Nachdem die sehr emotional geführte Abstimmung zum Referendum gegen das Covid-19-Gesetz vorbei ist, steht nun eine weitere sehr intensiv geführte Debatte an: Am 13. Februar 2022 wird über ein Referendum gegen das Medienförderungsgesetz abgestimmt. Die Politik hat erkannt, dass angesichts der Dominanz der Onlinemedien seit der Jahrtausendwende den Verlagen die lukrativen Werbeumsätze wegbrechen. Sie befürchtet angesichts der sinkenden Einnahmen bei den Schweizer Medienhäusern aus dem Inserategeschäft und dem Spardruck in den Redaktionen, dass die Demokratie geschwächt wird. Mit bis zu 151 Mio. CHF pro Jahr (!) sollen Print- und Onlinemedien zusätzlich unterstützt werden. Die Gegner befürchten, dass sich die Politik so die Berichterstattung erkaufen könnte. Getreu dem Motto: «Wes Brot ich ess, des Lied ich sing».
Unabhängige Medien können nur wirklich unabhängig sein, wenn sie von den Personen bezahlt werden, denen sie verpflichtet sind. Bei Publikumsmedien wären dies die Leser, nicht der Staat. Zu lange hat sich die Branche auf den lukrativen Werbegeldern ausgeruht, die digitale Transformation auch ein Stück weit ignoriert. Dass nun der Staat für die unternehmerischen Fehler der Verlagsbranche in der Vergangenheit einspringen soll, leuchtet wenig ein. Dies umso weniger, wenn man sich die Fakten anschaut. Denn die Jahresabschlüsse der grossen Medienhäuser sprechen eine andere Sprache. Selbst im Pandemiejahr 2020, in dem die Regierung mal schnell 57.5 Mio. CHF für die «Not leidende» Branche locker machte, wiesen alle grossen Verlage ein positives operatives Ergebnis auf Stufe EBITDA aus. Bei der NZZ Mediengruppe (+4,9% auf 36.5 Mio. CHF) und CH Media (+16,0% auf 42.8 Mio. CHF) lag dieser Wert sogar deutlich über dem Vorjahreswert. Auch beim Jahresergebnis musste keiner der grossen Verlage – mit Ausnahme der TX Group aufgrund ausserordentlicher Effekte – rote Zahlen schreiben.
Von den 30 Mio. CHF Corona-Sonderhilfe im Jahr 2020 für regionale TV- und Radiosender dürfte rund ein Viertel allein an die CH Media geflossen sein. Doch wurde die Berichterstattung dadurch besser? Mitnichten! Das Bundesamt für Kommunikation (Bakom) rüffelte erst Anfang November fünf regionale TV-Sender – vier davon gehören zur CH Media Gruppe –, weil sie nicht genügend relevante regionale Informationen geliefert haben. Offenbar fliessen die staatlichen Gelder nicht in die Angebotsqualität, sondern werden für andere Zwecke verwendet. Die Beispiele zeigen: Eine staatliche Medienförderung ist einerseits nicht notwendig, da es den grossen Verlagen auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten gut geht. Andererseits tragen staatliche Mittel auch nicht zu einer Verbesserung der Angebotsqualität bei. Übrigens: Selbst das Onlinemagazin Republik, das erst vor knapp drei Jahren gegründet wurde, schrieb im abgelaufenen Geschäftsjahr dank seinem Mix aus Mitgliedsbeiträgen und Kurzabonnements schwarze Zahlen.
Natürlich können Sie nun einwenden, dass wir bei schweizeraktien.net keine Chance haben, von dem neuen Mediengesetz zu profitieren. Und daher das Gesetz ablehnen. Es ist zwar richtig, dass wir uns über Werbung, Sponsoring, Events und Serviceleistungen finanzieren und aus diesem Grund keine Staatsgelder beantragen könnten. Allerdings haben auch wir den Anspruch, unsere Nutzerinnen und Nutzer immer objektiv und kritisch über Themen rund um das Investieren in Schweizer Aktien zu informieren. Die Aktieninvestments unserer Autoren, sofern es sie überhaupt gibt, machen wir sogar in einem Transparenzhinweis öffentlich. Das Ergebnis zeigt sich auch in unserer Favoritenauswahl für Schweizer Aktien. Die Performance in diesem Jahr kann sich durchaus sehen lassen. Wir freuen uns besonders, dass mit Ypsomed und nun auch Vifor unsere Überlegungen aufzugehen scheinen. Geduld ist eine Tugend, die sich am Aktienmarkt auszahlt.
