Letzten September konnte die Regiobank Solothurn nach einjähriger Umbauphase zurück in ihre Räumlichkeiten im Hauptsitz an der Westbahnhofstrasse ziehen. Die Zentrale ist neu, die Herausforderungen sind jedoch noch immer die gleichen. Die Corona-Pandemie erfordert hohe Flexibilität durch die eingeschränkte Verfügbarkeit von Mitarbeitenden; die Lage bleibt weiterhin unsicher. Wichtiger fürs Ergebnis der Regiobank ist aber der anhaltend hohe Zinsmargendruck, welcher das Zinsengeschäft als Hauptertragsquelle belastet.
Volumenwachstum kompensiert tiefere Zinsmarge
So sank die Zinsmarge im Geschäftsjahr 2021 auf 1,02%, was gegenüber dem Vorjahr einem neuerlichen Rückgang um 4,7% entspricht. Dass der Erfolg aus dem Zinsengeschäft mit 32.8 Mio. CHF nur um 1,2% unter Vorjahresniveau zu liegen kam, kann deshalb beinahe schon als Erfolg angesehen werden. Erneut wirkten Volumensteigerungen den sinkenden Margen entgegen. Die Kundenausleihungen stiegen auf 2.6 Mrd. (+4,9%), während die Kundengelder auf 2.3 Mrd. (+3,1%) zulegten. Das Steuern der Kundengelder ist in Zeiten von Negativzinsen anspruchsvoll, weshalb die Regiobank sich teilweise bewusst von grossen und nicht rentablen Geldern getrennt hat. Gesamthaft hielt die Bilanzsumme bei 3.3 Mrd. und somit um 4,8% über Vorjahresniveau.
Mit dem Kommissions- und Dienstleistungsgeschäft verzeichnete auch der zweitwichtigste Ertragsbereich der Regiobank einen leichten Rückgang im Vorjahresvergleich. Die erwirtschafteten 5.4 Mio. CHF stellen ein Minus von 1,4% gegenüber 2020 dar. Ertragsseitig gerettet wurde das Resultat vom Handelsgeschäft. Nach einem enttäuschenden 2020 aufgrund der Börsenturbulenzen gelang 2021 beinahe eine Verdoppelung des Erfolges aus dem Handelsgeschäft auf 1.8 Mio. CHF. Einzig der Kauf und Verkauf von Fremdwährungen – das sogenannte Sortengeschäft – ist wegen der tiefen Reisetätigkeit noch nicht wieder auf gewohntem Niveau. Inklusive des übrigen ordentlichen Erfolges von 1.3 Mio. (+2,9%) resultierte ein Betriebsertrag von 41.3 Mio. CHF (+1,1%).
Rekordgewinn erlaubt Erhöhung der Dividende
Aufwandseitig blieben die Personalkosten annähernd konstant bei 14.9 Mio. CHF. Aufgrund von höheren Projektkosten insbesondere für Investitionen in die IT-Systeme und in Effizienzsteigerungen nahm der Sachaufwand auf 6.8 Mio. (+7,4%) zu. Die Cost/Income Ratio verschlechterte sich leicht auf 52,6% (Vorjahr 51,8%). Die Wertberichtigungen und Abschreibungen bewegten sich auf Vorjahresniveau, sodass ein leicht verbesserter Geschäftserfolg von 16.6 Mio. (+0,4%) verblieb. Mit 6.2 Mio. wurde wie gewohnt bei der Regiobank ein guter Teil dieses Betrages in die Reserven für allgemeine Bankrisiken zugewiesen. Unter dem Strich resultierte ein Jahresgewinn von 8.1 Mio. (+2,4%). Damit überschritt die Regiobank erstmals die Schwelle von 8 Mio. CHF Gewinn.
Damit auch die Aktionäre von diesem Rekordergebnis profitieren können, wird der Generalversammlung am 12. Mai eine Erhöhung der Dividende von 16.50 auf 17.00 CHF vorgeschlagen. Ob die GV schriftlich oder mit physischer Präsenz in der per Anfang Jahr in Regiobank Arena umgetauften Eishalle in Zuchwil durchgeführt werden wird, ist zurzeit noch offen.
Überschaubarer Einfluss der Pandemie
Bisher blieben die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Bonität der Firmenkunden der Regiobank gering. Von den 2020 vergebenen Covid-19-Krediten über 34 Mio. CHF konnten im Berichtsjahr bereits über 5 Mio. zurückbezahlt werden. Die Lage bleibt aber anspruchsvoll, weshalb die Situation bei den Firmenkunden weiterhin im Auge behalten werden muss.
Fazit
Der 2021 erwirtschaftete Rekordgewinn der Regiobank Solothurn ist erfreulich, darf aber nicht über das anspruchsvolle Umfeld hinwegtäuschen. Das Zinsengeschäft macht knapp 80% der gesamten Erträge aus und steht mit der im vergangenen Jahr erneut gesunkenen Zinsmarge stark unter Druck, zumal die Regiobank im laufenden Jahr in der Schweiz keine deutliche Zinserhöhung erwartet. Ertragswachstum wird somit wohl auch 2022 bloss durch Volumenzunahmen möglich sein. Damit setzt sich der Trend der letzten Jahre fort. Der Betriebsertrag der Regiobank lag 2021 gerade mal 2,8% höher als noch fünf Jahre zuvor, während die Bilanzsumme im selben Zeitraum ein Wachstum von 24,2% aufwies.
Die Aktien der Regiobank Solothurn werden ausserbörslich auf OTC-X gehandelt. Der letztbezahlte Preis liegt bei 916.50 CHF. Auf Basis dieses Kurses sind die Titel bei einem P/B-Ratio von 0.89 mit einem Abschlag von 11% vom Buchwert des Eigenkapitals bewertet. Das KGV von 28 ist vergleichsweise hoch, was aber zumindest teilweise durch die hohen Zuweisungen in die Reserven für allgemeine Bankrisiken begründet werden kann. Ohne diese käme das KGV bei 16 zu liegen. Die vorgeschlagene Dividende von 17 CHF je Aktie entspricht bei den aktuellen Kursen einer Rendite von durchschnittlichen 1,9%. Grosse Kurssprünge dürfen somit von den Titeln nicht erwartet werden, ebenso wenig scheinen starke Korrekturen wahrscheinlich. Solange keine massive Änderung des Zinsniveaus eintrifft, dürften die Aktien der Regiobank Solothurn eine relativ stabile Anlagemöglichkeit darstellen.