Auch 2021 prägten die Corona-Pandemie und ihre Folgen für den Tourismus sowie das Wetter die Geschäftsentwicklung der Pilatus-Bahnen. So begann das Jahr mit viel Schnee, geschlossenen Restaurants und Bahnbetrieben. Als im April die Terrassen wieder öffnen durften, war es kalt und nass. Dieses Wetter zog sich auch durch den Sommer. Im Winter 2021/22 verbreitete sich die neue Virusvariante «Omikron» mit stark ansteigenden Fallzahlen. Alles in allem waren das im Jahr 2021 schwierige Umstände für die Pilatus-Bahnen. Im Geschäftsbericht erklären Verwaltungsratspräsident Bruno Thürig und CEO Godi Koch, wie sie es geschafft haben, trotzdem ein positives Ergebnis zu erwirtschaften.
Mehr Gäste als im Vorjahr
Die Pilatus-Bahnen erzielten 2021 insgesamt Frequenzen von 1’345’694 Personen. Das entspricht zwar rund 100’000 Gästen mehr als im Vorjahr, jedoch erst knapp der Hälfte vom Rekordjahr 2019, in dem 3’156’923 Gäste am Pilatus gezählt wurden.
Bei den Übernachtungsgästen wurde sogar ein Rekord geschrieben. Reisende aus der ganzen Schweiz und in der zweiten Jahreshälfte auch Gäste aus Europa und Übersee übernachteten auf dem Luzerner Hausberg. Unternehmen führten Geschäftsanlässe und Seminare auf dem Pilatus durch und nutzten so die Hotelanlagen.
In der Gastronomie sah es ein wenig anders aus. Auf Fräkmüntegg wurde zwar von einer rekordverdächtigen Anzahl Besuchern die Vielfalt in Erlebnis und Gastronomie geschätzt, in den anderen Restaurants war der Betrieb jedoch bescheiden. Da Schweizerinnen und Schweizer ihre Tagesausflüge meistens spontan und je nach Wetterlage planen, kehrten im verregneten Sommer nicht allzu viele Gäste in den Restaurants rund um den Pilatus ein.
Neben 250 Schulklassen, die im Frühjahr die Pilatus-Region besuchten, gab nur der Herbst Anlass für einen Hoffnungsschimmer. Er wartete mit einem Wetterhoch auf und lockte damit mehr Gäste auf den Pilatus. Sogar Cars mit Gästen aus Nordamerika reisten wieder an. Die Freude war aber nur von kurzer Dauer, da Ende Jahr die neue Virusvariante auf der Bildfläche erschien.
Gute Qualität am Pilatus und neues Reservationssystem RESY
Dank ihrer flexiblen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter konnten die Pilatus-Bahnen eine konstant gute Qualität ihrer Dienstleistungen erreichen. Zahlreiche Gäste-Feedbacks und positive Bewertungen auf Online-Portalen bestätigen das. Alle Arbeitsplätze blieben dank Kurzarbeit erhalten.
Was die Arbeit der Mitarbeitenden wie auch die Buchungen der Dienstleistungen in Zukunft erleichtern wird, ist das neue Reservationssystem RESY. Dessen Einführung wurde 2021 finalisiert und in das Tagesgeschäft implementiert. Mit RESY können Bahnreservationen und Buchungen für Erlebnisse auf dem Fräkmüntegg getätigt werden. Es ist effizient und für alle Beteiligten einfach handzuhaben.
Defensives Budget bestätigte sich
Die Pilatus-Bahnen budgetierten bewusst defensiv und berücksichtigten das Ausbleiben von asiatischen und nordamerikanischen Gästen. Schon im Jahr 2020 lag der Gesamtumsatz um ca. 50% tiefer als vor Corona. 2021 veränderte sich das nicht. Trotzdem erwirtschafteten die Pilatus-Bahnen ein positives EBITDA von CHF 2.8 Mio., was 13,5% des Gesamtumsatzes ausmacht und um 21% über dem Vorjahreswert liegt.
