«We shape the future – wir gestalten die Zukunft.» So lautet der Slogan des Kunststoffherstellers Plaston Holding. Basis für die Zukunft bildet aber die Gegenwart, und diese gestaltet sich für das Ostschweizer Unternehmen durchaus positiv. Trotz Schwierigkeiten entlang der Lieferketten, erhöhten Rohstoff- und Transportkosten sowie den Herausforderungen der Covid-Pandemie gelang es der Gruppe im ersten Semester (April bis September) des Geschäftsjahres 2021/22, das erfreuliche Ergebnis aus dem Vorjahr mehr als zu bestätigen.
Fremdmärkte stützen starkes Wachstum der Plaston AG
So erzielte die Plaston Gruppe eine Steigerung des Umsatzes um 31% auf 52.4 Mio. CHF. Unterschiedlich zeigte sich die Entwicklung jedoch bei Betrachtung der beiden Geschäftsbereiche Plaston AG und Boneco. Erstere produziert Industrie-Koffer, technische Kunststoffteile und Baugruppen, während letztere auf Luftbehandlungsgeräte wie Luftbefeuchter und -reiniger sowie Ventilatoren spezialisiert ist.
Das Plaston-Geschäft hatte in den ersten Monaten der Vorjahresperiode merklich unter der Covid-Pandemie gelitten, dementsprechend tief lag die Vergleichsbasis. Die Umsatzzunahme der Plaston AG um 53% auf 37.7 Mio. ist dennoch beachtlich, schliesslich liegt dieser Wert auch um 29% über dem Niveau des ersten Semesters 2019/20, als das Geschäft noch ohne Einschränkungen der Pandemie verlief. Getragen wurde dieses Wachstum von den beiden ausländischen Standorten Tschechien und China. Dank der neuen Koffergeneration des wichtigsten Kunden erzielte Plaston in Tschechien ein Wachstum von 98%. Das Potenzial dieser metaBox ist aber noch nicht ausgeschöpft, weshalb das Unternehmen für das nächste Finanzjahr mit weiteren, zweistelligen Umsatzsteigerungen rechnet.
Elektromobilität als Basis für langjährige Umsatzsteigerungen
Um 53% konnte der Standort China zulegen. Mit 88% wuchs dabei der Bereich Elektromobilität am schnellsten. Hier beliefert Plaston Hersteller von Ladestationen mit Kunststoffteilen wie Handgriffen und Wandstationen. Dieser Markt bietet weiterhin gute Aussichten, und Plaston konnte bereits einige grosse Projekte gewinnen, welche in den nächsten Monaten umsatzwirksam werden. Auch im Bereich Motorrad sieht das Unternehmen grosses Potenzial. Zudem hat sich in China das Geschäft mit dem wichtigsten Kofferkunden nach Corona stabilisiert. Deshalb rechnet Plaston auch in China in den kommenden Jahren mit zweistelligen Wachstumsraten. Die im Schweizer Industriegeschäft erzielte Umsatzsteigerung von 27% mutet da im Vergleich beinahe schon bescheiden an.
Boneco kann neues Umsatzniveau bestätigen
Während bei Plaston die Messlatte vom Vorjahr coronabedingt tief lag, präsentierte sich bei Boneco eine andere Ausgangslage. Befeuert durch die Pandemie und die dadurch in die Höhe geschnellte Nachfrage nach Luftbehandlungsgeräten hatten sich die Boneco-Umsätze im ersten Halbjahr 2020/21 beinahe verdoppelt. Mit 14.6 Mio. CHF gingen die Umsätze bei Boneco nun im ersten Semester 2021/22 um 4% leicht zurück; das neue Niveau konnte somit aber annähernd gehalten werden. War im Vorjahr noch die Pandemie eine treibende Kraft, so spricht das Unternehmen aktuell von einem soliden Ausbau der Marktanteile.
Marktumfeld mit Stolpersteinen
Die Nachfrage nach Boneco-Produkten ist folglich stabil. Herausforderungen stellen sich dem Unternehmen dafür andernorts. In den USA haben Boneco und die 2019 akquirierte Marke Envion mit Strafzöllen auf Importen aus China zu kämpfen. Befanden sich die Produkte im Vorjahr noch auf einer Ausnahmeliste, so unterliegt ein Grossteil mittlerweile einer Einfuhrsteuer von 25%. Diese sogenannten Tariffs konnte Boneco bisher nicht an die Kunden weitergeben, entsprechend negativ ist der Effekt auf die Bruttomarge. Weiter war Boneco – wie auch Plaston – mit höheren Materialkosten und insbesondere auch Engpässen bei Containerverfügbarkeiten konfrontiert. Preise für Container, sofern überhaupt verfügbar, verzehnfachten sich zeitweise. Boneco konnte zwar trotz aller Schwierigkeiten die geplante Menge vollständig produzieren, bei internationalen Lieferungen kam es jedoch teilweise zu mehrwöchigen Verspätungen.
