Im Jahr 2021 wurden trotz Pandemie und Engpässen insgesamt 1.47 Billionen USD als Dividende an die Aktionäre ausgeschüttet. Das ist laut dem globalen Janus Henderson Dividenden-Index ein Rekordwert und stellt gegenüber dem schwachen Vorjahr ein Wachstum von 14,7% dar.
Dazu haben verschiedene Sonderfaktoren beigetragen, wie etwa die Nachzahlung von Bankdividenden, die 2020 aufgeschoben worden waren. Ein zweiter Grund sind die stark gestiegenen Ausschüttungen der Bergbauunternehmen, die von höheren Rohstoffpreisen profitieren. Insgesamt entfallen 60% der gegenüber 2020 um 212 Mrd. USD angestiegenen Ausschüttungssumme auf Banken und Minenunternehmen.
Schweiz bleibt in der Spitzengruppe
In der Schweiz belief sich die Ausschüttungssumme auf 42.8 Mrd. USD und damit 0.9 Mrd. USD mehr als im Vorjahr. Die Steigerung blieb unterdurchschnittlich, weil 2020 kein Rückgang zu verzeichnen gewesen war. Tatsächlich war die Dividendensumme im ersten Pandemiejahr sogar kräftig angestiegen, sodass es eigentlich keine Verluste wettzumachen gibt. Doch auf währungsbereinigter Basis ging die Ausschüttungssumme tatsächlich um 2,7% zurück. Als Grund macht Janus Henderson die Dividendenkürzungen bei CS und UBS aus, die durch die geringen Erhöhungen bei den drei Mega-Caps Nestlé, Novartis und Roche nicht ganz kompensiert wurden.
Banken und Bergbau als Sonderfaktoren
Rekordwerte in der USD-basierten Statistik zu den weltweit Top 1200 Dividendenzahlern wurden auch in Schweden, den USA und China verzeichnet. Die höchsten Zuwachsraten erzielten jedoch diejenigen Länder, die zuvor herbe Kürzungen oder Aussetzungen der Zahlungen hinzunehmen hatten. Das sind insbesondere Australien und UK, aber auch EU-Länder wie Frankreich. Entweder waren Dividendenverbote in 2020 für Banken verantwortlich oder die 2020 noch überwiegend schwachen Rohstoffpreise, die erst danach boomartig anstiegen, in vielen Fällen wirken beide Faktoren zusammen. In Nordamerika nahm die Dividendensumme um 4,1% zu, im UK um 44,3% und in Kontinentaleuropa um 36,1%.
BHP wird Top-Dividendenzahler
Im bekanntermassen zyklischen Bergbau-Sektor waren die Dividendenausschüttungen 2021 auf nahezu das Doppelte des Rekordwertes von 2019 angestiegen. So erklärt sich auch, dass BHP mit 12.5 Md. USD zum weltweit grössten Dividendenzahler des Jahres aufstieg. Insgesamt schütteten Bergbauunternehmen 2021 rund 96.6 Mrd. USD aus. Unter den Top 10 sind weitere Minenunternehmen zu finden: auf Rang 3 Rio Tinto, auf Rang 8 Vale und auf Rang 10 Fortescue Metals.
Healthcare und Technologie mit 8% Dividendenwachstum
Beachtlich ist die aggregierte Ausschüttungssumme der US-Unternehmen, die sich auf 522.7 Mrd. USD belief. Allein ein Drittel davon steuern Unternehmen aus den Bereichen Finanzen und Gesundheit bei. Bemerkenswert ist, dass drei Viertel des Dividendenwachstums ebenfalls auf diese beiden Sektoren entfällt. Gesundheits- und Pharma-Unternehmen schütteten 8,5% mehr aus als 2020 und setzten somit die lange Reihe kontinuierlicher Steigerungen fort. In ähnlicher Höhe bewegte sich mit 8% der Zuwachs im Technologie-Sektor. Microsoft belegt Rang 2, Samsung Electronics Rang 4 und Apple Rang 7 unter den Top-10 der globalen Dividendenzahler. Mit Nestlé auf Rang 19 ist zumindest ein Schweizer Unternehmen unter den Top-20 platziert, zwischen Pfizer und Procter & Gamble.