Wie sich die Coronasituation in Zukunft entwickeln wird, ist unklar. In naher Zukunft stehen einige Ersatzinvestitionen an, beispielsweise das Grossprojekt «Neukonzeption Zahnradbahn» sowie die Sanierung von Direktorenhaus und Panorama-Gondelbahn. Die Pilatus-Bahnen beantragten beim Kanton Obwalden Härtefallgelder, um diese Kosten, trotz der Umsatzverluste in den vergangenen beiden Jahren, tragen zu können. Dank Härtefallgeldern und Kurzarbeitsentschädigungen von insgesamt CHF 2.5 Mio. sowie eines strikten Kostenmanagements konnte 2021 wieder ein positives Ergebnis von etwas über 1 Mio. CHF erzielt werden. Im Vorjahr lag der Verlust bei rund 1 Mio. CHF, sodass über die beiden «Corona-Jahre» ein ausgeglichenes Ergebnis resultierte.
Ersatzinvestitionen in Zahnradbahn und Panorama-Gondelbahn
Die neue Zahnradbahn ist ein Jahrhundertprojekt. Um in Zukunft vier Triebwagen in Doppelkomposition gleichzeitig in die Talstation einfahren lassen zu können, müssen die Gleisanlagen angepasst werden. Die Arbeiten haben schon begonnen: Als die Triebwagen im Winterschlaf weilten, wurde in Alpnachstad mit dem Bau begonnen. Der Fels wurde abgetragen, eine Stützmauer erstellt und zwei neue, massgeschneiderte Gleiswender aus dem Emmental auf den Schienen angebracht. Ein erster neuer Triebwagen wurde schon in Betrieb genommen und sorgte für ein Wow-Erlebnis.
Bei der Panorama-Gondelbahn müssen die elektrischen Komponenten ersetzt werden, um weiterhin einen störungsfreien Betrieb gewährleisten zu können. Der Auftrag wurde bereits vergeben, Vorarbeiten erfolgten während der Herbstrevision. Der Austausch der Komponenten findet Anfang 2022 statt.
Fazit
Mit einer Rückkehr der für die Pilatus-Bahnen wichtigen chinesischen Gäste wird 2022 noch nicht gerechnet. Gäste aus dem nahen Ausland und aus den USA dürften jedoch wieder vermehrt auf den Pilatus kommen. Langfristig werden sich die Übersee-Märkte erholen, denn die Vierwaldstättersee-Region ist und bleibt ein beliebtes Reiseziel. Ausserdem haben die Pilatus-Bahnen den Berg und ihre Anlagen noch attraktiver gemacht, indem sie in die neue Zahnradbahn und das neue Reservationssystem RESY investieren werden bzw. investiert haben.
Der Aktienkurs der Pilatus-Bahnen auf OTC-X hat sich während der Corona-Pandemie jeweils im Sommer ein wenig erholt und ist im Winter wieder gesunken. Auch dieses Jahr konnte man schon einen steilen Anstieg beobachten, da der März mit ununterbrochen schönem Wetter gesegnet war. Mit dem erneuten Wintereinbruch in den letzten Tagen ist auch der Aktienkurs wieder um CHF 100.00 gesunken. Durch die Auflösung der Corona-Einschränkungen und den nahenden Sommer dürfte sich der Geschäftsgang wieder verbessern, und so dürften die Aktien auch wieder an Wert gewinnen. Aufgrund der Härtefallentschädigung, welche die Pilatus-Bahnen 2021 bezogen haben, resultiert ein ausserordentlicher Ertrag von 1.58 Mio. CHF. Die gesetzlichen Vorschriften erlauben es nicht, beim Bezug von Härtefallgeldern Dividenden auszuzahlen. Daher müssen die Aktionäre auch für 2021 auf die Ausschüttung einer Dividende verzichten.
Aufgrund der vielen Unsicherheiten und der hohen Investitionen erscheint die leichte Erholung des Aktienkurses verfrüht, die Bewertung auf diesem Niveau eher hoch. Ein Kauf drängt sich daher aktuell nicht auf. Der Titel bleibt vor allem für Personen mit einem Bezug zur Bahn und der Region interessant, die an der Generalversammlung teilnehmen können und dort eine Freikarte für die Fahrt auf den Pilatus im Wert von 72 CHF erhalten.