Wie für die meisten Unternehmen im Bereich Tourismus, Hotellerie und Gastronomie war auch für die Grand Resort Bad Ragaz Gruppe 2020 ein Jahr zum Vergessen. 7.6 Mio. CHF Verlust, ein Umsatz von knapp 80 Mio. CHF – das Unternehmen musste durch ein tiefes Tal der Tränen.
Nach 2020 konnte es, so hoffte man nicht nur in Bad Ragaz, nur noch aufwärts gehen. Die Hoffnung trügte nicht. 2021, das zeigen die jetzt im Geschäftsbericht veröffentlichten Zahlen, war gemessen an den immer noch spürbaren Auswirkungen der Pandemie ein erfolgreiches Jahr.
Markante Umsatzsteigerung und wieder Gewinn
Aus dem Verlust im Vorjahr ist ein Gewinn geworden: 3.8 Mio. CHF verdiente das Unternehmen mit seinen 712 Beschäftigten 2021. Der Umsatz kletterte um fast 20% auf 93.9 Mio. CHF. Entscheidend dafür ist, dass die Logiernächte in den Grand Hotels der Gruppe, die den Löwenanteil der Einnahmen ausmachen, von 64’900 deutlich auf 83’600 zunahmen, ein Anstieg von über 30%. Rechnet man die Zimmerbelegung der Clinic Bad Ragaz dazu, kommt man sogar auf 91’000 Logiernächte, was im Fünfjahresvergleich ein Top-Ergebnis darstelle, wie VR-Präsident Wolfgang Werlé und CEO Patrick Vogler im Vorwort des Geschäftsberichts schreiben.
Gleichzeitig konnte das wieder zurückkehrende Umsatzwachstum mit den bestehenden Mitarbeitenden gestemmt werden, das Vollzeitäquivalent (FTE) an Stellen sank sogar noch etwas ab gegenüber 2020. Der Bruttobetriebserfolg (GOI) schoss so um über 50% in die Höhe und betrug 34.9 Mio. CHF (2021: 22.9 Mio. CHF). Da mit Ausnahme der Unterhaltskosten auch die Posten Marketing, Verwaltung, Energie, aber auch die Abschreibungen auf Vorjahresniveau verharrten, kehrte das Unternehmen aus einem tiefroten EBIT von -9.2 Mio CHF wieder in die Erfolgsspur zurück: 3.3 Mio. CHF betrug der Erfolg vor Zinsen und Steuern.
Kredite zurückgezahlt
Dank des stabilen Geschäftsgangs sei es möglich gewesen, Kredite in Höhe von 17.2 Mio. CHF zurückzuzahlen. Die Liquidität hätte gesteigert werden können, was in erster Linie auf die gute Auslastung der Clinic Bad Ragaz, deren Auslastung von 65% auf 72% gesteigert werden konnte, zurückzuführen sei, so die Verantwortlichen im Geschäftsbericht. Im Vergleich dazu betrug die Auslastung der Grand Hotels etwas niedrigere 57%, aber auch das ist deutlich über den 46% aus dem Vorjahr.
Neben dem Hotel und Klinik-Betrieb ist die Bad Ragaz Gruppe auch am in unmittelbarer Nachbarschaft gelegenen Casino mit 67% beteiligt. Wegen der viermonatigen Schliessung wegen Corona ging die Besucherzahl 2021 gegenüber dem Vorjahr von 60’000 auf 46’000 Besucher zurück.
Ausblick
Durch die Transformation während der Coronapandemie hin zu einem 85%-Anteil Schweizer Gäste ist CEO Patrick Vogler überzeugt, dass das Grand Resort Bad Ragaz nach dem Ausbruch des Ukrainekrieges auch das Ausbleiben von russischen Gästen gut verschmerzen könne. Vogler gegenüber schweizeraktien.net: «In unserer Branche, der Hotellerie/Gastronomie und Freizeitbranche, sind wir naturgemäss ständig wechselnden Ansprüchen und Erwartungen ausgesetzt. Von daher sind wir, wenn man so sagen möchte, auch sehr ‚krisenerprobt‘. Zudem haben wir mit der Weiterentwicklung unserer Gesundheitsphilosophie NEW YOU Angebote entwickelt, die gefragt sind und die vermehrte Nachfrage nach Erholung, Regeneration und dem Aufbau eines gesunden Immunsystems abdecken.»