Ein Investor, der immer langfristig gedacht und Geduld hatte, war Peter J. Lehner. Der frühere Fondsmanager des «SaraSelect»-Fonds machte das Investieren in Schweizer Small Caps Ende der 90er-Jahre salonfähig. Wir sind sehr traurig, dass Peter J. Lehner vor zwei Wochen nach kurzer Krankheit im Alter von 82 Jahren verstorben ist. In der kommenden Woche werden wir mit einem Nachruf sein Leben und sein Wirken als Unternehmer, Investor, Kämpfer für Aktionärsrechte und auch als hilfsbereiter Mensch würdigen.
Verstorben ist in der letzten Woche auch Baron August von Finck jr. im gesegneten Alter von 91 Jahren. Der ursprünglich aus Bayern stammende, langjährige Bankier und Investor mit Wohnsitz in der Schweiz auf Schloss Weinfelden im Thurgau, der der Legende nach lieber Bauer geworden wäre, war durch seine zahlreichen industriellen Aktivitäten auch in der Schweiz bekannt. Im kotierten Bereich gehören bzw. gehörten Beteiligungen an Von Roll und – bis August 2020 – der SGS Gruppe dazu. Auch die bis 2007 an der SIX gelistete Unternehmensgruppe Mövenpick Holding, u.a. mit dem Gastronomieunternehmen Marché International AG und dem Geschäftsbereich Mövenpick Wein, gehört bis heute zum Beteiligungsimperium der Familie von Finck. Im ausserbörslichen Bereich ist die Familie u.a. bei der Beteiligungsgesellschaft Welinvest engagiert.
In der kommenden Woche beschäftigen wir uns mit dem Wintertourismus, publizieren ein Interview mit Urs Neuhauser, CEO der Griesser Holding, und werden einen Ausblick auf die GV-Saison 2022 geben. Dazu veranstalten wir am 9. Dezember 2021 um 16.30 Uhr ein Webinar, zu dem Sie herzlich eingeladen sind.
Nun wünschen wir einen guten Start in die Woche und einen schönen «Samichloustag».
Aktuelle Artikel vom schweizeraktien.net-Team
schweizeraktien.net: Favoriten 2021 – November-Nebel
Der November brachte den Börsen weltweit sowohl scharfe Korrekturen als auch steile Kursanstiege. Zum ersten Mal seit langem war es wieder mehr ein Markt von Aktien mit teilweise höchst unterschiedlichen Kursverläufen – und weniger ein Aktienmarkt, in dem die Flut alle Schiffe anhebt. Das nebulöse Börsenumfeld dürfte weiterhin für hohe Tagesschwankungen sowie kurzfristige Favoritenwechsel sorgen, schreibt unser Autor Karim Serrar…
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Plaston Holding: Überzeugende Halbjahreszahlen trotz herausforderndem Marktumfeld
Trotz eines mit steigenden Rohstoffpreisen und Lieferengpässen herausfordernden Marktumfeldes präsentiert die Plaston Holding überzeugende Halbjahreszahlen. Unser Autor Daniel Eichenberger analysiert das Ergebnis in seinem neuesten Beitrag und geht auch auf die Nachhaltigkeitsbemühungen ein…
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Digital Assets: BEKB startet digitalen Marktplatz SME|X mit erstem Emittenten
Die Berner Kantonalbank AG (BEKB) hat unter dem Namen SME|X einen ausserbörslichen Marktplatz für digitale Vermögenswerte lanciert. Ab sofort können dort die Token des Start-ups Cow Level AG gehandelt werden. Ausserdem gab die BEKB bekannt, dass sie sich an der daura ag beteiligt…
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Cow Level: Eine Internet-Börse für virtuelle Gegenstände sucht neue Investoren
Am 1. Dezember 2021 startete die Berner Kantonalbank AG (BEKB) mit SME|X ihren neuen ausserbörslichen Marktplatz für digitale Aktien. Die Unternehmensanteile der Cow Level AG sind die ersten Token, die dort gehandelt werden. Wir haben uns das Unternehmen und sein Projekt FiPME – First International Play Money Exchange – genauer angeschaut und mit den beiden Gründern, Stefan Kaemper und Boris Obodda, gesprochen…
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Brauerei Schützengarten: Erneuter Umsatzrückgang bei der Traditionsbrauerei
