Jahrelang waren die Schweizer Bergbahnen vom Erfolg verwöhnt. Insbesondere die grossen Bahnbetriebe profitierten von den internationalen Tourismusströmen. Ohne Corona-Pandemie wären auch 2020 weitere Rekordwerte möglich gewesen. Doch die Folgen der Pandemie haben diesen Aufwärtstrend jäh gestoppt. Sie haben auch deutliche Spuren in den Jahresabschlüssen 2020 und 2020/21 der Schweizer Bergbahnen hinterlassen. Dies wird in der jüngsten Bergbahnenstudie deutlich, die OTC-X Research in Zusammenarbeit mit dem IFZ herausgegeben hat.
Wintersportbahnen leiden weniger stark als Ausflugsbahnen
Allerdings gab es im Pandemiejahr nicht nur Verlierer. Bei den Wintersportbahnen litten die internationalen Skigebiete wie Samnaun und Zermatt wegen der Schliessung ihres grenzüberschreitenden Partners (Ischgl, Cervinia) am stärksten. Hingegen schnitten Bergbahnunternehmen aus Disentis und Bergün besser ab als in den letzten fünf Jahren. Dank guter Schneeverhältnisse und der Öffnung der Wintersportanlagen in der Saison 2020/21 fiel der Ertragsrückgang bei den Wintersportbahnen nicht ganz so gravierend aus wie bei den Ausflugsbergbahnen. Gelitten haben allerdings Betriebe mit einem eigenen Gastronomieangebot, da dieses zeitweise geschlossen war oder sie auf Take-away umstellen mussten. Im Sommer 2020 erzielten die Wintersportbahnen sogar einen Ertragszuwachs von 14% gegenüber dem Vorjahr und 22% gegenüber dem aktuellen Fünfjahresdurchschnitt. Trotz einer Reduktion der Abschreibungen musste die Mehrheit der Bergbahnen Verluste ausweisen.
Rund 40% der Wintersportbahnen haben einen «Covid-Kredit» aufgenommen. Zu den besten zehn Wintersportbahnen gehören die Brunni Bahnen Engelberg, die Davos Klosters Bergbahnen oder die Weisse Arena Gruppe. Alle Bahnen konnten schon in den Vor-Corona-Jahren gute Renditen erwirtschaften. Da die Wintersaison 2020/21 in der Schweiz ohne grosse Komplikationen verlaufen ist, lässt dies auch für die laufende Wintersaison hoffen. Für Unsicherheit sorgt weiterhin die epidemiologische Lage.
Ausflugsbahnen verlieren rund 29% an Umsatz
Bei den Ausflugsbergbahnen verzeichneten die 15 analysierten Unternehmen im Schnitt einen Umsatzrückgang um 29%. Während die Jungfraubahn AG in 2020 mit der Inbetriebnahme des Eiger-Express ihr V-Bahn-Projekt trotz Pandemie planmässig fertigstellen konnte, befinden sich andere Grossprojekte derzeit in der Warteschleife. Denn insgesamt fehlt den Ausflugsbergbahnen gegenüber dem Vorjahr 136 Mio. CHF zum Investieren. Dennoch werden die Projekte wohl in den kommenden Jahren umgesetzt, da nicht davon auszugehen ist, dass die Reiselust nachhaltig geschädigt bleiben wird. Allerdings sind die Betriebe für die Rückkehr zur Ertragskraft der letzten Jahre auf eine Erholung der internationalen Reisemärkte angewiesen. Dank einer soliden Finanzierung – mit einer Ausnahme weisen sämtliche Ausflugsbergbahnen ein Eigenkapital von mindestens 60% aus – kann die aktuelle Durststrecke überwunden werden.
Berner Oberland und die Zentralschweiz mit grössten Verlusten
Per Ende September 2021 lagen die Ersteintritte schweizweit um 27% hinter dem Jahr 2019 zurück, wobei wie bereits 2020 das Berner Oberland sowie die Zentralschweiz die grössten Verluste zu verzeichnen haben. Dennoch gehen die meisten Anleger auch davon aus, dass sich nach einer Normalisierung der Pandemie-Situation die Ertragslage für die Ausflugsbergbahnen wieder normalisiert. Denn die Aktienkurse der Jungfraubahn-Gruppe, der Pilatus-Bahnen und der Säntis-Schwebebahn haben sich in den letzten Monaten vergleichsweise stabil gehalten.
Insgesamt sind die Schweizer Bergbahnbetriebe bisher dank Schweizer Gästen und Besuchern aus dem nahen Ausland, Kurzarbeitsentschädigung, Covid-Krediten und der Härtefallgelder des Bundes gut durch die Corona-Pandemie gekommen.
Untersucht wurden in der Studie die Jahresabschlüsse 2020 und 2020/21 von Schweizer Bergbahnen, deren Aktien börsenkotiert sind oder ausserbörslich auf OTC-X gehandelt werden.