Der November brachte den Börsen weltweit sowohl scharfe Korrekturen als auch steile Kursanstiege. Zum ersten Mal seit langem war es wieder mehr ein Markt von Aktien mit teilweise höchst unterschiedlichen Kursverläufen – und weniger ein Aktienmarkt, in dem die Flut alle Schiffe anhebt. Das zeigt sich auch bei den unterschiedlichen Kursverläufen der Einzeltitel der Favoritenliste.
Verlierer des Monats sind Vifor Pharma und Coltene mit Kursrückgängen von über 10%. Bei Coltene gab es keine Meldungen, was nahelegt, dass es sich um Gewinnmitnahmen nach der guten Performance seit Jahresbeginn handelt. Das neuerliche Aufflackern der Infektionszahlen vor allem in Europa sowie die Einführung von Beschränkungen in manchen Ländern und Regionen lassen, wie zu Beginn der Pandemie, nun für den Winter weniger Zahnarztbesuche erwarten. Am längerfristigen Trendwachstum dürfte das allerdings wenig ändern. Im Frühjahr war es nach dem zuvor sehr schnellen Anstieg der Aktie opportun erschienen, die Hälfte der Position glattzustellen.
Vifor Pharma Aktie unter Druck
Auch bei Vifor Pharma, dem Spezialisten für Nierenkrankheiten, schlägt sich das abermalige Aufflammen der Virus-Pandemie negativ nieder. Die Sterberaten bei schweren Fällen von Dialysebedürftigen steigen unter Pandemie-Bedingungen stark, wodurch die Nachfrage nach Medikamenten fällt. Das betrifft auch den Vifor-Partner Fresenius Medical Care. Traditionell ist die Aktie ein starker Performer, hält aber dieses Jahr im DAX die rote Laterne. Trotz zweier Zukäufe, die das Portfolio von Vifor stärken, fiel die Aktie deutlich in die Nähe der Tiefstände um 100 CHF zurück. Auch die Frankenstärke zehrt. Zudem verlässt der CFO überraschend das Unternehmen.
Attraktivität als Übernahmeziel steigt
Das Gute am Schlechten ist, dass durch den Kursrückgang auch das Interesse von Private-Equity-Adressen wiedererwachen könnte. Die Market Cap von Vifor liegt nun im Bereich 7 Mrd. CHF; bei der letzten Interessenbekundung von Finanzinvestoren hatte die Bewertung noch 10 Mrd. CHF betragen. Weitergehende Verhandlungen waren 2020 nicht geführt worden, da das Ehepaar Ebner als bedeutender Aktionär nicht interessiert war.
Trendwende bei Logitech lässt auf sich warten
Bei der Logitech-Aktie blieb zwar die Trendwende bisher noch aus, aber im November hat sich ein, wie es bisher scheint, tragfähiger Boden im Chartbild etabliert. Die Aktie bleibt bei Leerverkäufern beliebt, obwohl sich auch in den Zahlen zum jüngsten Quartal kein Abschwung abzeichnet. Der Umsatz stieg gegenüber dem ausserordentlichen Vorjahresquartal um 4% in USD, in Lokalwährungen um 2%. Gegenüber dem Vergleichsquartal 2019 beträgt der Zuwachs 82%! Der CEO berichtet über Marktanteilsgewinne in fast allen Produktkategorien. Der Investment Case bleibt intakt, auch wenn der Gewinn erwartungsgemäss rückläufig war. Zudem sollte die herausragende Rolle als Vorreiter der Net-Zero-Wirtschaft nicht unterschätzt werden. Logitech war 2020 das erste Unternehmen der Unterhaltungselektronik weltweit, das zu jedem Produkt transparent die Klimabilanz angibt. Und solche Aktien bleiben auf längere Sicht gesucht, ganz egal, was die Leerverkäufer treiben.
Gelungene Trendwende bei Ypsomed
Ypsomed ist der Gewinner des Monats. Die jüngst publizierten Zahlen für das Halbjahr April-September zeigen mit einem Umsatzwachstum von 11,6% und einem Anstieg des EBIT um 26,5%, dass sich nun das Potenzial von Ypsomed zu entfalten beginnt. Es hat zwar wegen der Pandemie länger gedauert, doch mit einem Kurssprung von fast 20% beginnt sich die Geduld auszuzahlen.
Dividendenerhöhung für Barry-Callebaut-Aktionäre
Bei Barry Callebaut endet das Geschäftsjahr im August. Im letzten Geschäftsjahr 2020/2021 kehrte das Unternehmen auf den Wachstumspfad zurück. Der Absatz stieg um 4,6%. Auf der Basis eines um 23,4% gesteigerten Reingewinns soll die Dividende von 22 CHF im Vorjahr auf nun 28 CHF angehoben werden. Die Aktie bleibt auf ihrem soliden langfristigen Aufwärtstrend.
Wenig Kursbewegung der OTC-X-Favoriten
Die Kursveränderungen der ausserbörslich gehandelten Aktien hielten sich im November in engen Grenzen. WWZ drehte zum Monatsende hin in den positiven Bereich. Nach einem monatelangen Konsolidierungskurs der Aktie hat sich der Trend im November umgekehrt. Die Plaston Holding veröffentlichte Zahlen zum ersten Geschäftshalbjahr per Ende September, die sehr überzeugend ausfielen. Der Umsatz kletterte um 31%, die EBIT-Marge verbesserte sich trotz gestiegener Kosten von 5,5% auf 6,2%. In einzelnen Subsegmenten und Märkten wurden hohe zweistellige Zuwachsraten erzielt.
Klettern die Kurse weiter an der „Mauer der Angst“?
Die Nervosität an den Börsen steigt, das zeigt die zuletzt hohe Volatilität. Die scharfe Omicron-Korrektur vom vergangenen Freitag wurde am Montag teilweise wieder ausgebügelt. Doch nur einen Tag darauf, am Monatsultimo, kam es abermals zu einem Sell-out. Das nebulöse Börsenumfeld dürfte weiterhin für hohe Tagesschwankungen sowie kurzfristige Favoritenwechsel sorgen. Virus-Mutationen, hohe Inflationszahlen, Lockdown-Ängste sowie Engpässe bei Gütern, Transportwegen und Fachkräften bieten im bald beginnenden Jahr drei der Pandemie jedenfalls genügend Anlass, um die Portfolien einer genauen Überprüfung zu unterziehen. Nach 11 Monaten gewannen die sechs kotierten Aktien der schweizeraktien.net Favoritenliste 2021 durchschnittlich um 19,4%, die vier OTC-X Titel um 14,3%. In einem gleichgewichteten Aktien-Portfolio liegt die bisherige Jahresperformance somit bei 17,4%.