Ein Schritt vor, einer zurück – die Wechselbäder für Börsianer setzten sich im März weiterhin fort. Die Volatilität steigt, und das wirtschaftliche Umfeld erscheint weniger inspirierend als noch vor einigen Monaten. Das hat vor allem mit der hartnäckigen Inflation und den inzwischen anziehenden Zinsen zu tun. Wie schlagen sich die Favoriten von schweizeraktien.net?
Vom Anlage-Notstand ist inzwischen nicht mehr soviel zu hören, dafür ist öfter vom Inflationsgespenst und Zinserhöhungen die Rede. Plötzlich stehen wieder die Fed-Sitzungen im Mittelpunkt, und jeder Marktteilnehmer hat wenigstens eine Zahl der möglichen Schritte bei den zu erwartenden Leitzinserhöhungen im Kopf. Wie leicht es doch heute ist, vom Pandemie-Experten zum Ukraine-Experten und dann über Nacht zum Fed-Watcher zu werden. Noch im 20. Jahrhundert galt, dass der Expertise-Prozess erst nach 10 Jahren intensiver Beschäftigung mit einer Materie zu Expertise führt!
Zeitenwende?
Im März haben zwar die meisten Metalle, Gold und auch Öl einen Teil der zuvor erzielten Gewinne wieder preisgegeben, doch die Rendite der 10-jährigen US-Staatsanleihen ist trotzdem im März von 1,7% auf über 2,5% geklettert, die der deutschen 10-jährigen Bunds ist von null Prozent auf 0,65% in der Spitze geklettert. Zeitenwende ist der Begriff, der nun oft und gerne verwendet wird, um die wohl strukturelle Trendumkehr bei Inflation und Zinsen zu beschreiben.
Aufstieg und Fall an den Weltbörsen
An den Aktienmärkten ist einmal mehr eine differenzierte Entwicklung zu beobachten. Während die Indizes S&P 500 sowie Nikkei seit Jahresbeginn um rund 4% verloren haben, wiegen die Verluste in Europa schwerer. Der DAX liegt mit über 8% im Minus, der SPI Extra mit über 9%. Weniger stark fällt der SMI mit -5%, doch der enthält auch Schwergewichte der Finanzindustrie wie Zürich, UBS und Swiss Life, die im März zulegen konnten. Zu den schwächsten Performern zählen viele Lieblinge der Boom-Zeit davor wie Sika, Lonza, Geberit und Partners Group, die zwischen 11% und 25% im ersten Quartal verloren. Dass es auch noch schlimmer geht, zeigt sich an den einst vielgeliebten SPI-Aktien PolyPeptide, Zur Rose und Montana Aerospace, die seit Jahresbeginn um zwischen 40% und 50% fielen.
Komax im Brennpunkt
Demgegenüber sind die fünf an der SIX kotierten Aktien auf unserer Favoritenlisten ganz gut durch den März und das erste Quartal gekommen. Komax konnte die Vormonatsverluste weitgehend ausgleichen. Die Zahlen für 2021 sind überzeugend ausgefallen. Das EBIT vervierfachte sich auf 44.8 Mio. CHF, der Reingewinn belief sich auf 30.4 Mio. CHF. Die in den beiden Vorjahren ausgesetzte Dividendenzahlung soll wieder aufgenommen werden. Der GV werden am 13. April vom Verwaltungsrat 4.50 CHF je Aktie beantragt. Die GV wird auch darüber befinden, ob die Übernahme der Schleuniger Group von Metall Zug durchgeführt werden soll. Bei einer Zustimmung des Aktionariats wird Metall Zug zukünftig mit 25% an Komax beteiligt sein, vorbehältlich der Genehmigung durch die Kartellbehörden.
Intakte Perspektiven und rationale Bewertungen
Die kotierten Aktien zeigen am Ende des ersten Quartals mit durchschnittlich -4,6% eine negative Performance, die aber verkraftbar erscheint. Ermutigend ist zudem, dass Komax den Rückschlag aufgeholt hat und nun ein positives Vorzeichen trägt. Ebenso haben die vier anderen Aktien ihre Jahrestiefs hinter sich gelassen. Die Perspektiven erscheinen trotz der gestiegenen Risiken gut, und die Bewertungen waren wohl schon zum Jahresbeginn relativ attraktiv, da wirklich starke Kursrückgänge nicht zu verzeichnen sind. Ein Faktor ist auch, dass Anlagekapital in von Unsicherheiten überschatteten Marktphasen eher in Large Caps fliesst und Small- und Mid-Cap Engagements eher zurückgefahren werden.
Ausserbörslicher Aktienmarkt mit hoher Stabilität
Im Bereich der ausserbörslich gehandelten Aktien ist das Bild etwas anders. Zwar liegen die Handelsumsätze auf OTC-X mit bisher 41 Mio. CHF in 2022 deutlich unter dem Vorjahreswert, doch die Kapitalisierung der 248 Aktien hat sich mit aktuell 18.5 Mrd. CHF kaum verändert. Die Performance der repräsentativen Indizes liegt zwischen -1,9% beim Liquidity-Index und 1,6% beim All-Share-Index.
Portfolio-Performance von -2,9% im ersten Quartal
Im Durchschnitt zeigen die fünf OTC-X Aktien unter den Favoriten eine Wertentwicklung von 1,7%. Nur eine Aktie zeigt ein minimales Minus. Die Nachrichtenlage ist eher dünn, immerhin hat Weleda berichtet, dass das Umsatzniveau des Vorjahres gehalten werden konnte. Die Gewinnzahlen werden erst später publiziert. Insgesamt liegt die Performance der 10 Favoriten nach dem ersten Quartal bei durchschnittlich -2,9%. Das scheint recht passabel, vor allem im Vergleich zu entsprechenden Finanzprodukten, für deren höhere Verluste die Spezialisten zusätzlich Gebühren berechnen.