Zwei Wechsel wird es in der Führung des Unternehmens geben: Wolfgang Werlé scheidet nach 17 Jahren aus dem Verwaltungsrat aus, neuer VRP wird der aus dem nahen Fürstentum Liechtenstein stammende Klaus Tschütscher. Und auch an der operativen Spitze gibt es eine Änderung: Patrick Vogler übergibt per 1. Juli den Vorsitz der Geschäftsleitung an Marco R. Zanolari. Auf den Grund seines Rückzugs angesprochen, antwortet Vogler gegenüber schweizeraktien.net: «Es ist ein familiärer Entscheid. Meine Frau hat ihrerseits eine berufliche Chance erhalten, die mehr Zeit binden wird.» Es sei schlicht nicht möglich, alles unter einen Hut zu bringen. Für ihn passe der Zeitpunkt. Er könne jetzt den Vorsitz der gut funktionierenden Geschäftsleitung eines kerngesunden Unternehmens in neue, jedoch bewährte Hände übergeben. Vogler wird dem Unternehmen als Verwaltungsrat erhalten bleiben.
Fazit
Aus der Not hat das Grand Resort Bad Ragaz eine Tugend gemacht: die Hinwendung zum Schweizer Gast aufgrund des Wegfallens des internationalen Tourismus insbesondere im ersten Pandemiejahr hat dem hochpreisigen Hotelsegment eine gute Auslastung beschert. Damit wird jetzt auch der Wegfall der russischen Gäste aufgefangen.
Nachhaltigkeit und Corporate Social Responsability sind ein wichtiger Eckpfeiler der Strategie des Unternehmens. Das macht nicht zuletzt der Geschäftsbericht klar, der sehr prominent platziert die Massnahmen aufführt, die das Unternehmen in verschiedenen Bereichen ergriffen hat, um seiner Verantwortung gegenüber der Gesellschaft gerecht zu werden. Mit «Left Lovers» z.B. hat man dem Foodwaste den Kampf angesagt, indem Reste aus den Restaurants neu zusammengestellt in einem Pop-Up-Shop verkauft werden.
Nachhaltigkeit aber auch bei der Gewinnverwendung: Das Unternehmen zahlt schon seit einigen Jahren keine Dividende mehr an die Aktionäre aus. Man ist mit den Teilhabern übereingekommen, die Mittel für die Reinvestition in das Unternehmens zu verwenden. Eine Dividendenzahlung würde in allererster Linie sowieso dem Mehrheitsaktionär Thomas Schmidheiny zugute kommen, der 84,9% an dem Unternehmen hält. Und der ist, laut Wirtschaftsmagazin Forbes, mit einem Vermögen von ca. 5 Mrd. CHF ausgestattet, darauf nicht angewiesen.
Das ist sicher die grosse Stärke des Grand Resorts Bad Ragaz, dass mit Schmidheiny ein Hauptaktionär vorhanden ist, der gerade in eher schlechteren Zeiten stets mit seiner finanziellen Potenz den unmittelbaren wirtschaftlichen Druck etwas vom Unternehmen nehmen kann. Und ob die Zeiten wieder besser werden, muss im Moment leider offen bleiben.
Der Kurs der auf OTC-X gehandelten Aktie hat sich nach dem allseits bekannten und fast alle Unternehmen umfassenden Absturz im März 2020 auf deutlich unter 4’000 CHF schnell wieder über der Marke von 4’000 CHF stabilisiert. Zurzeit kostet das Papier 4’300 CHF.