Griesser Holding: Gruppenergebnis glänzt auch 2021 mit Umsatz- und Gewinnwachstum

Deutsche Tochter weinor erneut treibende Kraft hinter Gewinnentwicklung

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Die im thurgauischen Aadorf beheimatete Griesser Gruppe erzielte 2021 mit ihren Sonnenschutzprodukten ein hervorragendes Resultat. Bild: Griesser AG

Die Sonne scheint in Aadorf. Hatten vergangenes Jahr eine Cyber-Attacke im April und Schwierigkeiten entlang der Lieferketten im Herbst die Stimmung bei der Griesser Gruppe zwischenzeitlich getrübt, so fallen die Zahlen der Spezialistin für Sonnenschutzprodukte für das Geschäftsjahr 2021 dennoch äusserst positiv aus.

Internationales Wachstum übersteigt Erwartungen

Nebst der Marke Griesser gehört durch eine 76,5%-Beteiligung auch die deutsche Firma weinor zur Griesser Gruppe. Durch die beiden Marken erwirtschaftete der Konzern 2021 einen Umsatz von 370.1 Mio. CHF (+11,1%). Insbesondere die auf Sonnen- und Wetterschutzprodukte für Terrassen spezialisierte weinor profitierte auch im zweiten Pandemiejahr von dem gesteigerten Bedürfnis vieler Menschen, ihr Zuhause mangels Ausgehmöglichkeiten gemütlicher einzurichten. Mit einem Anteil von 72% (Vorjahr 76%) stammt der Grossteil des Gruppenumsatzes aus der DACH-Region. Deutlich überproportional stiegen im Berichtsjahr mit 27% die Umsätze im übrigen Europa. So schreibt Griesser im Geschäftsbericht von einem Umsatzwachstum deutlich über den Erwartungen insbesondere in Frankreich und Italien. Durch die internationale Tätigkeit haben Währungsschwankungen teils starken Einfluss auf das Resultat von Griesser. 2021 war dieser Einfluss positiv, doch auch währungsbereinigt und somit organisch lag das Umsatzwachstum der Gruppe noch bei 9,2%.

weinor als Stütze der Gewinnentwicklung

Um die gesteigerte Nachfrage bewältigen zu können, investierte Griesser einerseits in den Ausbau der Produktionskapazitäten. So steht die Erweiterung des Werks am Hauptsitz in Aadorf mit automatisiertem Profillager und neuer Pulverbeschichtungsanlage kurz vor dem Abschluss. Zudem startete weinor im September mit dem Ausbau des Werks in Möckern bei Magdeburg. Bis 2023 sollen die Kapazitäten durch Investitionen in Höhe von 13 Mio. EUR an diesem Standort annähernd verdoppelt werden. Andererseits ging mit der höheren Nachfrage auch ein Ausbau des durchschnittlichen Personalbestandes auf gut 1’500 Mitarbeitende (Vorjahr 1’400) einher. Neu ist die Gruppe mit 3 Mitarbeitenden auch in Grossbritannien vertreten. Entsprechend stieg auch der Personalaufwand auf 150.9 Mio. CHF (+9,6%) an.

Noch deutlicher wuchs der Materialaufwand auf 126.8 Mio. CHF (+14,7%), mitunter eine Konsequenz der steigenden Preise und knappen Verfügbarkeit von Rohmaterial und Komponenten im zweiten Semester 2021. Das EBITDA legte um 5,8% auf 35.5 Mio. zu, die EBITDA-Marge sank leicht auf 9,6% (Vorjahr 10,1%). Unter dem Strich resultierte ein Jahresgewinn vor Minderheiten von 14.2 Mio. CHF (+6,2%). Rund 4.1 Mio. (+21,8%) davon entfallen auf Minderheitsanteile, welche wohl als Anteil der Minderheitsaktionäre an weinor interpretiert werden dürfen. Somit hat weinor scheinbar auch 2021 einen grossen Teil des Gruppenerfolges beigesteuert. Dies deckt sich mit Aussagen von Griesser CEO Urs Neuhauser im Interview mit schweizeraktien.net Ende letzten Jahres, wonach weinor auf ein weiteres Rekordergebnis zusteuerte. Wie im Vorjahr beantragt der Verwaltungsrat der Generalversammlung die Ausschüttung einer Dividende von 25 CHF je Aktie.

