Spätestens seit der Bund Ende September über die Möglichkeit einer Strommangellage in künftigen Wintern informiert hat, blickt auch die breite Schweizer Bevölkerung mit gewisser Sorge auf den Energiemarkt. Während die Mangellage noch Zukunftsmusik ist, war eine Preiserhöhung bereits dieses Jahr Tatsache. Für Konsumenten und Unternehmen mit hohem Stromverbrauch eine Belastung, Energieversorger profitieren hingegen vom Preisanstieg. So auch die Centralschweizerische Kraftwerke AG (CKW), welche im per Ende September abgeschlossenen Geschäftsjahr 2020/21 Gesamtleistung und Gewinn deutlich steigern konnte.
Sondereffekte stärken Resultat
Mit 12 Mio. CHF beziffert die CKW in der Bilanzmedienkonferenz den positiven Einfluss der höheren Energiemarktpreise auf das EBIT. Mit 175 Mio. liegt dieses um satte 41% über dem Vorjahreswert. Hauptverantwortlich dafür waren allerdings wie so oft beim Innerschweizer Unternehmen Sondereffekte. Die Rendite der Stilllegungs- und Entsorgungsfonds erhöhte sich dank der guten Performance der Märkte um 51 Mio. CHF, eine nachträgliche Entschädigung für die ehemaligen Übertragungsnetzanlagen durch Swissgrid brachte 25 Mio. ein, und der Abschluss des Energietarifverfahrens mit der Eidgenössischen Elektrizitätskommission erlaubte die Auflösung einer Rückstellung über 31 Mio. CHF. Das bereinigte Betriebsergebnis liegt mit 107 Mio. CHF denn auch um knapp 20% unter dem Wert des Vorjahres. Die Gesamtleistung der Gruppe belief sich im Berichtsjahr auf 916 Mio. CHF (+12%); dies, obschon die produzierte Energiemenge aufgrund von langen Unterhalts- und Revisionsarbeiten in den Kraftwerken zurückgegangen ist.
Unter dem Strich erwirtschaftete die CKW Gruppe einen Jahresgewinn von 159 Mio. CHF, was einer Steigerung um 53% gegenüber dem Vorjahr entspricht. Zusammen mit dem hohen Nettofinanzguthaben von 574 Mio. erlaubt dies dem Verwaltungsrat, der Generalversammlung vom 28. Januar 2022 die Erhöhung der ordentlichen Dividende von 3 CHF au 6 CHF sowie eine einmalige Sonderdividende von 15 CHF je Aktie zu beantragen.
Weiter Weg bleibt zur erfolgreichen Energiewende
Auch wenn die Zahlen 2020/21 positiv stimmen, so muss sich auch die CKW mit dem Umbruch der Energiewelt beschäftigen. Der geplante Ausstieg aus der Kernkraft erfordert hohe Investitionen in die erneuerbaren Energien, ansonsten droht der erwähnte Strommangel im Winter Tatsache zu werden. Doch genau hier sei die Schweiz noch nicht auf Kurs, meint Martin Schwab, CEO der CKW Gruppe, im Geschäftsbericht. Viele Neuprojekte schritten zu langsam voran, zudem drohe bei einigen Kraftwerken ein Produktionsverlust in den nächsten Jahren aufgrund von verschärften Vorschriften oder der ungenügenden wirtschaftlichen Rentabilität. Dabei sieht Schwab vor allem die Politik in der Pflicht, um die Entwicklung zu beschleunigen, beispielsweise über die Einführung einer CO2-Lenkungsabgabe.
Investitionen von über 100 Mio. CHF in Wasser- und Windkraft
Durch umfassende Investitionen leistet die CKW ihren Beitrag zum Ausbau der Erneuerbaren. Fürs erste Quartal 2022 ist der Baustart des Wasserkraftwerkes Waldemme in Flühli geplant, welches künftig genug Strom für 1’500 Haushalte liefern und die Winterversorgung stärken soll. Nachdem die Planung seit über zehn Jahren am Laufen war, wurde diesen Herbst das Konzessions- und Baugesuch gutgeheissen, sodass das 12.4 Mio. CHF starke Projekt endlich in Bau gehen kann. Alle laufenden Projekte im Bereich Wasser- und Windkraft zusammengenommen investiert die CKW momentan 112 Mio. CHF in klimafreundliche Stromproduktion für rund 18’300 Haushalte.
