Ausserbörslicher Aktienmarkt: Bergbahn- und Energietitel gewinnen 2021 zweistellig

Rekordhohe Abschlüsse auf OTC-X im Jahr 2021 - Haslibergbahn-Aktie steigt um 200%

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Für den ausserbörslichen Aktienmarkt verlief das vergangene Jahr sehr erfreulich. Auf der Handelsplattform OTC-X der BEKB, die nach dem Rückzug der Zürcher Kantonalbank per Ende 2021 zusammen mit der Lienhardt&Partner Privatbank in Zürich weiterhin auf das Spezialsegment setzt, wurde mit 11’120 Abschlüssen ein neuer Rekord seit dem Bestehen der elektronischen Handelsplattform erzielt. Auch das Handelsvolumen erreichte mit 199.7 Mio. CHF den drittbesten Wert. Und auch wenn die Kursentwicklung gemessen an dem Indizes OTC-X All Share und OTC-X Liquidity mit 9.0 bzw. 5.2% hinter dem Hauptmarkt zurückblieb, so konnten insbesondere Bergbahn- und Energietitel von der positiven Entwicklung am Aktienmarkt profitieren, während der Tourismus- und Freizeitsektor neben den Beteiligungsgesellschaften die einzigen Sektoren mit einem Minuszeichen vor den Indizes war. Bei den Beteiligungsgesellschaften ist das Minus vor allem auf den Kursrückgang der Claretta-Aktien zurückzuführen, die in 2021 eine Substanzdividende in Höhe von 2’800 CHF zahlte.

Mit dem IPO der Kursaal Bern AG an der BX Swiss hat der ausserbörsliche Markt im vergangenen Jahr zwar ein Unternehmen verloren. Aufgenommen wurde auf OTC-X allerdings der Handel mit den Valoren von Precious Woods AG, Sitex Properties und der Nidwaldner Kantonalbank. Das Segment umfasst weiterhin 249 Titel.

Zweistellige Kursgewinne bei den Bergbahnen

Besonders überraschend ist mit Blick auf die Entwicklung im 2021, dass der Bergbahnen-Index mit einem Plus von 17,2% die beste Performance von allen Indizes aufwies. Eigentlich wäre zu erwarten gewesen, dass die Betreiber von Seilbahnen und Skiliften angesichts der Corona-Pandemie wie die übrige Tourismus- und Freizeitbranche zu den grossen Verlierern der Pandemie gehört. Dies führte auch 2020 zu einem Verkaufsdruck auf die Bergbahnaktien. Spätestens mit der Vorlage der Jahresabschlüsse 2020/21 hat sich gezeigt, dass nicht die gesamte Branche unter der Krise gelitten hat. Gerade die vielen kleineren und auf den Wintersport fokussierten Betriebe konnten von den guten Witterungsverhältnissen und der Tatsache profitieren, dass die Skigebiete in der Schweiz im Gegensatz zu gewissen Nachbarländern geöffnet blieben. Ausserdem besuchten einheimische Gäste, die nicht ins Ausland reisen konnten, vermehrt die Schweizer Berge.

Die Aktienkurse mehrerer Bergbahnen, auch die der Weissen Arena AG, verzeichneten im 2021 zweistellige Kursgewinne. Bild: weissearena.com

Daher gehören auch Betriebe wie die Bergbahnen Corvatsch (+ 212,5%) und die Bergbahnen Meiringen Hasliberg (+ 200,0%) ebenso zu den grossen Gewinnern wie die Aktien der Arosa Bergbahnen (+ 46,7%), Engadin Mountains (+ 42,3%) und der Weissen Arena AG in Laax (+ 29,5%). Schlusslichter sind hingegen Unternehmen, die in den Jahren vor der Corona-Pandemie stark von Gästen aus den Fernmärkten besucht wurden. Dazu gehören die Zermatt Bergbahnen (- 36,8%) und die Schilthornbahn (- 12,6%). Bei den Aktien der Haslibergbahnen kommt hinzu, dass der Kursanstieg nicht nur auf die Geschäftsentwicklung, sondern auch auf einen möglichen Zusammenschluss der Bahnen mit Melchsee-Frutt und den Titlisbahnen zurückzuführen sein könnte. Berücksichtigt werden muss allerdings, dass 2021 lediglich 8'632 Aktien der Bergbahnen Meiringen Hasliberg mit einem Volumen von knapp 143'000 CHF die Hand wechselten. Dies entspricht nicht einmal 1% der ausstehenden Aktien.

