Erst die Corona-Pandemie, nun die steigenden Preise für Energie: Betriebe aus der Tourismusbranche kennen seit mehr als zwei Jahren keinen «Normalzustand» mehr. Die Thermalbad-Zurzach-Gruppe konnte 2021 die Folgen der Pandemie weitestgehend überwinden und erzielte bei einem konsolidierten Umsatz von 12.9 Mio. CHF wieder schwarze Zahlen. Auch für 2022 gibt sich die Geschäftsleitung nach einem guten Start zuversichtlich. Die steigenden Energiekosten lassen CEO Dominik Keller kalt: «Schon seit Jahren verbrauchen wir keinen Liter Heizöl mehr», sagt er stolz. Durch die Wärmerückgewinnung aus dem 39 Grad warmen Thermalwasser spart das Bad schon heute einen grossen Anteil Heizkosten. Eine 4’500 m2 grosse Solaranlage auf dem Dach soll ab Ende November dieses Jahres den ganzjährigen Energiebedarf für 90 Einfamilienhäuser decken.
Auf und Ab der Besucherzahlen im Jahr 2021
Die temporären Schliessungen und unterschiedlichen Massnahmen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie sorgten 2021 für eine sehr heterogene Entwicklung der Bäderfrequenzen. Nachdem die Bäder im Januar und Februar noch geschlossen waren, kehrten die Gäste ab März wieder langsam zurück. Das nasskalte Sommerwetter führte ebenfalls zu hohen Frequenzen, während die Einführung der Zertifikatspflicht im September wieder einen Einbruch zur Folge hatte. Insgesamt erreichten die konsolidierten Erlöse aus dem Kerngeschäft der Thermalbad Zurzach mit 10.9 Mio. CHF den Vorjahreswert nur knapp. Durch die Umsätze aus dem Badrestaurant, das seit 2020 selbst geführt wird, die zusätzlichen Einnahmen aus dem eigenen Covid-Testcenter sowie Härtefallgeldern kletterte der konsolidierte Erlös auf 12.9 Mio. CHF (Vorjahr: 11.4 Mio. CHF). Zur Gruppe gehören die Thermalbad Zurzach Betriebs AG als Betreiber des Bades (Umsatz 2021: 11.6 Mio. CHF), eine 65%ige Beteiligung an der Airport Fitness und Wellness AG am Flughafen Zürich (Umsatz 2021: 1.1 Mio. CHF) sowie ein 35%-Anteil an der Bad Zurzach Tourismus AG (Umsatz 2021: 1 Mio. CHF).
Beteiligung am Flughafen-Fitnesscenter abgeschrieben
Der Betriebsaufwand fiel gegenüber dem Vorjahr um 6,2% tiefer aus, was auch auf die niedrigeren Energiekosten zurückzuführen ist. Das Betriebsergebnis auf Stufe EBITDA erreichte so hohe 2.9 Mio. CHF. Obwohl die Beteiligung an der Airport Fitness und Wellness AG abgeschrieben wurde, lagen die Abschreibungen gegenüber dem Vorjahr mit 683’000 CHF (Vorjahr: 2.4 Mio. CHF) deutlich tiefer, was auf die Verrechnung mit der Auflösung von stillen Reserven in Höhe von 1.7 Mio. CHF zurückzuführen ist. Dies ermöglichte den Ausweis eines Gruppenergebnisses von knapp 2 Mio. CHF.
Bei der Muttergesellschaft Thermalbad Zurzach AG hingegen resultierte mit 14’956 CHF die «schwarze Null», die Dominik Keller bereits Anfang 2022 in einem Interview mit schweizeraktien.net angekündigt hatte. Auf die Beantragung einer Dividende wird verzichtet, da die zwei Tochterfirmen per Ende 2021 noch Covid-Kredite in Höhe von kumuliert 1.3 Mio. CHF in den Büchern stehen hatten.