Rekordwert von 2019 um 1,9% überboten
Trotz der Verschiebungen unter Ländern und Branchen, der Aufschwung in 2021 war breit abgestützt. 90% der Unternehmen erhöhten oder hielten ihre Dividendenzahlungen. Der Janus Henderson Dividend Index liegt somit um 1,9% über dem bisherigen Rekordwert in 2019. Für 2022 werden nun 1.52 Billionen USD an globalen Dividendenzahlungen erwartet, das ist ein um Sonderfaktoren bereinigtes Wachstum von 5,7%. Erwartet wird auch eine Normalisierung, im Wesentlichen eine Rückkehr zu regelmässigen Ausschüttungen bei Finanzwerten und ein Rückgang der Preise und Ausschüttungen im zyklischen Bergbaubereich.
Volatile Rohstoff- und Devisenmärkte
Zu den Unsicherheitsfaktoren zählen die aktuellen und weiteren Entwicklungen an den Rohstoff- und Devisenmärkten. So tendierte der USD 2021 zunächst schwächer, befestigte sich aber zum Jahresende hin. Aktuell scheinen auch die Rohstoffmärkte – für soft und hard commodities – ausser Rand und Band. Egal ob Weizen, Kaffee, Nickel oder Zink – die Preise steigen.
Strukturelles Wachstum und zyklische Industrien
Die mehrjährigen Zahlenreihen zu den Ausschüttungssummen in den einzelnen Industrie-Sektoren sind aufschlussreich. Sie bestätigen, dass Basiskonsumgüter, Gesundheit und Technologie zu den konjunkturresistenten Industrien zählen und daher ein kontinuierliches Wachstum aufweisen, auch bei den Gewinnen und den Ausschüttungen. Zwischen 2015 und 2021 nahmen die Ausschüttungssummen in den Sektoren Gesundheit & Pharma sowie Technologie in jedem einzelnen Jahr zu. In Summe um 50% respektive 70%. Ganz anders sieht das Bild bei Grundstoffen, zyklischen Konsumgütern und Industrie aus, das jeweils von starken zyklischen Schwankungen geprägt ist.
Prognose-Modelle und nicht vorgesehene Input-Faktoren
Schon die unerwartete Pandemie hat für Anleger einige Überraschungen gebracht, die Anpassungen waren nicht immer einfach. Die Situation im März 2022 ist nun nochmals eine ganz andere. Herkömmliche Modelle zur fundierten Prognose von Wirtschaftswachstum, Gewinnentwicklung der Unternehmen und den allgemeinen Nachfragetrends scheinen angesichts des plötzlichen Kriegsgeschehens in Frage gestellt.
Neues Denken
Als sicher kann gelten, dass die Autarkiebestrebungen der Unternehmen eine Beschleunigung erfahren. Produktion wird heimgeholt oder näher an den Konsumentenmärkten angesiedelt. Ebenso kann davon ausgegangen werden, dass die Energiewende durch Investitionen in regenerative Energien und Energieeffizienz forciert wird, um bei einem neuen «Kalten Krieg» nicht im nächsten Winter von Gaslieferungen Russlands abhängig zu sein.
Portfolio-Check
Wie muss nun ein Schweizer Dividenden-Portfolio in der aktuellen, von Unsicherheiten überschatteten Situation aussehen? Die kurze Antwort ist: nicht unbedingt anders als bisher. Von den 10 Aktien haben immerhin die Hälfte die Dividende zuletzt erhöht, wenn auch meist nur geringfügig. Die andere Hälfte beliess die Dividende unverändert. Kürzungen gab es keine.
Sulzer Aktie fällt
Als wenig glücklich erwies sich im Nachhinein betrachtet die Entscheidung im November, Sulzer in das Dividenden-Portfolio aufzunehmen, zumindest mit Blick auf die aktuelle Kursentwicklung. Der Grossaktionär Vekselberg ist Russe, weshalb die Aktie in den 10 Tagen seit Beginn der Ukraine-Invasion aus den Portfolien der Anleger abverkauft wurde. Zunächst war die Aktie bis auf nahe 100 CHF gestiegen, stürzte dann jedoch ab Mitte Februar von 87 CHF auf 64 CHF ab. Dadurch ist die Dividendenrendite auf 4,6% gestiegen. Die Dividende beträgt 3 CHF je Aktie. Im Vorjahr waren es 3.50 CHF gewesen, allerdings haben die Aktionäre bei der Abspaltung von Medmix je eine Aktie erhalten, die 0.50 CHF ausschüttete.
