Favoriten auf dem Prüfstand: Weleda setzt Nachhaltigkeitsstrategie konsequent um

Weltmarktführer der Naturkosmetik kommt 2021 gut durch die Pandemie

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Heute kommen grosse Teile der Lavendel-Rohstoffe unter anderem aus Moldawien, wo Weleda in Zusammenarbeit mit den Dorfbewohnern auf biodynamische Landwirtschaft umstellt. Bild: weleda.de

Der Jahresabschluss 2021 ist von erreichten Zielen und neuer Dynamik geprägt, aber auch von den Faktoren, die schon in den Vorjahren wirkten. Zu den Erfolgen zählt, dass Weleda mit Blick auf den Energieverbrauch nun klimaneutral geworden ist. Belastend ist der fortgesetzte Umsatzschwund bei den anthroposophischen Heilmitteln. Das führte erneut zu einem stagnierenden Gruppenumsatz.

Der Jahresumsatz der Weleda-Gruppe stieg 2021 um 0,2% auf 424.8 Mio. Euro. Wie in den Vorjahren ging das Pharma-Geschäft zurück, während das Segment Naturkosmetik Wachstum verzeichnete. Die Umsatzanteile haben sich inzwischen auf 19% Pharma und 81% Naturkosmetik verschoben. Kosmetik wuchs um 3%, Pharma verlor 10%. Der Hauptgrund hierfür bleibt die wegfallende Erstattung der Krankenkassen von Naturheilmitteln in Frankreich. Dadurch fiel auch der Umsatz im für Weleda wichtigen französischen Markt um 22,2% auf 60.8 Mio. Euro. Steigerungen verzeichneten dagegen u.a. Spanien mit 22,6%, Argentinien mit 48,8% und Australien mit 15,4%.

Wachstum durch Internationalisierung

Die Internationalisierungsstrategie geht offensichtlich auf. Südamerika, die angelsächsischen Länder und Osteuropa sind die Zugpferde geworden, wenn auch das Wachstum von tiefer Basis aus erfolgt. Auch Russland mit 25,8% Umsatzzuwachs und die Ukraine mit 39,6% waren zurecht Hoffnungsträger. Durch die Kriegssituation und die Konsequenzen ist allerdings erst einmal keine Fortsetzung dieser beiden Erfolgsgeschichten zu erwarten. Im wichtigsten Markt Deutschland blieb das Wachstum mit 3,5% stabil. Der Länderumsatz von 181.5 Mio. Euro entspricht einem Anteil am Gruppenumsatz von 42,7%. Die Schweiz bleibt mit einem Wachstum von 1,9% auf 38 Mio. Euro der drittwichtigste Markt.

Geschäftsverlauf 2021

Die Investitionen wurden gegenüber 2020 auf 21.4 Mio. Euro fast verdoppelt. Davon entfielen 19.5 Mio. Euro auf Sachanlagen. Drei Viertel der Investitionen wurden an den beiden Hauptstandorten Schwäbisch Gmünd in Deutschland und Arlesheim getätigt. Das schlug sich auch im EBIT nieder, das um 9 Mio. Euro oder 40,6% auf 13.3 Mio. Euro zurückging. Ein weiterer Faktor waren die Umsatzausfälle in Frankreich. Das Finanzergebnis verbesserte sich zwar um 2.9 Mio. Euro, verblieb mit -0.5 Mio. Euro jedoch im negativen Bereich. Die Ertragssteuern gingen deutlich von 11.3 Mio. Euro auf 5.9 Mio. Euro zurück. Der konsolidierte Jahresgewinn stellte sich am Ende auf 6.8 Mio. Euro, ein Rückgang um 11%. Die Dividende bleibt unverändert bei 35 CHF je PS.

Finanzkennzahlen

Die gewinnbezogenen Finanzkennzahlen haben sich verschlechtert. Das EBITDA je PS fiel von 1139 CHF auf 913 CHF. Die Verhältniskennzahl EV/EBITDA stieg von attraktiven 3,7 auf 5. Das KGV nahm von 18 auf 20 zu. Doch der Blick in die Bilanz zeigt eine auf 54,1% gestärkte Eigenkapitalquote. Der Buchwert je PS kletterte von 5377 CHF auf 5666 CHF. Werden die erheblich gesteigerten Investitionen in der Betrachtung berücksichtigt, hat sich an der Gewinnqualität und der Werthaltigkeit der PS wenig geändert.

