Um sich von der zunehmenden Konkurrenz durch den Online-Handel abzuheben, setzt die Berner Warenhausgruppe Loeb auf ihre Strategie vom «persönlichsten Warenhaus der Schweiz». Aktivitäten wie eine Eventküche und ein Nähkaffee sollten, ebenso wie Whiskey-Tastings und neue Gastroangebote, Kundinnen und Kunden vor allem in das Flaggschiff am Berner Hauptbahnhof locken. Doch der Beginn der Corona-Pandemie machte dem Familienunternehmen einen Strich durch die Rechnung. Die Läden mussten schliessen, ein persönlicher Austausch war nicht mehr möglich.
Umbau der Häuser in Biel und Thun abgeschlossen
Doch die Loeb Gruppe setzte ihre Strategie unbeirrt weiter um. Deshalb wurde auch der Umbau der zwei Filialen in Biel und Thun trotz der schwierigen Lage fortgesetzt und abgeschlossen. Im September konnte schliesslich auch das neue Warenhaus in der Thuner Innenstadt eingeweiht werden. Und in Bern öffnete der Detailhändler Lidl in den Räumen der früheren Buchhandlung Orell Füssli seine Pforten. Zufrieden können Nicole Loeb, die das Unternehmen in fünfter Generation leitet, und Finanzchef Franz Wittwer auf die abgeschlossenen Projekte zurückschauen. «Ohne Corona-Krise wären wir mit unserem neuen Konzept schon richtig durchgestartet», so Wittwer. Genau das wolle man nun nachholen, ergänzt Nicole Loeb im Gespräch mit schweizeraktien.net.
Teillockdown belastet Detailhandel weiter
Denn auch das laufende Geschäftsjahr war geprägt von der Pandemie. Der Teillockdown im Winter 2020/21 sowie die Schliessungen in der Gastronomie hatten wiederum einen negativen Einfluss auf das Detailhandelsgeschäft vor allem im ersten Quartal 2021. Für die pandemiebedingten Ausfälle im Detailhandel und in der Gastronomie beantragte die Loeb AG Härtefallgelder im niedrigen einstelligen Millionenbereich. Ausserdem bezog das Unternehmen weiterhin teilweise Kurzarbeitsentschädigungen, was die Aufwandseite entlastet. Kündigungen wurden nicht ausgesprochen.
Weniger Einbussen in der Immobiliensparte
In der Immobiliensparte mussten im 2021 keine wesentlichen Mietzinserlasse mehr gewährt werden, da die Mieter selber Härtefallhilfen beziehen konnten. Zudem wurden in den Filialen Biel und Thun umgenutzte Flächen neu vermietet, u.a. auch als Wohnungen, was erstmalig zusätzliche Mieterträge generiert. Die Gesellschaft spricht heute von einer Vollvermietung. Chancen sieht Loeb auch in Bezug auf Optimierungen und den Ausbau der Immobiliensparte. Nach Abschluss der Umbauarbeiten in Biel und Thun sind neue Projekte in der Planung. Durch die Zuwahl in den Verwaltungsrat von Thomas Graf als Immobilienspezialist setzt Loeb nun auch im strategischen Gremium ein Zeichen.
Situation im Detailhandel bleibt herausfordernd
«Das Konsumverhalten hat sich durch den Lockdown und das nun akzeptierte Homeoffice verändert», beschreibt Franz Wittwer die aktuelle Situation in der Sparte Detailhandel, die für einen Grossteil des Konzernumsatzes verantwortlich ist. Dies zeige sich auch in den Frequenzen in den Geschäften der Loeb Gruppe. Obwohl die Frequenzen rückläufig sind, entwickeln sich die Umsätze stabil. «Der Umsatz pro Kunde ist höher als vor der Pandemie», so Nicole Loeb. Die Kunden würden viel gezielter einkaufen. Gelitten hat das Geschäft in der Filiale Bern allerdings im Oktober unter den Corona-Demonstrationen an den Donnerstagen, was den Abendeinkauf erschwert hat. Im Unternehmen selbst hat Loeb bisher keine Vorschriften für die Mitarbeitenden in Bezug auf Corona erlassen. «Wir haben uns in der Impfkampagne stark engagiert, indem wir unseren Mitarbeitenden und ihren Angehörigen eine Impfung im Unternehmen angeboten haben», so Nicole Loeb. Mit der Resonanz zeigt sie sich zufrieden.
