Johann Kaufmann, Outdoor Switzerland: «Es ist wieder eine positivere Stimmung auszumachen»

Das Unternehmen will über die Jungfrauregion hinaus wachsen

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Durch den Zusammenschluss der Outdoor Interlaken AG und Grindelwald Sports im Jahr 2017 sowie der Integration von weiteren Anbietern im Adventure-Bereich ist in den letzten vier Jahren die Firmengruppe Jungfrau Sports Holding (JSH) entstanden. Nach der Umbenennung in Outdoor Switzerland AG in diesem Jahr hat sich das Unternehmen mit seinen fünf Tochterfirmen nun für ein komplettes Rebranding entschieden, das im Oktober abgeschlossen wurde.

Mit Johann Kaufmann, CEO von Outdoor Switzerland, sprach schweizeraktien.net über die Gründe für die Neupositionierung des Unternehmens, über die Folgen der Pandemie und die Zukunftsaussichten der auf Abenteuer-Tourismus spezialisierten Firma aus Interlaken.

Herr Kaufmann, seit vier Jahren sind Sie mit der jetzt in Outdoor Switzerland umbenannten Jungfrau Sports Holding auf dem Markt. 2020 mussten Sie pandemiebedingt Umsatzeinbussen von 15% verzeichnen. Auch 2021 dürfte ein weiteres anforderungsreiches Geschäftsjahr werden. Wie sieht Ihre Bilanz nach drei Quartalen aus?

Der Grindelwaldner Bergführer Johann Kaufmann ist seit April 2020 CEO der Outdoor Switzerland AG. Sein persönliches Highlight ist die Besteigung des Shisha Pangma Hauptgipfel auf 8027 m. ü. M. mit Ski und ohne zusätzlichen Sauerstoff. Bild: zVg.

Wir konnten auf der Kostenseite sehr gut reagieren und die Umsatzeinbussen überraschend gut abfangen. Geholfen hat uns sicher die gute Differenzierung unserer Tochtergesellschaften, primär die Präsenz auf dem Schweizer Markt. Die Liquidität konnten wir halten und sogar leicht verbessern, das gibt uns Rückhalt. Das Fazit ist klar: Der Zusammenschluss hat uns für Krisenzeiten gestärkt.

Was bezwecken Sie mit der Umbenennung in Outdoor Switzerland?

Bei der Gründung war unser Fokus regional. Der Erfolg der letzten Jahre hat dazu geführt, dass wir ausserregionale Gespräche geführt haben. Wir können uns durchaus vorstellen, unseren Horizont über die Jungfrauregion auszudehnen. Im Bergsport sind wir schon heute in der ganzen Schweiz unterwegs. Im Zuge des Rebrandings über unsere Tochtergesellschaften haben wir somit auch die strategische Ebene den Visionen angepasst. Outdoor Switzerland sagt exakt aus, wo wir tätig sein möchten.

Wo möchten Sie tätig sein?

Das Wachstum ist in unserer Region begrenzt. Wir sehen aber grosses Potenzial, weitere Outdoorunternehmen für unser Portfolio gewinnen zu können. Mit dem grösseren Volumen sichern wir unsere Kernidee der Holding. Unser Modell ist genial für Outdoorfirmen: Wir stellen professionelle Leistungen in den Unterstützungsprozessen wie Marketing und Finanzen zur Verfügung. Dort schwächeln viele Outdoorfirmen.

Sie haben in der Vergangenheit bereits eine ganze Reihe von Outdoor-Aktivitäten-Anbieter im Berner Oberland übernommen. Welche Regionen in der Schweiz liegen jetzt in Ihrem Fokus, und welche Art von Unternehmen steht auf Ihrem Einkaufszettel?

Wir strecken unsere Fühler sanft aus, erste Projekte werden vermutlich in angrenzenden Regionen kommen. Wir sind aber sehr offen für alle Formen von nachhaltigen Outdoor-Aktivitäten.

Gibt es jenseits Ihres Kerngeschäfts Rafting, Canyoning, Bungy Jumping, Gleitschirmfliegen und Schneeschuhtouren Geschäftsfelder, um die Sie Ihr Unternehmen erweitern wollen? Könnten Sie sich z.B. vorstellen, in die (Berg-)Gastronomie einzusteigen?

Wir wollen keinen Gemischtwarenladen, das ist ein wichtiger, strategischer Punkt. Alle unsere Mitarbeitenden sind aktiv in der Natur unterwegs. Ihre Passion ist unser Erfolg. Darauf wollen wir aufbauen. Unsere Geschäftsvision ist wie eine Bergtour: Nur wer sein Ziel kennt, findet den Weg. Das Feld von Outdooraktivitäten ist gross, da gibt es genug Arbeit für uns.

Der internationale Tourismus ist ein wichtiger Umsatzbringer für die Outdoor Interlaken AG. Insbesondere die Gäste aus Asien und den USA werden aber wohl weiter ausbleiben. Wie sind Sie für diese Situation gerüstet?

Nach 1,5 Jahren Pandemie sind wir gut gerüstet. Wir konnten uns strukturell sehr schnell an die neue Ausgangslage anpassen. Zum Glück konnten wir langjährige Mitarbeitende in anderen Bereichen einsetzen, und so den Know-how-Verlust in Grenzen halten. Die Märkte werden sich langsam erholen.

Sie schrieben im Geschäftsbericht 2020, dass das Unternehmen bezüglich Eigenkapital nicht auf eine Krise wie Corona vorbereitet gewesen sei. Welche Massnahmen zur Stärkung des Eigenkapitals sind geplant?

Wir machen in den nächsten 1,5 Jahren unsere Holding schlanker. Wir legen gleiche Bereiche zusammen und fundieren so den Fokus der Betriebsgesellschaften. Dies wird zur Stärkung beitragen. Weitere Schritte wie eine Aktienkapitalerhöhung könnten bei Bedarf folgen.

Ihre ganz persönlichen Hoffnungen und Befürchtungen bezüglich des kommenden Geschäftsjahrs?

Ich freue mich auf das nächste Jahr, es ist wieder eine positivere Stimmung in den Märkten auszumachen, und die Lust auf Outdoorerlebnisse und Reisen kommen einher. Ich bin gespannt, ob wir die Nachfrage richtig einschätzen. Wir müssen agil und flexibel bleiben; nur so können wir entsprechend der Nachfrage unsere Erwartungen erfüllen.

Mit welchem Motto motivieren und begeistern Sie Ihre Mitarbeitenden?

«Sehe nicht das Problem in der Chance, sondern die Chance im Problem.»

Kursverlauf der Aktie von Outdoor Switzerland in diesem Jahr. Quelle: otc-x.ch

Die Aktie der Outdoor Switzerland AG ist auf OTC-X der BEKB gelistet und  kostete zuletzt 1’400 CHF.

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