Der Kurs des auf OTC-X gehandelten PS befindet sich auf Rekordniveau. Chart: money-net.ch
Pekuniäre und andere Ziele

Doch wer sich bei Weleda als Investor engagiert, weiss auch, dass das Unternehmen nicht nur pekuniäre Ziele verfolgt, sondern eben auch altruistische wie die Förderung von Wissenschaft und Forschung, das Allgemeinwohl sowie Gesundheit aller Lebensformen auf dem Planeten. Das Engagement von Weleda für Mensch und Umwelt hat sogar deutlich an Breite und Tiefe gewonnen. Die Zertifizierung zur B-Corp unterstreicht, neben den vielen anderen Zertifikaten, in besonderer Weise die Ernsthaftigkeit der «Mission» des weltweit führenden Herstellers von Naturkosmetik. Die Chance, bei den Konsumenten ein erweitertes Bewusstsein für die Probleme und Lösungen unserer Zeit zu schaffen, wird nicht nur durch Marketing-Botschaften vermittelt, sondern auch durch die tägliche Praxis und die Qualität der Produkte.

Vorteile des Integrated Reporting

Weleda ist ein Vorbild für das «Integrated Reporting», denn der Geschäftsbericht ist zugleich auch der Nachhaltigkeitsbericht. So werden die Zusammenhänge transparent. Die Zahlen bekommen ein Gesicht. Beispielsweise wird das «True Cost Accounting» bei den verwendeten Rohstoffen angewendet und erläutert. Die eigenen Aktivitäten und Initiativen werden in Relation zu den 17 «Sustainable Development Goals» (SDGs) der UN gesetzt. So werden in Ägypten der Klimaschutz und die Initiative «Greening the Desert» beim Jojoba-Anbau unterstützt. In Moldawien, Albanien, Rumänien und Bulgarien wird die Umstellung auf den biodynamischen Anbau von Lavendel, Arnika, Calendula und weiteren Pflanzen ebenso unterstützt wie Naturschutzgebiete und auch die Bevölkerung, die Arbeit bei der Ernte findet.

Messung und Steuerung kritischer Faktoren

Über die selbst gesteckten Nachhaltigkeitsziele und die Fortschritte bei der Erreichung wird konsistent berichtet. Wasserverbrauch, Energie- und Abfallintensität sollen jährlich unter Berücksichtigung der Produktionsmenge um jeweils 2,5% reduziert werden. 2021 wurde der Wasserverbrauch um 8,3% gesenkt, die Abfallintensität nahm um 11,7% ab, doch die Energieintensität stieg um 5,2%. Hier war der Zielpfad bereits in den Vorjahren nicht eingehalten worden. Die Steigerung der Recyclingquote um 2,5% wurde bei einem Rückgang um 3,3% ebenso verfehlt. Bei den meisten Parametern ist Weleda jedoch auf Kurs. Der Vorteil der Konzentration darauf ist das geschärfte Bewusstsein für die Input- und Output-Faktoren. Das ermöglicht schnelle Korrekturen und inspiriert zu innovativen Lösungen.

Der umfangreiche Geschäftsbericht ist zugleich Nachhaltigkeitsbericht. Grafik: weleda
Ausblick in unsicherem Umfeld

Die Agilität des Unternehmens ist eine gute Basis für die vorliegenden Herausforderungen unserer Zeit. Zu denen zählt Weleda im Ausblick des Geschäftsberichtes die Unsicherheiten und Volatilitäten der Märkte, die steigenden Kosten und den Krieg in der Ukraine. Diese Situation könnte auch die Konsumenten verunsichern. Die Investitionen will Weleda fortsetzen. Eckpfeiler sind Innovationsentwicklung, Marktpräsenz, Markenstärke sowie Nachhaltigkeit der Produkte.

Fazit

Die Schwierigkeiten des veränderten Umfeldes wurden erkannt und werden auch gezielt adressiert. Dass es in Einzelfällen durch die gravierenden Änderungen der Marktbedingungen auch zu Rückschlägen kommen kann, wird von der Geschäftsleitung einkalkuliert. Investoren sollten es ebenso machen. Im Vergleich zu vielen anderen Industrien und auch zu anderen Kosmetik-Herstellern hat Weleda jedoch einige Trümpfe aufzubieten, die einen weiterhin guten Geschäftsverlauf erwarten lassen. Die Kundentreue ist ausserordentlich hoch. Und auch die Aussicht auf Marktanteilsgewinne ist fundiert. An ihre Haut – das sechste Sinnesorgan – wollen kritische Konsumenten am liebsten nur zertifizierte Naturprodukte lassen. Die Glaubwürdigkeit der meisten anderen Anbieter bleibt jedoch weit hinter der des Premium-Anbieters Weleda zurück. Das starke Vertrauen und die Innovationsfähigkeit lassen daher auch für die Zukunft auskömmliche Gewinnmargen erwarten.

Die PS von Weleda werden ausserbörslich auf OTC-X gehandelt. Zuletzt wurden 5’050 CHF für einen PS bezahlt.

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