Energieaktien profitieren von höheren Preisen am Strommarkt

Der deutliche Anstieg des Energieindex um 13,3% dürfte vor allem auf die im letzten Jahr stark gestiegenen Strommarktpreise zurückzuführen sein: Zu den Gewinnern auf OTC-X gehören vor allem Unternehmen mit einer eigenen Produktion wie Repower, Eniwa und CKW. Weniger gut verlief hingegen die Performance bei reinen Versorgungsunternehmen, die Energie am Markt einkaufen und nur zum Endverbraucher weiterleiten. Bei den Produktionsbetrieben sind derzeit insbesondere die Gesellschaften im Vorteil, die Strom aus Wasserkraft produzieren. Denn bei den aktuellen Strommarktpreisen kann Strom aus Wasserkraft wieder rentabel produziert werden. Hinzu kommt, dass die Pumpspeicherwerke angesichts drohender Stromlücken plötzlich wieder als «grosse Batterien in den Alpen» interessant geworden sind.

Die Eniwa AG betreibt ein eigenes Flusswasserkraftwerk in der Aare. 2021 legte der Aktienkurs um 80% zu. Bild: eniwa.ch

Die höheren Strommarktpreise dürften sich aufgrund längerfristiger Absicherungsverträge erst mit einer Verzögerung von zwei bis drei Jahren voll in den Erfolgsrechnungen der Stromproduzenten niederschlagen. Dann dürften auch die Dividenden weiter steigen. CKW gab jedenfalls für das Geschäftsjahr 2020/21 schon einmal einen Vorgeschmack auf eine dynamischere Dividendenpolitik. Klarer Gewinner war 2021 mit einem Plus von 80,0% die Aktie der Aargauer Eniwa Holding. Eniwa betreibt ein Laufwasserkraftwerk in der Aare. Auch der Kurs der Aktien des Bündner Energieunternehmens Repower profitierte mit einem Kursplus von 35,9%. Unter den Verlierern findet sich der Westschweizer Gasversorger Holdigaz mit einem Kursminus von 9,0%. Die stark gestiegenen Beschaffungspreise für Erdgas könnten sich negativ auf die Gewinnentwicklung auswirken.

Uneinheitliche Entwicklung bei Industriewerten

Die übrigen Sektoren waren sehr unterschiedlich von den Auswirkungen der Corona-Pandemie betroffen. Während die Valoren der Beteiligungsgesellschaft Montana Tech mit einem Plus von 53,3% vom Börsengang ihrer Tochter Montana Aerospace profitierten, litten die Aktien der Reishauer AG (minus 16,8%) unter der Ungewissheit über die weitere Entwicklung im Automobilsektor. Störungen in der Lieferkette belasten dabei sowohl Reishauer selbst als auch deren Kunden, sodass es zu Verzögerungen in der Auftragsabwicklung kommen könnte. Gerüchte gab es im Markt zeitweise auch über den Ausstieg eines grösseren Investors.

NZZ-Aktie profitiert von Medienkonzentration

Stark gesucht waren hingegen die Aktien der AG für die Neue Zürcher Zeitung. Der Aktienkurs legte um 34,9% auf 7'000 Fr. zu. Gemäss dem Jahresabschluss 2020 sowie der Halbjahreszahlen ist es dem Medienunternehmen gelungen, trotz der Corona-Krise rentabel zu wirtschaften. Ausserdem haben die Aktienkaufangebote der AZ Medien und der RMH Regionalmedien an ihre Minderheitsaktionäre dazu geführt, dass der Wert der CH-Media-AG-Beteiligung offengelegt und so eine Unterbewertung der NZZ-Aktie offensichtlich wurde. NZZ und AZ Medien halten jeweils 50% an dem Joint Venture CH Media, das 2020 den Gewinn entgegen der allgemeinen Marktentwicklung kräftig steigern konnte. Die AZ Medien-Aktie und die Titel der RMH verschwanden nach dem Abschluss der Aktienrückkäufe und einer Absorptionsfusion mit der jeweiligen Muttergesellschaft vom OTC-X-Tableau.

Messeunternehmen Bernexpo leidet weiter

Schwierig ist die Situation weiterhin für den Berner Messe- und Kongressveranstalter Bernexpo Groupe AG, dessen Aktienkurs 2021 um 13,3% zurückging. Nach wie vor führen die Corona-Massnahmen zu Verschiebungen und Absagen von Veranstaltungen in Bern. So mussten jüngst die Ferienmesse Bern wie auch die FESPO und Golfmesse in Zürich abgesagt werden. Ob die Härtefallgelder von Bund und Kanton sowie Sondereinnahmen im Zusammenhang mit Corona, wie z.B. Testcenter, die Verluste kompensieren können, ist fraglich. Besonders wichtig für 2022 ist daher, dass die beliebte Publikumsmesse BEA im Frühjahr 2022 wieder durchgeführt werden kann.

Handelsplattform für digitale Aktien SME|X gestartet

Zum 1. Dezember 2021 hat der ausserbörsliche Markt zudem ein «Geschwisterchen» bekommen. Unter dem Namen SME|X nahm die Berner Kantonalbank (BEKB) einen ausserbörslichen Marktplatz für digitale Aktien in Betrieb. Gestartet ist der neue Marktplatz mit dem Listing der Unternehmensanteile der Cow Level AG, einem Unternehmen aus der Bereich Gaming und eSports in Zug. In den kommenden Monaten sollen weitere Unternehmen folgen.

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