Solar-Leuchtturmprojekt im Wallis startet 2022
Auch im Bereich Solar tut sich einiges. Dieser erzielte bei CKW im Berichtsjahr ein Umsatzwachstum von 36%, und die Solaranlage bei der Galliker Transport AG, bei welcher Solarpanels nicht nur auf dem Dach, sondern auch an der Fassade Strom produzieren, wurde mit dem Schweizer Solarpreis ausgezeichnet. Ein einzigartiges Projekt entsteht nächsten Frühling ausserdem in Leuk im Wallis. In einem Contracting mit der Firma Signalhorn AG bestückt die CKW dort drei nicht mehr im Einsatz stehende Satellitenschüsseln mit Solarpanels. Diese Anlage bietet den grossen Vorteil, dass die Satellitenschüsseln nach der Sonne ausgerichtet werden können und sich über der Nebelgrenze befinden. Zudem bleibt auf den Panels kaum Schnee liegen, sodass die Anlage auch Winterstrom produzieren kann.
Fazit
Für die Schweiz bedeutet die Energiewende eine grosse Herausforderung. Zwar geht diese für Energieversorger mit grossen Investitionen einher, durch innovative Lösungen und Projekte können sich diese aber auch einen Vorteil gegenüber der Konkurrenz verschaffen. Die Solarpanels auf den Satellitenschüsseln sind ein gutes Beispiel dafür, wie mit Bestehendem Neues geschaffen und durch kluge Lösungen der Platzverbrauch beschränkt werden kann. So stehen bei der CKW denn auch generell die Weichen Richtung erneuerbare Energien, durch die umfassenden Investitionen in neue Kraftwerke, die Einführung von intelligenten Stromzählern oder das Auffangen der Schwankungen bei der Produktion erneuerbarer Energien durch grosse Batteriespeichersysteme. Damit leistet das Unternehmen einen Beitrag zur Vorbeugung eines allfälligen, winterlichen Strommangels in der Schweiz und positioniert sich in diesem Wachstumsmarkt.
Das Ergebnis 2020/21 fiel dank Sondereffekten sehr gut aus. In den kommenden Jahren dürfte die CKW vermehrt von den hohen Strompreisen profitieren. Das Unternehmen verfolgt eine Strategie der rollenden Absicherung der Strompreise über drei Jahre, wodurch die hohen aktuellen Kurse in den kommenden Jahren an Relevanz gewinnen werden. Wie die CKW in der Bilanzmedienkonferenz informierte, lagen die Preise von Futures für das kommende Jahr (Referenz 15.10.2021) bei 130-140 EUR/MWh. Es wird zwar nicht erwartet, dass dieses Niveau das neue Normal sein wird, jedoch liegen die Futures-Preise auch für die nächsten Jahre bei über 60 EUR/MWh und somit über dem langjährigen Mittel. Die Produktionskosten der CKW liegen gemäss Unternehmensangaben zwischen 50 und 60 EUR/MWh. Die aktuell hohen Strompreise dürften sich somit noch über Jahre hinweg positiv auf den Gewinn der CKW auswirken.
Die Aktien der CKW werden ausserbörslich auf OTC-X gehandelt. Der letztbezahlte Kurs liegt bei 340 CHF, was einer YTD-Performance von 13% entspricht. Auf Basis dieses Kursniveaus sind die Titel mit einem KGV von 12.7 und einem KBV von 1.1 moderat bewertet. Wenig attraktiv ist dafür die ordentliche Dividende von 6 CHF je Aktie, entsprechend einer Rendite von 1,8%. Einzig in diesem Jahr können Aktionäre dank der Sonderdividende und Ausschüttung von gesamthaft 21 CHF je Aktie über eine Rendite von 6,2% jubilieren. Mit einer Eigenkapitalquote von 64% ist die CKW aber grundsolide aufgestellt. Kurspotenzial besteht vor allem durch die zu erwartenden guten Ergebnisse in den nächsten Jahren und die Investitionen in erneuerbare Energien.