Die Tourismus- und Freizeitbranche kommt nur schleppend aus den coronabedingten tieferen Geschäftszahlen wieder heraus. In 2020 musste die Thermalbad Zurzach AG einen Umsatzrückgang um 20% hinnehmen und erwirtschaftete einen Verlust in Höhe von 1.9 Mio. CHF. Trotz der nochmaligen Schliessungen zu Beginn des Jahres 2021 zeigt sich Geschäftsführer Dominik Keller im Interview mit schweizeraktien.net nun optimistisch, für das Geschäftsjahr 2021 wieder eine «schwarze Null» ausweisen zu können. In den kommenden Jahren will das Thermalbad seine Positionierung als Generationenbad weiter stärken. Zudem soll der Bäderkomplex erweitert werden.
Herr Keller, 2021 war ein sehr wechselhaftes Jahr, das mit Schliessungen begann und immer wieder von der Pandemie beeinflusst war. Wie hat sich das Thermalbad Zurzach in diesem Jahr geschlagen?
Wir sind froh, dass es in der zweiten Jahreshälfte nicht zu weiteren Verschärfungen oder gar Schliessungen gekommen ist. Nach den Einschränkungen im Winter und Frühjahr hat uns das nasskalte Sommerwetter geholfen. Im Juli und August konnten wir Rekordzahlen bei den Eintritten verzeichnen. Auch der November war bis zum Aufkommen der Omikron-Variante wieder ein Rekordmonat. Insgesamt rechnen wir daher für 2021 trotz des schwierigen Umfelds mit einer schwarzen Null beim Ergebnis.
Das Thermalbad wird auch sehr gerne von deutschen Gästen besucht. Ein Viertel Ihrer Gäste stammen aus Deutschland, haben Sie uns in einem Interview gesagt. Welchen Effekt hat Corona auf diese Gästegruppe, insbesondere wegen der Quarantänevorschriften?
Natürlich haben wir einen Rückgang der Gästezahlen aus unserem Nachbarland zu verzeichnen. Doch wir rechnen damit, dass dieser Rückgang nur vorübergehend sein wird. Immerhin hat uns die deutsche Online-Buchungsplattform Travelcircus zum dritten Mal in Folge zur besten Therme im D-A-CH-Raum gewählt. Wir konnten bei allen vier Kriterien Bekanntheit, Beliebtheit, Ausstattung und Preisbenotung die beste Punktzahl holen.
Am 21. November wurde in Baden mit dem Fourtyseven ein weiteres Thermalbad in Ihrer Region eröffnet. Jetzt kämpfen Sie mit Rheinfelden, Bad Schinznach, dem Aqualon in Bad Säckingen und dem neuen Betrieb in Baden um Gäste. Werden Sie da nicht zwangsläufig Gäste verlieren?
In unserem Budget haben wir die Neueröffnung in Baden mit einem Rückgang von 10% bei den Eintritten berücksichtigt. Bisher sehen wir allerdings noch keine so grossen Auswirkungen auf unseren Betrieb. Dies mag an der unterschiedlichen Positionierung liegen: wir haben unser Angebot vor allem auf Familien mit Kindern ausgerichtet. Ausserdem sind die Preise in Baden etwas höher, auch die Mindestaufenthaltsdauer mit 3 Stunden länger. Somit können wir mit dem neuen Mitbewerber recht gut leben …
… zumal sie ja auch indirekt beim Betrieb über die Bädergruppe mit dem Fortyseven kooperieren. Wo arbeiten Sie genau zusammen?
Dies beginnt im Bereich Personalmanagement, geht über Digitalisierungsthemen und IT bis hin zu Synergien in der Beschaffung. Zudem bestehen im Klinikbereich Synergien mit unserem Hauptaktionär, der Stiftung Gesundheitsförderung Bad Zurzach und Baden.
In 2020 konnte die Sanierung der Bohrturm-Sauna abgeschlossen und der Restaurantbetrieb in Eigenregie übernommen werden. Welche Projekte planen Sie in den kommenden Jahren?
Erst einmal gilt es nun, die finanziellen Folgen der Corona-Pandemie zu überwinden. Wir möchten 2021 wieder ein ausgeglichenes Ergebnis erzielen und auch 2022 wieder schwarze Zahlen schreiben. Der Zuspruch der Gäste auch während der Pandemie hat gezeigt, dass unser Geschäftsmodell funktioniert. Unsere Strategie 2025 sieht vor, das Thermalbad Zurzach als Generationenbad zu positionieren. Exzellenz und wirtschaftlicher Erfolg sind dabei unsere Massstäbe. Wir visieren ein jährliches Wachstum von 4 bis 5% an, um die Gästezahl von 400’000 pro Jahr zu erreichen. Ebenso planen wir in den kommenden zehn Jahren in mehreren Bauetappen den Bäderkomplex zu erweitern.
Welchen Stellenwert hat dabei das Thema Nachhaltigkeit?
Nachhaltigkeit ist für uns schon seit mehreren Jahren ein wichtiges Thema. So konnten wir den Heizölverbrauch von 1.1 Mio. Liter in 2004 bis 2016 auf null reduzieren. Wir nutzen dabei die Wärme unseres eigenen Thermalwassers. Ausserdem haben wir laufend in die Energieeffizienz investiert. Aus Kostengründen mussten wir eine geplante Flachdachsanierung zurückstellen und werden dies nun in diesem Jahr realisieren, bei der wir den Einbau von Solarzellen geplant haben. Damit wollen wir einen namhaften Teil der Betriebsenergie gewinnen.
Herr Keller, wir danken Ihnen für das Gespräch.
Die Aktien der Thermalbad Zurzach AG werden ausserbörslich auf OTC-X gehandelt. Zuletzt wurden 290 CHF für eine Aktie bezahlt. Der Buchwert lag per Ende 2020 bei 710 CHF je Aktie. Auf eine Ausschüttung wurde im vergangenen Jahr wegen der Pandemie verzichtet. Für 2019 lag die Ausschüttung noch bei 10 CHF je Aktie.