Vekselberg-Faktor
Wird Sulzer als Unternehmen unter den veränderten Rahmenbedingungen leiden oder Nachteile erfahren, weil der Oligarch Vekselberg wesentlich beteiligt ist? Ist zu befürchten, dass die Dividendenfähigkeit nachhaltigen Schaden erleidet? Eher nicht. Das Jahr 2021 war von einer Umsatz- und Gewinnsteigerung sowie einem hohen Auftragseingang gekennzeichnet. Längst ist Wasser mit einem Anteil von 39% im Segment «Flow Equipment» der wichtigste Umsatzträger, während der Anteil von Öl kontinuierlich abnimmt. Inwieweit die Sanktionen gegen Russland tatsächlich eine Auswirkung auf Sulzer als Unternehmen haben werden, bleibt abzuwarten. Üblicherweise gibt es Schwellenwerte, und eine pragmatische Lösung könnte eine weitere Reduzierung des Anteilsbesitzes von Vekselberg auf z.B. 30% sein.
ABB-Perspektiven bleiben intakt
Ähnlich war der Kursverlauf des zweiten Neuzugangs ABB. Die Aktie fand immer mehr Interesse und kletterte bis Anfang Januar auf fast 36 CHF. Dann setzte eine Gegenbewegung ein, und zuletzt fiel die Aktie unter 29 CHF zurück. Der Aufwärtstrend der vergangenen zwei Jahre scheint bei weiteren Kursverlusten gebrochen. Doch politische Börsen haben eigentlich immer kurze Beine. Daher würde es angesichts der guten Unternehmensperspektiven nicht überraschen, wenn der Aktienkurs Jojo-artig wieder nach oben läuft, sofern eine unabsehbare Eskalation der kriegerischen Akte nicht zu befürchten ist. Das gilt für alle Qualitätsaktien mit vernünftiger Bewertung und intakten Geschäftsaussichten. Stimulierend dürfte bei ABB auch die Aussicht auf die IPOs von Tochtergesellschaften wirken, sofern das Interesse an den Primärmärkten nach der aktuellen Schockstarre wiederbelebt wird.
Fortschritt und Veränderung brauchen Investitionen
Der Hintergrund zu den beiden im November ausgewählten Industrie-Unternehmen ist, dass diese sowohl erprobte als auch innovative Lösungen für die Probleme unserer Zeit bieten, sei es sauberes Wasser, Recycling, Energieeffizienz oder Infrastruktur. Da sich die Herausforderungen durch Pandemie, Inflation und Unsicherheiten um die zukünftige Energieversorgung allenfalls erhöht haben und die Unternehmen effiziente Technologien benötigen, um im Wettbewerb bestehen zu können, hat der Investment Case für Hersteller von Investitionsgütern nur noch an Gewicht gewonnen. Die Dividendenperspektiven von ABB und Sulzer erscheinen intakt.
HBM Healthcare mit überzeugender Dividendenhistorie
Nach der starken Performance der ausgewählten Dividendenaktien in 2020 und 2021 konnten sich auch die Dividenden-Champions dem Abwärtstrend der letzten Tage und Wochen nicht entziehen. Seit Jahresbeginn verlor HBM Healthcare von 350 CHF auf 250 CHF. Der NAV lag zum Ende Februar bei 299.50 CHF. Damit sind zwei Drittel der Kursgewinne weggeschmolzen. Ziel des Dividenden-Portfolios ist es aber, steigende Dividenden zu erzielen. HBM Healthcare hat die Ausschüttung seit 2019 zweimal erhöht – von 7.50 CHF je Aktie auf 12.50 CHF. Die Dividendenrendite liegt somit bezogen auf das eingesetzte Kapital bei inzwischen 6,5%.
BB Biotech erhöht Dividende
Auch bei BB Biotech gingen die Kursgewinne der letzten Jahre innerhalb kurzer Zeit verloren. Die Dividende wurde jedoch von 3.60 CHF auf 3.85 CHF angehoben. Aktuell beträgt die Dividendenrendite somit 6,2%. Die Kursperformance ist zwar bei beiden Beteiligungsgesellschaften zuletzt enttäuschend verlaufen, doch die Dividendenhistorie spricht für die Aktien. Zudem bietet der Healthcare-Sektor trotz der aktuellen Korrekturphase auch weiterhin gute Aussichten für spezialisierte Investoren wie BB Biotech und HBM Healthcare.
