Stanserhorn-Bahn: Härtefallgelder verhindern 2021 hohen Verlust

Steigende Gästezahlen Ende Saison als Lichtblick

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Vom offenen Oberdeck der CabriO-Bahn lässt sich die Aussicht über den Vierwaldstättersee und in die Bergwelt noch besser geniessen. Bild: Stanserhorn-Bahn AG

Licht oder Schatten? Zwar gelang der Stanserhorn-Bahn AG nach dem Rekordverlust im Vorjahr im Geschäftsjahr 2021 ein ausgeglichenes Ergebnis, allerdings war das Nidwaldner Bergbahnunternehmen dabei auf den Bezug von Härtefallentschädigungen angewiesen. Tourismus und Gastronomie auf dem Stanserhorn waren auch im zweiten Coronajahr geprägt von den Einschränkungen durch die Massnahmen der Behörden zur Pandemiebekämpfung.

Anstieg der Gästezahlen erst Ende Saison

Bereits der Saisonstart musste vom geplanten Datum um knapp zwei Wochen nach hinten auf den 23. April verschoben werden. Erst ab diesem Tag war ein Teilbetrieb der Restaurants zumindest auf der Terrasse gestattet. Die Besucherzahlen blieben dennoch den ganzen Frühling deutlich unter dem langjährigen Durchschnitt. Im Sommer minderte dann das kalte und nasse Wetter die Attraktivität eines Besuchs des Stanserhorns, sodass sich die Besucherzahlen erst gegen Saisonende dem langjährigen Durchschnitt annähern konnten. Über die 220 Tage Betriebszeit beförderte die Stanserhorn-Bahn 112’000 Gäste, was gegenüber 2020 zwar einer Zunahme von 7% entspricht, jedoch weiterhin um 33% unter dem Durchschnitt seit 2016 liegt. Der Bahnertrag stieg im Vorjahresvergleich um 9,4% auf 2.8 Mio. CHF, der Umsatz im Drehrestaurant Stanserhorn konnte um 3% auf 2.3 Mio. erhöht werden. Mit 5.3 Mio. liegt der gesamte Umsatz 35% unter dem Niveau von vor der Pandemie.

Die internationalen Gäste blieben dem Stanserhorn auch 2021 pandemiebedingt zu grossen Teilen fern. Das internationale Geschäft stellt für das Unternehmen aber auch in normalen Jahren im Vergleich zu anderen Schweizer Tourismusdestinationen eine geringe Bedeutung dar. Über 80% der Gäste stammen im Normalfall aus dem Inland. Dadurch ist das Wetter eine wichtige Variable für die Gästezahlen, da Herr und Frau Schweizer tendenziell nur bei guten Wetterverhältnissen Ausflüge auf Aussichtsberge unternehmen.

Härtefallgelder verhindern Wiederholung des Vorjahresverlustes

Aufgrund der im Vergleich zu 2020 um 42 Tage länger dauernden Saison und geringerer Kurzarbeitsentschädigung stieg der Personalaufwand um 11,9% auf 3.2 Mio. CHF. Abzüglich des Materialaufwandes von 0.7 Mio. (-1,6%) und des übrigen betrieblichen Aufwandes von 1.3 Mio. (-4,6%) resultierte mit 0.1 Mio. CHF ein EBITDA knapp im positiven Bereich. Abzüglich Abschreibungen hauptsächlich der CabriO Luftseilbahn steht auf Stufe EBIT ein Verlust von 1.4 Mio. zu Buche. Dank bezogenen Härtefallgeldern von ebenfalls knapp 1.4 Mio. resultierte unter dem Strich mit einem minimen Verlust von 375 CHF beinahe eine schwarze Null. 2020 hatte ohne Härtefallgelder noch ein Rekordverlust von 1.1 Mio. CHF verzeichnet werden müssen.

Generalversammlung wieder mit physischer Präsenz

Im laufenden Geschäftsjahr besteht Hoffnung auf ein operativ verbessertes Ergebnis. Schliesslich konnte die neue Saison am 9. April früher als 2021 und ohne Einschränkungen gestartet werden. Auch die Generalversammlung fand nach zweijähriger Absenz am 22. April wieder mit physischer Präsenz statt. 264 Aktionärinnen und Aktionäre nahmen teil und stimmten allen Geschäften zu. Neu in den Verwaltungsrat gewählt wurde Patrick Vogler. Als CEO des Grand Resort Bad Ragaz bringt er wertvolle Erfahrung in den Bereichen Tourismus und Gastronomie mit. Er ersetzt Klaus Kayser, welcher nach 18 Jahren seinen Rücktritt aus dem Gremium gegeben hat.