Dividende für 2022 wieder anvisiert
Für 2022 soll es wieder eine Bardividende geben, so Verwaltungsratspräsident Anton Lauber und CEO Dominik Keller im Geschäftsbericht. Die Chancen dafür stehen gut. Bis zum 14. Februar 2022 hätten die Umsätze noch unter dem Budget gelegen, so Keller. Allerdings habe hier das eigene Covid-Testcenter, das von Oktober 2021 bis Februar 2022 betrieben wurde, zur Stabilisierung der Frequenzen beigetragen. Nachdem die Corona-Massnahmen aufgehoben wurden, stellte sich der erwartete Nachholeffekt ein. «Wir konnten wieder Spitzentage verzeichnen, auch die für uns wichtigen deutschen Gäste sind langsam wieder zurückgekommen», berichtet der CEO. Per Ende April befinde sich die Gesellschaft nun sogar über Budgetkurs. Auch das neue Thermalbad Fourtyseven in Baden habe keinen Einfluss auf die Frequenzen in Zurzach. «Mit dem Fourtyseven wurde offenbar eine ganz neue Zielgruppe erschlossen», so das bisherige Fazit von Keller. Denn auch die anderen Bäder in Schinznach und Rheinfelden spüren den neuen Mitbewerber kaum. An der Fitness-Center-Beteiligung am Flughafen hält die Gesellschaft trotz der Abschreibung fest. Diese Abschreibung sei eine reine Vorsichtsmassnahme gewesen, so Keller.
Im laufenden Jahr stehen Investitionen in Höhe von 1.5 Mio. CHF in die Erneuerung des Flachdachs an, bei der auch das Dach für die Installation der Solaranlage vorbereitet wird. Mit der Anlage will das Thermalbad einen «substanziellen Teil der Betriebsenergie» gewinnen. Auch in anderen Bereichen investiert das Bad in Energieeffizienz, ebenso wie in die Reduktion des Wasserbedarfs beispielsweise bei den Duschen. Ausserdem arbeitet das Unternehmen weiter an der Positionierung als Generationenbad. Dabei soll seit dem 28. April auch ein neues Erscheinungsbild helfen: Nach 67 Jahren wird aus dem «Thermalbad Zurzach» die «Therme Zurzach».
Fazit
Die Folgen der Corona-Pandemie waren im Abschluss 2021 für die Thermalbad Zurzach AG noch deutlich sichtbar, auch wenn dank niedrigerer Abschreibungen wieder ein Gewinn ausgewiesen werden konnte. Die laufende Entwicklung der Frequenzen lässt jedoch erwarten, dass es in diesem Jahr – negative Einflüsse wie neuerliche Corona-Beschränkungen oder eine Eintrübung der Konsumentenstimmung aufgrund der anziehenden Inflation ausgenommen – bei den Frequenzen wieder in Richtung der «Vor-Corona-Jahre» mit mehr als 400’000 Eintritten gehen könnte. In das Angebot wurde jedenfalls auch während der Pandemie investiert. Zudem zahlen sich nun auch die Investitionen in Wärmerückgewinnung aus, die schon vor 2016 getätigt wurden. Höhere Energiekosten dürften vor allem nach Inbetriebnahme der Solaranalage keine grosse zusätzliche Belastung auf der Kostenseite werden.
Gelingt es der Thermalbad Zurzach AG, im Jahr 2022 wieder einen Gewinn von 350’000 CHF wie 2018 oder rund 18 CHF je Aktie zu erzielen, wäre das sehr erfreulich. Dann würde auch wieder eine Ausschüttung in Höhe von 10 CHF je Aktie drin liegen, was bei Kursen um die 315 CHF, die auf OTC-X für eine Aktie zuletzt bezahlt wurden, einer Barrendite von über 3% entspricht. Hinzu kommen zwei Gratiseintritte sowie Vergünstigungen für Aktionärinnen und Aktionäre. Noch ist nicht sicher, ob die Ziele erreicht werden können. Bei einem Buchwert von 800 CHF je Aktie dürften auf dem aktuellen Kursniveau die Chancen für einen Anleger grösser sein als die Risiken.