profit zu verhelfen.
Neues Ökosystem soll das «Social Dilemma» beheben
Für Urs Aebischer war genau dieses Ungleichgewicht zwischen den Nutzern und den «Big Social», das als «Social Dilemma» bezeichnet wird, der Grund, ein neuartiges Modell für eine Social Media-Plattform zu entwickeln. Bereits Anfang der 00er-Jahre gründete Aebischer ein erstes Start-up und beschäftigte sich später mit Internet-Plattformen. Mit seiner Firma DISEO und der App „Circles by DISEO“ stellt er nun die gesamte Wertschöpfungskette von «Big Social» auf den Kopf. Auf den ersten Blick ist das Geschäftsmodell daher nicht ganz so einfach zu verstehen. Denn Nutzer sind in diesem Business an die klassische Kette «Nutzer erhalten gratis Zugang zur Plattform, stellen dafür ihre Daten kostenlos zur Verfügung» und «Plattformen vermarkten die Daten an Werbekunden und e-Commerce-Anbieter» gewöhnt.
DISEO geht nun den umgekehrten Weg: Das Unternehmen stellt Communities und e-Commerce-Anbietern eine eigene Social Plattform in ihrem Namen zur Verfügung. Mittels eigener App erstellen die Kunden – beispielsweise Grosskonzerne und Institutionen – ihr eigenes Soziales Netzwerk. Ebenso können kleinere Kunden wie Vereine kostenlos auf der gemeinsamen Circles-App, die im App-Store verfügbar ist, ein soziales Netzwerk oder eine e-Commerce-Plattform für ihre Community aufsetzen. Im Hintergrund verbindet DISEO diese freien Plattformen zu einem grossen, weltumspannenden Ökosystem. Private Nutzer, die sich über eine der verbundenen Apps in das Ökosystem einloggen, behalten nicht nur die Kontrolle über ihre Daten. Sie erhalten auch für das Teilen ihrer Daten, getätigte Einkäufe auf den e-Commerce-Plattformen im DISEO-Ökosystem und durch Produktempfehlungen eine Entschädigung oder einen Umsatzanteil, der in Form von Echtgeld-Token in einem Wallet landet. Die Tokens können jederzeit als FIAT-Währung beispielsweise in Euro oder Schweizerfranken auf ein Bankkonto ausbezahlt werden. Als Abwicklungspartner fungieren hier das estnische Fintech CryptoCoin.pro und weitere Wallet-Betreiber, welche noch dazukommen werden. «Mit unserem Modell geben wir den Nutzern die Kontrolle über ihre Daten und eine Entschädigung für ihr Engagement», erklärt Urs Aebischer im Gespräch mit schweizeraktien.net die Unterschiede zu den bekannten Social-Media-Plattformen. Er bezeichnet sein Modell daher auch als «Fair Trade Ökosystem».
Nutzer profitieren von Werbung, Käufen und Empfehlungen
Doch Geld verdienen nicht nur die Nutzer, sondern auch DISEO. «Wir sind Betreiber der Infrastruktur, damit die Nutzer mit Marken, Produkten, Dienstleistungen und Institutionen in Kontakt treten können», erläutert Aebischer und vergleicht dabei sein Unternehmen mit einer Stadt, die Strassen, Stromversorgung, Wasserversorgung und andere Elemente zur Verfügung stellt und die Plattform-Betreiber, die Häuser bauen. Für die Bereitstellung dieser Infrastruktur erhält DISEO von Organisationen, welche ihre eigene Soziale Plattform in dem Ökosystem betreiben wollen, eine monatliche Grundgebühr, die von 490 Euro bis 49’000 Euro reicht. Zusätzlich werden die Einnahmen der generierten Umsätze zwischen den Plattformbetreibern und DISEO aufgeteilt. Der grösste Teil der Erträge für DISEO soll aus der Teilung der im Ökosystem erzielten Umsätze generiert werden. Aebischer und sein 40-köpfiges Team (15 FTE) haben für ihren Businessplan basierend auf diesem Modell angenommen, dass ein Durchschnittsnutzer bis 2031 einen Turnover, d.h. einen Gesamtumsatz auf dem Ökosystem, von 624 Euro im Jahr generiert. Unter dem Strich soll nach Abzug der Kosten ein Gewinn von 18 Euro pro Nutzer für DISEO übrigbleiben. Angesichts der Skalierbarkeit seines Modells gerät Urs Aebischer ins Schwärmen: «Unser Business Case ist gigantisch», sagt er und rechnet vor, dass bei knapp 1 Mrd. Nutzer, welche DISEO bis 2031 erreichen möchte, der Bruttogewinn auf Stufe EBITDA schnell auf 18 Mrd. Euro ansteigen kann.
