Tom Winter, CEO Bernexpo: Swiss Skills stellt im 2. Semester absoluten Höhepunkt dar

20% weniger Frequenz an der BEA 2022 erwartet

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Tom Winter ist seit 1. März 2021 CEO der Bernexpo AG. Der 47-Jährige wuchs im Berner Weissenbühl-Quartier auf und studierte an der EPFL in Lausanne Bauingenieur. Er arbeitete unter anderem bei Orange im Netzwerkbau, später war er Verkaufsleiter bei Orange Dominicana in Santo Domingo und stv. CEO von Globus. Winter hat drei Kinder. Bild: zvg

Ein Aufatmen ging durch die Schweizer Eventbranche, als der Bundesrat vergangene Woche die Aufhebung der meisten Massnahmen gegen das Corona-Virus bekannt gab. Nur zwei Tage später kündigte der Messeveranstalter Bernexpo Groupe an, dass 2022 nach zwei Jahren Zwangspause Ende April die Publikumsmesse BEA wieder stattfinden wird. CEO Tom Winter, der während der Pandemie das Ruder des Unternehmens übernommen hat, äussert sich im Interview zu den Perspektiven für das Veranstaltungsgeschäft im Jahr 2022, die BEA und spricht über Erfahrungen aus der Krise sowie die finanziellen Auswirkungen auf das Geschäft.

Der Bundesrat hat die Aufhebung fast aller Corona-Massnahmen beschlossen. Seit dem 17. Februar 2022 sind auch Grossveranstaltungen wieder erlaubt. Was bedeutet dies für die Bernexpo Groupe in diesem Jahr?

Tom Winter: Wir sind sehr erleichtert. Einerseits fallen mit dem Entscheid faktische Einschränkungen, welche phasenweise einem Berufsverbot gleichkamen. Andererseits erlangen wir schrittweise Teile der für uns wichtigen Planungssicherheit zurück. We’re back, und es liegt nun wieder an uns, die neu gewonnenen Fähigkeiten erfolgreich umzusetzen!

Wie viele eigene Messen und Veranstaltungen haben Sie im Jahr 2022 bereits absagen müssen, und welche werden Sie in diesem Jahr noch durchführen, sofern die pandemische Lage stabil bleibt?

Die vergangene Omikron-Welle hat das Kongressgeschäft mit Jahresend- und Neujahrsanlässen weitaus stärker getroffen als das Messegeschäft, welches über den Jahreswechsel tendenziell ruht. Trotzdem hat die schrittweise getaktete Öffnung zu Absagen unserer beiden Ferienmessen sowie des Motofestivals geführt. Die BLE.CH sowie unsere FJS haben wir verschieben können. Die BEA bildet den Auftakt in ein ansonsten unverändert geplantes Messejahr mit den Eigenmessen Ornaris, Casa, BLE.CH, Zuhause, BAM, Suisse Caravan Salon, HeroFest. Es finden zahlreiche Gastmessen statt, wobei die in Bern veranstalteten Swiss Skills im zweiten Semester den absoluten Höhepunkt darstellt.

Sie haben angekündigt, dass auch die BEA wieder stattfinden wird. Wie ist die Resonanz bei den Ausstellern, wie beim Publikum?

Die über sämtliche Kanäle mess- und persönlich spürbare Resonanz ist bei Ausstellern wie Besuchenden gleichermassen positiv. Die Menschen freuen sich spürbar auf Erlebnisse, auf einen physischen Austausch, welcher sämtliche Sinne anspricht. Und so hat auch der Vorverkauf seit dem Kommunikations-Start markant angezogen.

Mit welcher Anzahl Aussteller und Besucher rechnen Sie an der BEA im Jahr 2022? Erwarten Sie nach zwei Jahren Abstinenz einen «Re-Opening»-Effekt?

Die BEA wartet mit einem reichhaltigen Haupt- und Rahmenprogramm auf, welches breit mobilisieren wird. Wir aktivieren sämtliche Partnerschaften, Fähigkeiten und Kanäle, um einen Re-Opening-Effekt zu ermöglichen – wir bitten jede und jeden zum Tanz auf. Ob ein solcher Effekt effektiv stattfindet, entscheiden mitunter auch ganz banale Themen wie das Wetter. Gleichzeitig hinterlässt die fehlende Planungssicherheit natürlich gewisse Spuren. So rechnen wir im Vergleich zu vergangenen Veranstaltungen mit 20% weniger Frequenz.

Primär verspüren wir aber einfach auch eine grosse Dankbarkeit, den wichtigsten Gesellschaftsevent der Schweiz dieses Jahr überhaupt durchführen zu dürfen. Es liegt an uns, diesen so zu gestalten, dass dieser für unsere Partner, Ausstellenden und Besuchenden ein voller Erfolg ist.

