Regionalbanken: Zürcher Landbank und Bank SLM überzeugen mit guten Jahreszahlen

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Corona-Krise, Inflationssorgen, Angst vor steigenden Zinsen – die grossen Themen, welche die Finanzbranche derzeit beschäftigen, spiegeln sich kaum in den Jahresabschlüssen der Regionalbanken wider. Auch der Preisanstieg an den Immobilienmärkten ist noch kein grosses Thema. Im Gegenteil: Aufgrund der Corona-Pandemie sind Immobilien auch in Randregionen wieder gefragt. Zweitwohnungen in Tourismusregionen verzeichnen sogar einen regelrechten Boom. Es überrascht daher wenig, wenn die Regionalbanken in diesem Umfeld wachsen können. Dies zeigen auch die Jahresabschlüsse der Bank SLM in Münsingen und der Zürcher Landbank in Elgg.

Bank SLM deckt Ausleihungen zu 89% durch Kundengelder

Die in der Agglomeration von Bern tätige Bank SLM steigerte die Bilanzsumme um 3,6% auf knapp 1.7 Mrd. CHF. Sowohl Kundenausleihungen (+ 3,3%) als auch die Kundengelder (+ 3,1%) legten zu, wobei es sich bei den Ausleihungen zu fast 95% um Hypothekarkredite handelt. Diese verzeichneten ein Wachstum von 2,9% und erreichten 1.315 Mrd. CHF. Die Zunahme bei den Kundengeldern führt die Bank SLM vor allem auf das Negativzinsumfeld zurück. «Aufgrund der Einführung von Guthabengebühren bei diversen Banken findet aktuell eine starke Umverteilung der Kundengelder statt. Auch wir können uns dieser Tendenz nicht entziehen», heisst es in einem Aktionärsbrief. Fast 89% der Ausleihungen können so durch Kundengelder gedeckt werden. Als weitere wichtige Refinanzierungsquelle und zur Absicherung von Zinsrisiken dienen Pfandbriefdarlehen, welche um 15.0 Mio. CHF auf 288.0 Mio. CHF erhöht wurden.

Daniel Sterchi ist Vorsitzender der Geschäftsleitung bei der Bank SLM. Ihm bereitet das Negativzinsumfeld Sorgen Bild: zvg
Zinsmarge der Bank SLM bei soliden 1.09%

In der Erfolgsrechnung verzeichneten sowohl das Zinsengeschäft als auch der Ertrag aus Kommissionen und Dienstleistungen eine positive Entwicklung. Der Netto-Erfolg aus dem Zinsengeschäft stieg um 5,6% auf 18.2 Mio. CHF. Auch der Erfolg aus dem Kommissions- und Dienstleistungsgeschäft übertraf mit 4.2 Mio. CHF den Vorjahreswert um 15,7%. Den höheren Zinserfolg führt die Bank SLM auf niedrigere Refinanzierungskosten zurück, was zu einer gleichbleibenden Zinsmarge von 1,09% geführt hat. Ebenso fielen die Wertberichtigungen für allfällige zukünftige Verluste aus dem Kreditgeschäft tiefer als im Vorjahr aus. Der Geschäftserfolg lag mit 24.6 Mio. CHF um 6,1% über dem Vorjahreswert. Ein minim tieferer Geschäftsaufwand führte zu einem deutlich gestiegenen Geschäftserfolg von 10.2 Mio. CHF. Unter dem Strich verblieb ein Reingewinn von 3.36 Mio. CHF. Die Aktionäre sollen eine gleichbleibende Dividende von 28 CHF pro Aktie erhalten. Mit einer Cost/Income-Ratio von 46,9% gehört die Bank SLM zu den Regionalbanken mit einer hohen Kosteneffizienz.

Stetiges Wachstum auch bei der ZLB

Ein positives Wachstum verzeichnete auch die Zürcher Landbank AG (ZLB) in ihrem Wirtschaftsgebiet zwischen Wil und Winterthur. Die Bilanzsumme erhöhte sich um 4,5% auf 968.8 Mio. CHF. Ins Auge sticht auch hier der starke Anstieg der Kundengelder, der mit plus 6,2% weit höher ausgefallen ist als das Wachstum der Ausleihungen mit nur 2,9%. Die Kundenausleihungen in Höhe von 816.3 Mio. CHF werden zu 84,4% (Vorjahr: 81,8%) durch die Kundengelder von 689.3 Mio. CHF gedeckt. Der Kundengeldzufluss sei während des gesamten Geschäftsjahres über den Erwartungen geblieben, schreibt die ZLB in ihrer Medienmitteilung. Gleichzeitig weist die ZLB allerdings auch darauf hin, dass sich die Preise am regionalen Immobilienmarkt substanziell erhöht haben. «Es wird dadurch zunehmend anspruchsvoller, die Kundenausleihungen, namentlich die Hypotheken, mit akzeptierbarem Risiko-/Ertragsprofil auszubauen», dämpft die Bank daher die Erwartungen an das künftige Hypothekarwachstum.

Neben dem Hauptsitz in Elgg (Bild) betreibt die ZLB drei weitere Niederlassungen. Bild: zvg
Clientis wird wieder Partner der ZLB

Allerdings gelang es der Regionalbank, im Geschäftsjahr 2021 nochmals den Netto-Erfolg aus dem Zinsengeschäft um 3,4% auf 9.8 Mio. CHF zu steigern. Dieser bleibt nach wie vor die wichtigste Ertragsquelle. Der Erfolg aus dem Handelsgeschäft konnte um 14,8% auf 386’000 CHF zulegen, während der Kommissionserfolg mit 1.274 Mio. CHF ein Minus von 2,1% aufwies. Dies führt die ZLB auf die Umstellung des Anlagegeschäftes auf Pauschalgebühren zurück. Das Depotvolumen stieg allerdings um 12,5% auf 160.3 Mio. CHF. Da Umbaukosten für die Niederlassung Räterschen nicht mehr wie im Vorjahr angefallen sind, ging der Geschäftsaufwand um 4,4% auf 7.9 Mio. CHF zurück. Der Geschäftserfolg erreichte 3.5 Mio. CHF (+ 22,0%), der Jahresgewinn wird mit 2.3 Mio. CHF (+ 26,6%) ausgewiesen. Den Aktionären soll eine Dividende von 19 CHF je Aktie ausgeschüttet werden.

Wie die ZLB weiter mitteilte, hat der Verwaltungsrat nach einem Evaluationsprozess entschieden, die strategische Partnerschaft mit der Bank Avera auf eine neue Basis zu stellen. Ab dem 4. Quartal 2022 sollen wichtige Verarbeitungs- und Unterstützungsfunktionen wiederum von der Clientis AG bezogen werden. Damit seien zwar neuerliche Investitionen verbunden, heisst es weiter. Allerdings soll die neue Partnerschaft auch substanzielle Kosteneinsparungen zur Folge haben.

Die Aktien der Bank SLM und der ZLB werden ausserbörslich auf OTC-X gehandelt. Für eine Aktie der Bank SLM wurden zuletzt 1’600 CHF gezahlt, für eine ZLB-Aktie 740 CHF. Die Kurse liegen um 30% (Bank SLM) bzw. fast 50% (ZLB) unter dem ausgewiesenen Buchwert. Die Titel rentieren mit 1,8% (Bank SLM) bzw. 2,6% (ZLB).

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