Erste Kooperation läuft
Heute steht DISEO allerdings noch ganz am Anfang des Nutzerwachstums. Das Produkt stehe, funktioniere und sei einzigartig, erklärt der 60-jährige Gründer, der über 24 Jahre Erfahrung als Unternehmer verfügt und jüngst von der Bilanz als «Digital Shaper» ausgezeichnet wurde. Für das laufende Geschäftsjahr rechnet DISEO mit einem Turnover von 400’000 Euro, der mit Hilfe des ersten Kunden eCashback erreicht werden soll. eCashback hat darüber hinaus die Möglichkeit, die Mitglieder des Automobilclubs TCS zu erreichen. Mit 70 weiteren weltweiten Konzernen und Verbänden stehe DISEO in Kontakt. Sobald die Zusammenarbeit mit eCashback bestätige, dass das Modell funktioniere, würden weitere Grosskunden hinzukommen. Ein grosser Marketingaufwand, um die Ziele zu erreichen, ist nach den Plänen von DISEO gar nicht nötig. Denn die Grosskunden bringen neue Nutzer automatisch mit. «Ein Grosskunde kann seine bestehende App mit unserem System, ergänzt durch seine Dienste, ersetzen. So kann ein bestehender Nutzer die App nahtlos nach dem Upgrade weiterbenutzen», erläutert Aebischer. Das Ökosystem von DISEO wachse so gleich um mehrere Millionen Nutzer. Hinzu kommen noch die privaten Nutzer, die als sogenannte «Introducer» weitere Nutzer für das DISEO Ökosystem gewinnen können und an den Umsätzen dieser Nutzer mitverdienen.
Kapitalerhöhung läuft über daura-Plattform
Um das Wachstum zu beschleunigen, hat DISEO eine Kapitalerhöhung auf der Plattform von daura gestartet. Im Rahmen dieser Kapitalerhöhung werden stimmrechtslose Partizipationsscheine (nominal 0.10 CHF) zu 220 CHF pro Anteil angeboten und als Token verbrieft. Es ist eines der ersten «Security Token Offering» (STO) auf der daura-Plattform. Gesamthaft erwartet DISEO einen Emissionserlös von 660’000 CHF, da in einem ersten Schritt maximal 3’000 PS angeboten werden, wie dem Investors Memorandum zu entnehmen ist. Der Erlös soll in die weitere Entwicklung der Blockchain-Technologie und die Beschleunigung der Kundenakquise investiert werden. Derzeit halten Urs Aebischer 84%, Partner 10% und Privataktionäre 6% der DISEO -Anteile. Insgesamt teilt sich das Grundkapital der Gesellschaft auf in 1 Mio. Stimmrechtsaktien (nominal 0.01 CHF), 1.4 Mio. Stimmrechtsaktien (nominal 0.10 CHF) und 753’000 PS (nominal 0.10 CHF). Bei einem Preis von 220 CHF je PS errechnet sich auf dieser Basis eine Bewertung von 495 Mio. CHF.
Grosses Potenzial führt zu anspruchsvoller Bewertung
Urs Aebischer rechtfertigt diese hohe Bewertung mit dem grossen Potenzial seiner Idee und dem dennoch sehr grossen möglichen Hebel bei aktueller Bewertung. Er vergleicht die mögliche erreichbare Bewertung mit anderen Social-Media-Firmen, welche umgerechnet auf den angestrebten Gewinn von 18 Euro pro Nutzer für DISEO bei 1 Milliarde Nutzer in zehn Jahren eine Bewertung von 450 Mrd. CHF erreichen. Dass eine solche Bewertung in der Schweiz für ein Start-up eher nicht üblich ist, weiss Aebischer. Ein Gang ins Silicon Valley kam für ihn nicht in Frage, da er und seine Unterstützer davon überzeugt sind, dass diesmal eine grosse Social-Media-Plattform in Europa und nicht in den USA entstehen soll. Er räumt auch ein, dass die Europäer bei der Finanzierung solcher Ideen etwas zurückhaltender seien. Das Business Modell von DISEO ermögliche das frühzeitige Erreichen von Profitabilität, sodass DISEO auch aus Europa finanzierbar ist, gibt sich der Gründer überzeugt. Die Platzierung der PS in Form von Security Token über daura ist für DISEO nicht nur ideal, um sich Kapital zu beschaffen. «Jeder PS-Inhaber soll auch zum Introducer in unserem Ökosystem werden», erklärt Aebischer und ergänzt, dass er seine Anteilsscheine auch bei vielen kleinen Anlegern zusätzlich zu grossen Investoren platzieren möchte. Ein Handel der Token über einen Sekundärmarkt ist zu einem späteren Zeitpunkt geplant.
Fazit
Die Idee von DISEO klingt faszinierend: ein soziales Netzwerk, das dezentral, demokratisch und nachhaltig ist. Obendrein erhalten die Nutzer während des Surfens über die Inhalte des Ökosystems sowie beim Onlineshopping eine kleine Umsatzbeteiligung. Auch die grossen Marken und Anbieter von Onlineshops profitieren durch ein zielgruppengerechtes Marketing. DISEO könnte den «Big Social» also das Fürchten lehren. Doch derzeit steht das Unternehmen, obwohl über 60 Mannjahre Entwicklungsarbeit in der Software stecken, noch am Anfang des Nutzerwachstums. Als nächstes muss der Markteintritt gelingen und die Nutzerzahl exponentiell steigen, damit die ambitiösen Wachstumsziele erreicht werden können. Angesichts der Dynamik in der Internet-Economy und der Herausforderungen, mit denen die «Big Social» konfrontiert sind, erscheint dies nicht unrealistisch.
Interessierte Investoren sollten vor einer Zeichnung das umfangreiche Investment-Memorandum aufmerksam lesen oder an einer der Informationsveranstaltungen teilnehmen und dann anhand der verfügbaren Informationen ihre Entscheidung treffen. Mehr Infos: diseo.com/invest
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