Die Meldung zur Quasi-Fusion von Komax und der Metall-Zug-Tochter Schleuniger Group kam am 9. Februar völlig überraschend. Beide Aktien schossen hoch. Das Markturteil ist klar: Die beiden Unternehmen ergänzen sich, das Zusammengehen schafft Synergien und verbessert die relative Wettbewerbsposition der neuen Unternehmensgruppe deutlich.
Bereits in der Vergangenheit hat Komax mehrere strategische Akquisitionen getätigt. Die Unternehmen treten zum grossen Teil unter ihren etablierten Namen am Markt auf. Komax hat diese Akquisitionen gut integriert und daher einen guten M&A Track-Record. Das erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass auch die Integration der Schleuniger Group trotz deren relativer Grösse reibungslos verlaufen wird.
Metall Zug engagiert sich langfristig
Neu ist, dass Komax mit Metall Zug einen neuen Grossaktionär mit langfristigem Anlagehorizont erhält. Einen 25%-Anteil an der vergrösserten Unternehmensgruppe wird Metall Zug halten. Und zwar für mindestens sechs Jahre, so lautet die Aussage des Verwaltungsratspräsidenten von Metall Zug. Im Tausch gegen die Aktien der Schleuniger Group erhält Metall Zug 1.283 Mio. neu zu schaffende Komax-Aktien. Zur Kapitalerhöhung und der Quasi-Fusion ist die Zustimmung der GV am 13. April erforderlich. Ein weiterer Tagesordnungspunkt wird die Abschaffung der Stimmrechtsbeschränkung auf 15% sein. Dann soll „one share, one vote“ gelten, was Pluspunkte in der Evaluierung der Governance bringt. Weiterhin wird der GV die Wahl des Präsidenten des Schleuniger Verwaltungsrates in den erweiterten Verwaltungsrat von Komax beantragt.
Zeitplan
Stimmt die Komax-GV zu, ist nur noch die Hürde der kartellrechtlichen Prüfung zu nehmen. Damit wird für das dritte Quartal 2022 gerechnet. Bis dahin bleibt die Transaktion „on hold“, d.h. sie wird nicht durchgeführt. Die beteiligten Unternehmen agieren bis zur kartellrechtlichen Klärung wie bisher unter ihrem eigenen Namen und auf eigene Rechnung. Eine marktbeherrschende Stellung ist beim Zusammengehen nicht zu erkennen.
Industrielle Logik der Fusion
Die Entscheidung zum Zusammenschluss folgt einer klaren industriellen Logik. Die Märkte in Asien sind bereits das Zentrum der Produktion von Automobilen geworden. Um weiterhin eine wichtige Rolle als Zulieferer zu spielen, muss die Präsenz vor Ort gestärkt und ausgebaut werden. Gleichzeitig werden durch den zunehmenden Mangel an Fachkräften die Anstrengungen zur Automation der Kabelverarbeitung von den Automobilherstellern beschleunigt und verstärkt. Mit dem Vordringen der E-Mobility verlangt ein weiterer Trend ebenfalls hohe Investitionen in neue Lösungen, Technologien und Produkte. Darüber hinaus gilt es, mit der Kompetenz der vereinigten Komax-Schleuniger-Gruppe auch in weitere Industrien wie Luft- und Raumfahrt oder Telekom zu expandieren.
Der erforderliche Investitions-Kraftakt, um die Wachstumschancen im Strukturwandel opportunistisch zu nutzen, lässt sich von einer gestärkten grösseren Einheit besser bewältigen. Synergien lassen sich realisieren und Doppel-Aktivitäten zusammenlegen. Das bringt auch Ersparnisse und stärkt die Finanzierungskraft.
Strategische Ziele
Ziel ist, die Marktchancen konsequent zu nutzen und durch Innovationen, auch in den Bereichen Autonomes Fahren und Digitalisierung, weitere Marktanteile hinzuzugewinnen und die Profitabilität zu steigern. Vorausgesetzt, die Transaktion findet wie erwartet vor Ende Jahr die Billigung durch die unterschiedlichen Kartellbehörden, errechnet sich für 2023 eine Umsatzgrösse von bis zu 800 Mio. CHF. Gelingt es, die operative Marge bei Schleuniger auf die Höhe von Komax zu bringen, könnte das EBIT bereits 2023 im Bereich 80 Mio. CHF bis 100 Mio. CHF liegen. Aufgrund des hervorragenden Track Records bei der Integration der von Komax akquirierten Unternehmen ist Zuversicht durchaus angebracht, dass die Fusion zu den gewünschten Ergebnissen führen wird.
Gute Gewinnaussichten
Trotz der guten Performance der Aktie ist Komax relativ günstig bewertet. Nicht rückblickend auf 2021, aber mit Blick auf 2023 und darüber hinaus. Nach vollzogener Transaktion dürfte der Gewinn gegenüber 2022 zunächst einmal kräftig ansteigen. Effizienzgewinne, ein starker Ordereingang und weitere innovative Lösungen für die globale Mobilitätsindustrie sowie zunehmend auch anderen kabel-intensiven Industrien werden die Profitabilität verbessern. Die starke Marktstellung ebenso wie die globale Präsenz erlauben Preiserhöhungen. Durch die Effizienzsteigerungen der Komax-Lösungen amortisieren sich die Investitionen für die Kunden auch auf erhöhtem Preisniveau schnell.
Bewertungs-Arbitrage
In den guten Jahren 2016 und 2017 lag das KGV von Komax im Bereich 25 bis 30. Ab 2018 kam erst die Flaute in der Automobilindustrie, dann die Pandemie. Der Gewinn je Aktie kollabierte von 13.50 CHF in 2018 auf -0.30 CHF in 2020. Für 2021 werden rund 8 CHF erwartet und 10 CHF für 2022. Nach vollzogener Fusion sollte dann für 2023 ein Gewinn je Aktie von, je nachdem, 15 CHF bis 18 CHF möglich sein. Das KGV 2023 bewegt sich daher auf den aktuellen Kurs bezogen bei weniger als 20, obwohl das Gewinnwachstum höher als vor fünf Jahren ausfällt.
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Das Geschriebene stimmt dem Buchstaben nach alles haargenau. Faktisch ist aber mit der Abschaffung der Namenaktie und der Einführung der Einheitsaktie das Tor geöffnet worden, dass die V-Zug Gruppe die Komax kontrolliert… und das als Juniorpartner in der Fusion….das ergibt in Zukunft einen Bewertungsabschlag, da uneinnehmbar.
Ob die industrielle Logik dann aufgeht, steht ebenfalls auf einem anderen Blatt. Wie soll sich ein Kunde, der Single-Sourcing nicht akzeptiert, verhalten? 1+1 könnte da nicht 2 sondern eventuell nur 1.5 ergeben… man wird sehen.
Da ist sehr vieles in der Realität etwas anders als es auf dem Papier geschrieben ist.