Profitabilität zeigt weiter nach oben
Den Schwierigkeiten zum Trotz konnte die Plaston Gruppe die EBIT-Marge von 5,5% auf 6,2% gegenüber der Vorjahresperiode erneut steigern. So resultierte im ersten Semester ein EBIT von 3.1 Mio. CHF nach 2.0 Mio. und ein Halbjahresgewinn von 2.1 Mio. nach 0.9 Mio. in der Vorjahresperiode. Insbesondere das 2019 bei Plaston lancierte Effizienzprogramm «Everest» erntete weitere Früchte, was zur Verbesserung der Profitabilität trotz schwierigem Marktumfeld verhalf. Aufgrund der damit einhergehenden Unsicherheiten erwartet die Geschäftsleitung für das Gesamtjahr dennoch ein Ergebnis leicht unter Vorjahr.
Bemühungen um Nachhaltigkeit werden wahrgenommen
Bereits seit Längerem arbeitet Plaston an der Verbesserung der eigenen Nachhaltigkeit. Zu diesem Zwecke wurde 2020 ein Global Sustainability Officer etabliert. Seit Frühjahr 2021 befassen sich nun drei interne Teams mit spezifischen Nachhaltigkeitsthemen. Die Bemühungen dienen nicht nur der Verbesserung der Nachhaltigkeit, sondern werden mittlerweile teilweise auch von Kunden gefordert und dementsprechend positiv wahrgenommen. Das Engagement von Plaston zeigte sich auch bei einer im Frühling von schweizeraktien.net durchgeführten ESG-Bewertung von ausserbörslich gehandelten Unternehmen, wo Plaston eine der höchsten Punktzahlen erzielte.
Fazit
Der Wind hat gedreht in Widnau. Nach einem Verlust 2019/20 und über mehrere Jahre sinkenden Umsätze gelang im vergangenen Jahr die Wende, und zumindest im ersten Halbjahr 2021/22 konnte Plaston den Rückenwind mitnehmen, auch wenn mit den erhöhten Rohstoffpreisen und Engpässen entlang der Lieferketten einige Böen von vorne entgegenbliesen. Diese Schwierigkeiten werden wohl während des zweiten Semesters bestehen bleiben. Für Entlastung sorgen könnte bei Boneco eine allfällige Aufhebung der US-Strafzölle. Gemäss Unternehmensaussagen seien zwar erste positive Anzeichen dafür feststellbar, konkrete Entscheidungen der US-Regierung gebe es aber noch nicht. Das vom Unternehmen erwartete Ergebnis fürs Gesamtjahr leicht unter Vorjahresniveau scheint, sofern die Lieferfähigkeit aufrechterhalten werden kann, eher konservativ prognostiziert zu sein.
«Wir gestalten die Zukunft.» Gerade durch die Produkte im Bereich Elektromobilität gestaltet Plaston eine zukunftsträchtige Branche mit. Zusammen mit dem noch nicht vollständig ausgeschöpften Potenzial der neuen Koffergeneration bildet dies eine solide Basis für weiteres Wachstum. Die Risiken der globalen Wertschöpfungskette bleiben bestehen, Plaston sieht allerdings die Material-Verfügbarkeit für die nächsten Monate als gesichert an, zudem wurden vorsorglich die Lagerbestände erhöht.
Die Aktien der Plaston Holding AG werden ausserbörslich auf OTC-X gehandelt. Der letztbezahlte Kurs liegt bei 5’425 CHF je Aktie. Damit weisen die Titel eine YTD-Performance von 19% auf. Gemäss ihrer Dividendenpolitik schüttet Plaston jeweils ein Drittel des Jahresgewinnes als Dividende an die Aktionäre aus. Um die für das vergangene Geschäftsjahr ausgeschüttete Dividende von 150 CHF je Aktie zu wiederholen, wäre ein Gewinn im Bereich von 4.5 Mio. CHF notwendig, was nach dem guten ersten Halbjahr im Bereich des Möglichen sein sollte. Auf dem aktuellen Kursniveau entspräche dies einer Dividendenrendite von vergleichsweise attraktiven 2,8%. Auf Basis der Halbjahreszahlen sind die Titel mit einer P/B-Ratio von 1.05 in etwa zu Buchwerten des Eigenkapitals bewertet. Die Eigenkapitalquote beläuft sich auf komfortable 63%. Die Titel sind trotz des Kursanstieges im letzten Jahr nicht überbewertet und bieten Anlegern weiterhin eine attraktive Möglichkeit, insbesondere wenn die Dividende konstant gehalten werden kann.