Nur einen Tag nach der GV feierte die 2012 für 29 Mio. CHF gebaute CabriO Luftseilbahn – ihres Zeichens weltweit einzige doppelstöckige Luftseilbahn mit offenem Oberdeck – mit ihrer hunderttausendsten Fahrt Jubiläum.

Fazit

Die beiden Pandemie-Jahre waren eine schwierige Zeit für die Stanserhorn-Bahn AG. Die ohnehin schon auf die Sommersaison beschränkte Betriebszeit wurde durch die behördlichen Massnahmen nochmals verkürzt, zudem lag 2021 die durchschnittliche Besucherzahl pro Betriebstag mit 508 Gästen deutlich unter den rund 800 Gästen von vor der Pandemie. Dank der bezogenen Härtefallgeldern konnte der Verlust immerhin in Grenzen gehalten werden, zudem sorgten die Besucherzahlen gegen Ende Saison und die Rückkehr erster internationaler Gäste auch aus Übersee für Lichtblicke.

Nach dem Wegfall der Covid-Massnahmen darf 2022 eine weitere Annäherung der Gästezahlen an den langjährigen Durchschnitt erwartet werden. Da die Umsätze im Vergleich zu den Aufwänden während der Pandemie deutlich stärker eingebrochen sind – 2021 flossen ganze 62% der Umsätze in den Personalaufwand gegenüber 47% im Jahr 2019 – wird sich die Gäste- und Umsatzrückkehr auch deutlich im operativen Ergebnis widerspiegeln. Mit einem hohen Gewinn darf aber trotzdem nicht gerechnet werden, da zum einen der ausserordentliche Ertrag im Vergleich zum Vorjahr wegfallen wird und zum anderen weiterhin hohe Abschreibungen der CabriO Luftseilbahn vorgenommen werden.

Dank diesen hohen Abschreibungen ist die Luftseilbahn aber auch bereits zu über 60% abgeschrieben. Das gesamte Anlagevermögen beläuft sich per Ende 2021 auf 11.3 Mio. CHF, was in Anbetracht der Investitionshöhe von 29 Mio. für die CabriO Bahn die Vermutung nahe legt, dass stille Reserven in der Bilanz schlummern. Die flüssigen Mittel übersteigen mit 2.2 Mio. das kurzfristige Fremdkapital deutlich. Gesamthaft beläuft sich das Fremdkapital auf 4.0 Mio. CHF, wovon 0.5 Mio. auf einen aufgenommenen, aber bisher nicht benötigten Covid-Kredit entfallen. Das Eigenkapital beträgt 10.0 Mio. und die Eigenkapitalquote 72%. Die Stanserhorn-Bahn AG ist somit auch nach den zwei äusserst schwierigen Jahren grundsolide aufgestellt.

Die Stanserhorn-Bahn AG schüttet ihren Aktionären keine Dividende aus. Allerdings kommen sie, wie üblich in der Branche, in den Genuss einer Naturaldividende in Form vergünstigter Fahrkarten auf den Berg. Das Aktienkapital der Stanserhorn-Bahn AG ist eingeteilt in 2'000 Namenaktien zu nominal 10 CHF und 12'000 Namenaktien zu 250 CHF. Beide Aktienkategorien werden ausserbörslich auf OTC-X gehandelt. Die liquideren Aktien zu nominal 250 CHF wechselten zuletzt für 1'400 CHF den Besitzer. Der letztbezahlte Kurs der Aktien zu nominal 10 CHF liegt bei 500 CHF, datiert jedoch vom Dezember 2021. Damit sind beide Kategorien deutlich über dem anteiligen Buchwert, welcher 830 CHF bei den 250 CHF Aktien respektive 33 CHF bei den 10 CHF Aktien beträgt, und somit nicht gerade günstig bewertet. Das Unternehmen ist aber solide aufgestellt und verfügt dank dem hohen Anteil Schweizer Gäste über eine gesicherte Gästebasis im Vergleich zu internationaler ausgerichteten Innerschweizer Unternehmen wie den Pilatus- oder Rigi-Bahnen. Ein nicht zu unterschätzender Faktor in Zeiten geopolitischer Unsicherheiten und sich veränderndem Reiseverhalten.

Seit Jahren schon bewegt sich der Geldkurs der Stanserhorn-Bahn Aktie (nominal 250 CHF) seitwärts. Chart: money-net.ch

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