Novartis und Roche als defensive Trumpf-Aktien
Wenn auch junge innovative Unternehmen des Biotech-Universums zeitweilig auch scharfe Korrekturen durchleben, so tragen sie doch wesentlich zum Wachstum des gesamten Healthcare-Sektors bei. Das zeigt sich nicht zuletzt darin, dass der neue Roche-CEO von der übernommenen Genentech kommt. Roche und Novartis, so unterschiedlich die beiden Unternehmen sein mögen, beweisen gerade auch in schwierigem Fahrwasser ihre Qualitäten als defensive Aktien. Interessant sind hierzu die Einschätzungen von Analyst Michael Nawrath, die er im zweiteiligen Interview mit schweizeraktien.net vom 1. März 2022 und 2. März 2022. In einem auf die Schweiz fokussierten Dividenden-Portfolio scheinen beide Aktien unverzichtbar, wie gerade das Kursgeschehen der letzten Wochen und Monate zeigt. Mehr zum Healthcare-Sektor findet sich auch im Ende Januar veröffentlichten Artikel «Korrektur oder Bärenmarkt der Star Performer Straumann & Co.».
Galenica wächst
Als gute Wahl hat sich Galenica erwiesen. Das einzige binnenorientierte Unternehmen im Portfolio zeigt mit einem Umsatzanstieg in 2021 um 10,2% auf 3.8 Mrd. CHF ein stetiges Wachstum und weitet die Gewinnmargen sukzessive durch den Aufbau eines Marken-Portfolios aus. Die Dividende war zwar im vergangenen Jahr unverändert belassen worden, könnte jedoch dieses Jahr angehoben werden. Der Aktienkurs hat trotz Korrektur den Grossteil der erzielten Gewinne halten können.
Dritte Dividendenerhöhung seit IPO bei SIG Combibloc
Eine weitere Dividendenanhebung gab es bei SIG Combibloc. Die jüngste Ausschüttung belief sich bereits auf 0.45 CHF je Aktie. Die erste Ausschüttung 2019 hatte noch bei 0.35 CHF gelegen und wurde jährlich deutlich erhöht. Der Geschäftsgang 2021 war mehr als robust. Der Kernumsatz stieg um 6,6% auf über 2 Mrd. CHF. Der operative Gewinn erreichte 571 Mio. CHF, der bereinigte Reingewinn stieg um 9% auf 252.4 Mio. CHF. Das Management erwartet mittelfristig ein jährliches Umsatzwachstum von 4% bis 6%, doch im laufenden Jahr soll es zwischen 22% und 24% liegen. Der Umsatzsprung ist in der Übernahme des US-Unternehmens Scholle IPN begründet.
Nestlé-Transformation nimmt Gestalt an
Nestlé erreicht Anfang Januar mit 129.80 CHF ein historisches Rekordhoch – und liegt auch aktuell gerade 10% tiefer. Trotz Preiserhöhungen erfreuen sich die Nestlé-Produkte weiterhin guter Nachfrage. Die Ergebnisse des Jahres 2021 sprechen für sich. Nach Abschluss des Aktienrückkaufprogramms startete 2022 ein neues. Durch den Verkauf eines Aktienpakets in Höhe von 4% an L’Oréal fliessen Nestlé 8.9 Mrd. Euro zu. Wenn auch in vielen kleinen Schritten: Aber die Umgestaltung des weltgrössten Nahrungsmittel-Multis nimmt Gestalt an. Das Produkt-Portfolio wird zeitgemässer und gesünder, bei der Dekarbonisierung setzt CEO Schneider andere Unternehmenslenker unter Handlungsdruck. Im gegebenen Börsenumfeld spricht trotz der nicht gerade günstigen Bewertung auch weiterhin vieles für die Aktie.
Swiss Re – Risk and Return
Die Swiss Re Aktie hatte sich bis Anfang Februar auf über 100 CHF vorgearbeitet und auch recht passable Zahlen für 2021 veröffentlicht. Die Rückkehr in die Gewinnzone gelang, Preiserhöhungen von 5% in 2021 und 4% Anfang 2022 konnten durchgesetzt werden. Doch die Ukraine-Invasion betrifft Swiss Re wie alle global bedeutsamen Veränderungen, zuletzt der Ausbruch der Pandemie. Dieses höhere Risiko kompensiert der führende Rückversicherer mit einer substanziellen Dividende, die aufgrund des Kursrutsches der letzten Wochen auf nun 7,7% angestiegen ist.
Die durchschnittliche Dividendenrendite der 10 Aktien beträgt aktuell 4,1%. Die Ausschüttung wird jeweils gut verdient, Einschränkungen der Dividendenfähigkeit sind nicht erkennbar.
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