Die Covid-19-Pandemie hat den Schweizer Biermarkt ausgebremst. Der Schweizer Brauerei-Verband spricht mit Blick auf das abgelaufene Braujahr 2020/21 von einem «Jahr des Vergessens». Im Vergleich zum Vorjahr wurden 4,9% weniger Bier abgesetzt Die älteste Brauerei der Schweiz, die St. Galler Brauerei Schützengarten AG, blieb auch im abgelaufenen Braujahr von den Folgen der Covid-19-Pandemie nicht verschont. Unser Autor Carsten Priebe analysiert die Zahlen…
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Medien: Staatsgelder für eine «Not leidende» Branche und die weitere Konzentration
In der Diskussion um die neue Medienförderung lohnt sich ein Blick auf die Jahresabschlüsse der grossen Schweizer Medienkonzerne. Wir haben uns die 2020er-Abschlüsse bereits Anfang Mai angeschaut. Die Zahlen sprechen eine klare Sprache: Selbst im Corona-Krisenjahr hat kein Konzern einen operativen Verlust erlitten. Zusätzliche Staatsgelder für diese Konzerne sind daher rein wirtschaftlich betrachtet nicht notwendig…
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Was uns im Netz sonst noch aufgefallen ist…
12 Fragen zur Medienförderung – Warum soll der Staat Zeitungen unterstützen?
Am 13. Februar 2022 sind Schweizerinnen und Schweizer aufgerufen, an der Urne über die neue Medienförderung abzustimmen. Zeitlich befristet sollen die Schweizer Medien mit bis zu 151 Mio. CHF zusätzlichen Fördergeldern pro Jahr unterstützt werden. bazonline.ch beantwortet 12 wichtige Fragen zur Medienförderung…
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Die Finanzmärkte und die Macht der Narrative
In einem lesenswerten Kommentar widmet sich Mark Dittli, Chefredakteur The Markets, in einem «Big Picture»-Beitrag für nzz.ch (Log in notwendig) der aktuellen Situation an den Märkten rund um Omikron und den «geldpolitischen Schwenkkurs der US-Notenbank». Auch geht Dittli mit einigen Finanz-Narrativen kritisch ins Gericht, so etwa den von interessierter (Finanz-)Seite aufgeblasenen, heissen Stories von BRIC oder «Next 11»…
Werden Teigwaren zum Luxusgut?
Nach einem Bericht des Agrar-Fachportals schweizerbauer.ch befürchten Teigwarenhersteller in den kommenden Monaten aufgrund der angespannten Marktlage einen Versorgungsengpass an Hartweizen – und, Stichwort Inflation, steigende Preise für Nudeln & Co. Keine guten Aussichten für nudelaffine Verbraucher…
Swiss Casinos zieht in Lokstadt – Winterthur bekommt ein Casino
Veränderungen stehen in der Schweizer Casino-Landschaft ab 2025 bevor. Im Quartier Lokstadt – ein Projekt der börsenkotierten INA Invest AG – soll in der denkmalgeschützten Halle Rapide ab diesem Datum ein Casino mit 120 Arbeitsplätzen entstehen. Betreiberin ist Swiss Casinos. Dafür soll der zuletzt regelmässig defizitäre Casino-Standort Schaffhausen aufgegeben werden. tagesanzeiger.ch berichtet…
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Nachruf: August von Finck junior: Der geheime Pate von München
Der auch in der Schweiz aktive Investor August von Finck jr. ist vor wenigen Tagen im Alter von 91 Jahren in London verstorben. handelsblatt.de widmet dem in mancherlei Hinsicht unkonventionellen Familienunternehmer einen Nachruf…
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Die Lieblingskekse der Falstaff-Redaktion
Kekse. Feinbackwaren. Kleingebäck. Plätzchen. Für Schweizer Ohren klingen diese Begrifflichkeiten rund um Weihnachten wie seelenlose Auszüge aus einer EU-Verordnung. Weihnachtszeit ist hierzulande – natürlich – «Guetzli»-Zeit! Das in der D-A-CH-Region aktive Kulinarik-Magazin Falstaff hat die beliebtesten Rezepte der Redaktion für «Weihnachtsgebäck» alias Guetzli, Kekse, Plätzchen & Co. auf falstaff.de zum Nachbacken zusammengestellt…