Im Rahmen der dezentralisierten Energieversorgung werden je länger je mehr Photovoltaik-Anlagen auf den Dächern von Wohngebäuden installiert. Mittels intelligenter Steuerung des Verbrauchs sowie Eigenverbrauchsgemeinschaften wird die Nutzung der vor Ort produzierten Energie optimiert. Damit rückt der Dienstleistungsbereich für Energieversorger wie die Eniwa AG vermehrt in den Fokus, bleibt aber betreffend Bedeutung fürs Geschäftsergebnis dennoch im Schatten des Energieabsatzes.
Rekordmenge an gelieferter Energie
Eniwa liefert in 30 Gemeinden im Grossraum Aarau Energie für rund 100’000 Personen. Im Geschäftsbericht 2021 informiert das Unternehmen über die Lieferung von 1’090 Gigawattstunden Energie in Form von elektrischem Strom, Gas sowie Wärme und Kälte über ihre drei Verteilnetze. Dies stellt eine neue Rekordmenge dar, wobei insbesondere im kalten ersten Halbjahr hohe Energieabsätze angefallen waren. Erneut rückläufig war dafür die Eigenproduktion des Aarekraftwerks mit 90 Gigawattstunden. Trotz der Hochwassersituation im Sommer lag die Wasserführung 2021 deutlich tiefer als im Durchschnitt der Vorjahre. Zudem musste in der Zeit der Hochwasser während Wochen im 24-Stundenbetrieb Treibgut weggeschafft werden, weshalb das Wasser nicht mit voller Kapazität turbiniert werden konnte.
Deutliche Gewinnsteigerung dank gutem Finanzergebnis
Mitunter dank der stark steigenden Strom- und Gaspreise im letzten Quartal 2021 – das Unternehmen schreibt von einer Verdoppelung der Gaspreise und einer Steigerung der Strompreise um 73% – konnte Eniwa den konsolidierten Umsatz auf 162.6 Mio. CHF (+8,2%) steigern. 124.4 Mio. davon entfallen auf den Bereich Energie und Wasser, 26.1 Mio. auf den Dienstleistungsbereich. Getrieben von Mehrkosten in der Energie- und Wasserbeschaffung erhöhte sich auch der betriebliche Aufwand deutlich auf 149.6 Mio. CHF (+8,7%). Das EBIT liegt folglich mit 12.9 Mio. (+2,3%) nur leicht über Vorjahresniveau. Die gute Performance der Finanzmärkte ermöglichte einen hohen Finanzerfolg von 6.1 Mio. CHF, wodurch der Gruppengewinn mit 16.2 Mio. CHF (+24,4%) deutlich über dem Wert von 2020 zu liegen kam. Der Verwaltungsrat beantragt der Generalversammlung am 19. Mai die Ausschüttung einer unveränderten Dividende von 20 CHF pro Aktie.
Investitionen in die nachhaltige Energieversorgung der Region
Im Berichtsjahr investierte Eniwa rund 32 Mio. CHF in die Netzinfrastruktur und in Produktionsanlagen. Der Hauptteil davon floss in die Erneuerung des Stromnetzes, den Ausbau der Wärmenetze und den Neubau des Trinkwasserreservoirs Gönhard. Rund 4 Mio. CHF flossen in das neue Dotierkraftwerk beim Wehr Schönenwerd, welches 2022 in Betrieb genommen werden soll und jährlich 5 Gigawattstunden Strom liefern wird. In den nächsten Jahren wird Eniwa die Kompletterneuerung des Wasserkraftwerkes an der Aare beschäftigen. Das Gesamtinvestitionsvolumen soll sich auf rund 135 Mio. CHF belaufen, wobei aus verschiedenen Fördermitteln des Bundes mit einer Unterstützung von bis zu 45 Mio. gerechnet wird, und die umweltfreundliche Energieversorgung in der Region bis zum Ablauf der Konzession im Jahr 2085 ermöglichen.
Darin zeigt sich die strategische Ausrichtung von Eniwa mit Fokus auf erneuerbare Energien und Regionalität. Durch Dienstleistungen im ICT-Bereich wie den Ausbau des Glasfasernetzes oder die Bereitstellung hochmoderner Serverräume zur Datenaufbewahrung stärkt Eniwa ihre regionale Präsenz weiter. Die Verfolgung der Nachhaltigkeitsstrategie zeigte sich denn auch in der von schweizeraktien.net im letzten Jahr durchgeführten ESG-Bewertung von Schweizer KMU, wo Eniwa im Bereich Umwelt eine der höchsten Punktzahlen erzielte.
Unsichere Marktaussichten
Kurz- und mittelfristig rechnet Eniwa mit einer deutlichen Erhöhung der Energiepreise. Bezüglich Versorgungssicherheit mit Strom und Gas beurteilt das Unternehmen die Lage infolge des Ukraine-Krieges als sehr herausfordernd. Konkrete Prognosen zum Geschäftsjahr 2022 oder der Marktentwicklung macht das Unternehmen nicht.
Fazit
Das Geschäftsjahr 2021 brachte Eniwa eine Verbesserung des Resultates. In der langjährigen Betrachtung bewegen sich die Zahlen des Energiedienstleisters aber weiter seitwärts. So resultierte in den letzten zehn Jahren stets ein EBIT zwischen 8.6 Mio. und 17.7 Mio. CHF. Die 12.9 Mio. CHF von 2021 stellen aber zum dritten Mal in Folge eine Verbesserung dar seit dem Tiefstwert im Jahr 2018. Die nächsten Jahre werden im Zeichen des Erneuerungsprojekts des Aarekraftwerkes stehen, dank einem ausgewiesenen Eigenkapital von knapp 385 Mio. CHF bei einer Eigenkapitalquote von 58% ist das Unternehmen aber solide aufgestellt, um die Investitionen stemmen zu können. So leistet Eniwa ihren Beitrag zur Energiewende und dürfte langfristig vom Fokus auf Nachhaltigkeit und Regionalität profitieren, sei es beim Stromabsatz oder im Dienstleistungsbereich.
Die Aktien der Eniwa Holding AG werden ausserbörslich auf OTC-X gehandelt. Der letztbezahlte Kurs liegt bei 1’300 CHF. Auf diesem Kursniveau errechnen sich ein KGV von 24.1 und ein KBV von 1.0. In Anbetracht der eher bescheidenen Dividendenrendite von 1,5% sind die Titel somit nicht gerade günstig bewertet. Investoren sollten deshalb in näherer Zukunft nicht mit grossen Kurssprüngen rechnen, zumal die Titel in den letzten zwölf Monaten nach einem Zwischentief bereits um 23,8% zugelegt haben.