Dass die Marke Griesser nicht mehr zum Resultat beisteuern konnte, lag nebst der Covid-Pandemie und den hohen Materialpreisen auch an der Cyber-Attacke im April. Verschiedene IT-Systeme mussten heruntergefahren werden, um die Ausbreitung der Schadsoftware zu begrenzen. Trotz der schnellen Reaktion folgte ein mehrtägiger Betriebsausfall.

Elektroflotte neuster Schritt in Nachhaltigkeitsstrategie

Schon seit längerem ist Nachhaltigkeit zentraler Bestandteil der Strategie der Griesser Gruppe und insbesondere der Marke Griesser. Auf Kundenseite reduzieren die Sonnenschutzprodukte den Energieverbrauch deutlich. Auf Unternehmensseite wurde 2021 die Umstellung der 400 Fahrzeuge umfassenden Firmenflotte auf Elektroantrieb gestartet. Ein erstes Pilotprojekt in der Region Luzern sparte so insgesamt 120 Tonnen CO2 und über 45’000 Liter Diesel ein. Spätestens 2030 soll die Umstellung abgeschlossen sein, und bis 2050 will die Marke Griesser komplett klimaneutral sein. Die zentrale Bedeutung der Nachhaltigkeitsstrategie für Griesser widerspiegelt sich auch in der von schweizeraktien.net im letzten Frühling durchgeführten ESG-Bewertung von ausserbörslich gehandelten Unternehmen. Insbesondere in den Bereichen Umwelt und Soziales schnitt Griesser hervorragend ab, während es in der Governance noch Luft nach oben gibt.

Mit 22 von 30 möglichen Punkten rangiert Griesser auf Platz 4 von 38 teilnehmenden Unternehmen in der ESG-Bewertung von schweizeraktien.net. Grafik: schweizeraktien.net
Fazit

Trotz aller Schwierigkeiten der Pandemie kann Griesser auf zwei erfolgreiche Jahre zurückblicken. Insbesondere weinor profitierte auch von den vermehrten Investitionen vieler Menschen in die eigenen vier Wände und war massgeblich an den guten Resultaten beteiligt. Mit zunehmenden Lockerungen der Corona-Massnahmen und Einschränkungen des internationalen Reiseverkehrs könnte dieser Effekt 2022 dem Ende zugehen. Ob weinor den starken Wachstumstrend im laufenden Jahr weiterführen kann, scheint deshalb nicht gesichert. Zudem hätte ein allfälliges starkes Ansteigen des Zinsniveaus im europäischen Raum negative Auswirkungen auf die gesamte Baubranche und somit auch auf die Griesser Gruppe. Bisher hält sich dieser Anstieg noch in Grenzen, weshalb die Konsequenzen noch nicht abschliessend eingeordnet werden können.

Ende 2021 stockte die Griesser Gruppe als Antwort auf die geringere Verfügbarkeit von Rohmaterial und Komponenten ihre Vorräte auf. Diese strategische Erhöhung könnte sich 2022 aufgrund der sich zuspitzenden Lage und steigender Inflation als Glücksgriff erweisen. Auch wenn die flüssigen Mittel zugunsten der Vorräte deutlich abnahmen, überstiegen sie per Jahresende mit gut 34 Mio. CHF die Finanzverbindlichkeiten um beinahe das Vierfache. Mit 68% ist die Eigenkapitalquote inklusive Minderheitsanteilen ebenfalls komfortabel.

Die Aktien der Griesser Holding AG werden ausserbörslich auf OTC-X gehandelt. Der letztbezahlte Kurs liegt bei 1’140 CHF. Damit sind die Titel mit einem KGV von 6.4 respektive 9.0 unter Ausklammerung der Minderheitsanteile günstig bewertet. Das KBV von 0.68 respektive 0.72 exklusive Minderheitsanteilen bestätigt die attraktive Bewertung. Mit der beantragten Dividende von 25 CHF je Aktie errechnet sich eine Ausschüttungsrendite von ordentlichen 2,2%. In Anbetracht der günstigen Bewertung, der guten Nachhaltigkeitsperformance und der positiven Geschäftsentwicklung in jüngster Vergangenheit bieten die Griesser-Titel eine attraktive Anlagemöglichkeit, auch wenn 2022 mit steigenden Zinsen und Preisen, der weiter schwierigen Beschaffungslage mancher Materialien und der geopolitischen Lage nicht mit Herausforderungen geizt.

Die Covid-Pandemie hat den Kursverlauf der Griesser-Aktie nur kurzfristig ausgebremst. Seit Anfang 2020 haben die Titel um 31% zugelegt. Chart: otc-x.ch

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