Zuversichtlich für das Weihnachtsgeschäft
Unklar sind derzeit mögliche Auswirkungen der weltweiten Lieferkettenprobleme auf das Loeb-Sortiment insbesondere während des wichtigen Weihnachtsgeschäfts. «Bisher sind uns noch keine substanziellen Lieferschwierigkeiten bekannt», so Nicole Loeb. Die Einkäuferinnen und Einkäufer hätten frühzeitig reagiert und die Lager noch rechtzeitig gefüllt. Nur vereinzelt seien Produkte nicht verfügbar.
Um die Strategie des «persönlichsten Warenhauses der Schweiz» umsetzen zu können, setzt Loeb auch auf einen Relaunch des hauseigenen Loyality-Programms. Beim Onlineshopping arbeitet die Loeb AG im Textilbereich künftig mit Zalando zusammen, ähnlich wie es bereits bei den Hartwaren mit der Competec-Gruppe (u.a. brack.ch) realisiert wird. So schafft das Unternehmen, ohne grosse eigene Investitionen in E-Commerce-Systeme, eine Präsenz der eigenen Marke im digitalen Bereich. Der Fokus liegt jedoch weiterhin auf dem stationären Detailhandel.
Fazit
Die Loeb Gruppe konnte dank ihrer soliden Bilanz (Eigenkapitalquote 63%) und staatlicher Hilfszahlungen, wie Kurzarbeitsentschädigung und Härtefallgelder, die Pandemie bisher gut überstehen. Erst mit der Rückkehr zur Normalität wird sich zeigen, ob der stationäre Detailhandel wieder an Akzeptanz bei den Kunden gewinnt. Mit Erlebniswelten und der persönlichen Beratung sollen die Kunden wieder in die Warenhäuser gelockt werden. Dafür ist Loeb gut aufgestellt.
Positiv zu bewerten ist die Professionalisierung in der Immobiliensparte, wo die Gruppe bereits in diesem Jahr durch Portfoliooptimierungen Akzente gesetzt hat. Zu erwähnen ist hier auch der langfristige Mietvertrag mit dem Lebensmitteldetaillisten Lidl am Hauptsitz in Bern. Bereits 2021 dürfte die Immobiliensparte nicht mehr durch Folgen von Covid negativ beeinflusst sein.
Insgesamt ist für dieses Jahr sicherlich noch mit einer rückläufigen Umsatzentwicklung zu rechnen. Auf Stufe Loeb AG dürften die staatlichen Hilfsgelder diesen Effekt abfedern. Auf Gruppenstufe wirken sich hingegen die Erträge aus der Immobiliensparte ebenso positiv aus wie die zu erwartende Rendite aus dem Wertschriftenportfolio. Diese konnte im laufenden Jahr von der positiven Entwicklung an den Kapitalmärkten profitieren.
Für 2021 ist auf Gruppenstufe wieder mit schwarzen Zahlen zu rechnen. Auch eine Wiederaufnahme der Dividendenzahlung bei der Holding ist daher nicht ausgeschlossen, insbesondere weil Loeb immer wieder die Dividendenkontinuität betont. Zuletzt wurden die PS auf der elektronischen Plattform OTC-X der BEKB für 240 CHF gehandelt. Für eine Namenaktie B wurden 221 CHF gezahlt. Dies entspricht immer noch einem Abschlag von 30% auf den Buchwert (NAV) von 330 CHF je PS. Sollte die Gesellschaft die Dividendenzahlung wieder aufnehmen, würde bei einer Dividende von 5 CHF die Rendite bei 2,3% liegen. Damit sind die Valoren nicht zu teuer. Insbesondere für längerfristig denkende Anleger mit einem Fokus auf Substanzwerte stellen PS und Aktie der Loeb Gruppe angesichts des interessanten Immobilienportfolios eine gute Depotbeimischung dar.