Was wird sich bei der BEA durch die Pandemie ändern, was wird bleiben wie «vorher»?

Wir wollen unter keinen Umständen vergessen, woher wir kommen, wie wichtig uns insbesondere die gegen 1’000 Partnerschaften sind, welche eine BEA in der Summe ausmachen: Viele Themen einer BEA dürfen und werden nicht fehlen – sie prägen eine BEA und begleiten unsere Besuchenden über die verschiedensten Lebensphasen. Trends hin zu einer Rückkehr zu unseren Wurzeln sind zwischenzeitlich klar marktfähig geworden: Fragen zur Herkunft, Regionalität, dem gesellschaftlichen Beitrag haben klar an Bedeutung gewonnen. Das sind dann Good News für unseren Berner Messestandort, wenn es uns gelingt, eben diese Themen zeitgemäss zu interpretieren. Und schliesslich muss es uns gelingen, bestimmte Aspekte rund um den Besuch der Messe radikal, speditiv und unspektakulär zu verbessern.

Wie sieht der Buchungsstand für externe Veranstaltungen z.B. Generalversammlungen, Kongresse etc. bei der Bernexpo Groupe aus?

Wir verfügen über funktional hervorragende, grosszügige Kongressräumlichkeiten, was sich gerade im Kontext von Distanz- und Hygienethemen als eigentlicher USP erweist. Die kontinuierliche Steigerung unserer Fähigkeiten im Kongressgeschäft zahlt sich mittlerweile aus; wir verzeichnen in diesem Bereich einen guten Buchungsstand und sehr erfreuliche Wachstumsraten. Viele Kunden lernen uns bereits jetzt bewusst mit ersten Formaten kennen, um sich ab 2024 einen Platz in der Neuen Festhalle zu sichern.

Im Geschäftsbericht 2020 haben Sie für das Jahr 2021 ein «ausgeglichenes Ergebnis» angekündigt. Werden Sie dieses Ziel trotz der Verschärfung der Massnahmen im Spätherbst/Winter 2021 noch erreichen?

Wir werden unser Resultat im Mai publizieren. Drei Effekte spielen dabei eine zentrale Rolle: Wir haben in den Monaten August bis November rasch, aktiv und sehr konsequent veranstaltet. Wir haben kostenseitig ebenso konsequent Massnahmen ergriffen. Und schliesslich haben wir im Rahmen der Möglichkeiten konsequent Härtefallgelder beansprucht.

Im März 2021 hat die Berner Stimmbevölkerung einem Investitionsbeitrag für die Neue Festhalle in Höhe von 15 Mio. CHF zugestimmt. Auch der Kanton hat 15 Mio. CHF für das Projekt gesprochen. Wie geht es nun weiter, und wird die Eröffnung trotz Pandemie wie geplant im Jahr 2024 stattfinden?

Das diesbezügliche Bewilligungsverfahren läuft aktuell, und wir sind zuversichtlich, die Bauarbeiten an der Neuen Festhalle wie geplant nach der BEA 2022 in Angriff zu nehmen.

Welche persönlichen Erfahrungen nehmen Sie aus den Pandemiejahren 2021/2022 mit?

In erster Linie bin ich dankbar für die langjährigen, starken Partnerschaften und stolz auf das Team der Bernexpo Groupe, welches wieder und wieder Charakter gezeigt hat.

Wir haben in diesen Jahren sehr konzentriert Fähigkeiten ausgebaut, welche für eine erfolgreiche Zukunft entscheidend sind. Nun sind wir sehr schlank organisiert und agil aufgestellt. 

Unser Markt wird sich auch in Zukunft rasch verändern. Die Fähigkeit, unvergleichbar vielfältige Formate zu veranstalten, wird es uns auch in Zukunft ermöglichen, ein solcher zuverlässiger Partner zu sein. Natürlich hilft dabei ein Leuchtturmprojekt Neue Festhalle – auch wenn es letztlich nur ein Element in unserem USP der Formatvielfalt darstellt.

Persönlich liebe ich zwei Dinge ganz speziell: den respektvollen Umgang mit verschiedensten Menschen sowie anspruchsvolle, vielfältige Businessmodelle und Transformationsaufgaben. Beides durfte ich hier jeden Tag antreffen. Natürlich kann ich es kaum erwarten, dem ersten Thema in Form von erfolgreichen Veranstaltungen etwas mehr Aufmerksamkeit zu widmen – erstmals in knapp 60 Tagen an der BEA!

Herr Winter, vielen Dank für das Interview.

Die Aktien der Bernexpo AG werden ausserbörslich auf OTC-X gehandelt. Zuletzt wurden 265 CHF für eine Aktie bezahlt.

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