Der 3V Invest Swiss Small & Mid Cap Fonds investiert in Schweizer Nebenwerte und misst sich am SPI Small & Middle Companies Index. Maximal 20% des Fondsvermögens werden in grosskapitalisierte Werte aus dem Swiss Market Index (SMI) investiert.
Bei der Auswahl der Unternehmen fokussiert sich 3V Invest auf Markt-, Technologie- und Kostenführer in den jeweiligen Märkten. Die Spezialität des Fonds ist das Übergewicht in Investments in Technologiefirmen. Das Fondsvermögen ist seit Anfang Jahr durch Netto-Zuflüsse auf ein Volumen von 135 Mio. CHF gestiegen und ist in einem Mix aus Value- und Growth-Aktien in 25 bis 30 Gesellschaften angelegt (High Conviction Portfolio).
Herr Lehmann, unser letztes Gespräch fand im Februar des vergangenen Jahres statt. Damals standen wir unter dem Eindruck einer von Pandemie und Zinsniveau getriebenen Hausse, was Ihrem technologie- und wachstumsorientierten Fonds eine tolle Performance beschert hat. Seither haben sich die fundamentalen Eckdaten dramatisch geändert. Wie haben Sie grundsätzlich mit Ihrem Portfolio darauf reagiert?
Durch unseren Anlageprozess haben wir einen klaren Anlagestil in unserem Fonds. Wir suchen Firmen, die sich in einem strukturell wachsenden Markt bewegen, über ein starke Marktposition verfügen, ein attraktives Margenprofil haben, von einem starken Managementteam geführt werden sowie eine sehr solide Bilanz vorweisen können. Wir sind überzeugt, dass wir mit unserem Ansatz über längere Sicht den Markt schlagen können. In den letzten Jahren ist uns dies gelungen. Dieses Jahr sieht es bis dato – aufgrund der steigenden Zinsen und der daraus resultierenden Schwäche in höher bewerteten Wachstumswerten – weniger gut aus. Wir erachten die momentan Kurssituation mittelfristig jedoch klar als Chance.
Es fällt auf, dass Lieblingsinvestitionen von Ihnen wie in Comet oder in VAT gar nicht mehr unter den Top-Positionen auftauchen, Logitech und Straumann haben jetzt wesentlich weniger Gewicht. Dafür sehen wir auf einmal defensive Werte wie Helvetia oder Cembra in Ihrem Portfolio an prominenter Stelle auftauchen. Wie schwer fällt es in diesen Zeiten, wo Value plötzlich wieder «in» ist, Ihrer Strategie treu zu bleiben?
Die von Ihnen erwähnten Aktien sind nach wie vor prominent in unserem Fonds vertreten, und wir haben nur leichtere Reduktionen vorgenommen. Logitech ist seit September 2021 und der Aufnahme in den SMI als Large Cap klassifiziert, und deshalb mussten wir hier reduzieren. Anfangs Jahr haben wir in Erwartung der steigenden Zinsen unseren Anteil in Finanzwerte primär durch weitere Zukäufe in Helvetia erhöht. Auch wenn unsere Strategie in diesem Umfeld mehr Mühe bekundet, so sind wird nach wie vor von unserem Stil/Ansatz überzeugt und bleiben ihm treu.
Auch Kühne & Nagel ist jetzt eine Topposition in Ihrem Fonds. Kriegen Sie keine kalten Füsse, wenn Sie von den weltweiten Problemen der Lieferketten hören, von den Staus der Containerschiffe in all den Häfen?
Nein, ganz im Gegenteil. Schwierige Zeiten sind gut für das Geschäft von Logistikern. Dienstleistungen von Kühne & Nagel sind stärker denn je gefragt, wenn eine hohe Nachfrage nach Konsum- und Investitionsgütern auf gestörte Lieferketten trifft. Und auch wenn sich die Lage im Welthandel bald normalisieren wird, so werden Logistikdienstleistungen nach wie vor stark gefragt sein. Der Zahlenausweis zum 1. Quartal hat bewiesen, dass Kühne & Nagel stark unterwegs ist. Der Titel ist auf aktuellem Level attraktiv.
Der Kurs von Logitech, immer noch eine Ihrer grössten Positionen, hat sich in den letzten zwölf Monaten beinahe halbiert. Warum bleiben Sie weiterhin in diesen Titel investiert?
Unseres Erachtens wird Logitech zu Unrecht in das Lager der Pandemie zugerechnet. Die Pandemie hat zweifelsfrei viele der strukturellen Treiber im Logitech-Geschäftsmodell beschleunigt. Die Pandemie ist jedoch nicht der Auslöser, und die Treiber bleiben auch nach dem Ende der Pandemie intakt. Video Conferencing sowie ein hybrides Arbeitsmodell sind aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken und sind hier, um zu bleiben. Auch in strukturellen Wachstumsfelder wie Gaming/E-Sports sowie bei Streaming und Content Creation ist Logitech gut positioniert. Logitech – wenn auch aufgrund des Basiseffekts nicht mehr mit Wachstumsraten wie während der Pandemie – verfügt nach wie vor über genügend Wachstumsmöglichkeiten. Auf dem derzeitigen Niveau wird der Titel wie ein Value-Titel bewertet.
Um die Verluste andernorts auszugleichen – soll es die gute alte Schoggi richten?
Lindt & Sprüngli ist aktuell unsere grösste Position in unserem 3V Invest Swiss Small & Mid Cap Fonds. Anfangs März vermochte Lindt & Sprüngli mit einem soliden Zahlenausweis für 2021 zu überzeugen. Trotz der momentanen Turbulenzen ist Lindt & Sprüngli in der Lage, die Wachstumsziele anzuheben. Da die wichtigsten Rohstoffe im Geschäftsmodell, Kakaobohnen und Kakaobutter, weniger stark gestiegen sind als andere Rohmaterialpreise, ist Lindt & Sprüngli weniger von der Inflationsproblematik betroffen. Dies hilft der Aktie im aktuellen Umfeld.
Sie haben bei unserem letzten Gespräch ein Engagement in Zur Rose wegen der damals extrem hohen Bewertung abgelehnt. Wie sieht das heute aus? Zur Rose würde doch gut in Ihre strategische Stossrichtung passen?
Unsere Haltung gegenüber Zur Rose hat sich auch durch die scharfe Kurskorrektur nicht verändert. Die Entwicklung der Profitabilität ist enttäuschend. Die aggressive M&A-Strategie von zur Rose und der daraus resultierende hohe Kapitalbedarf bedingt wohl bald eine erneute Kapitalerhöhung. Die mehrmalige Verschiebung bei der Einführung des E-Rezepts in Deutschland zeigt auch die Abhängigkeit der Versandapotheken von der (deutschen) Politik.
ams, die Sie in Ihrem Portfolio habe, kommt ebenfalls überdurchschnittlich unter die Räder. Wie sehen Sie Chancen und Risiken bei einem Investment?
Wir haben AMS Osram in unserem Fonds tief gewichtet. Leider wartete das Unternehmen anfangs Mai mit einem sehr uninspirierten Ausblick für das 2. Quartal auf. AMS Osram leidet unter dem anspruchsvollen Marktumfeld in der Automobilindustrie sowie der angespannten Lieferkettensituation. Auch wenn die Aktie attraktiv bewertet ist, besteht unseres Erachtens keine Eile.
Der Hörgerätehersteller Sonova ist weiterhin eine Ihrer wichtigsten Positionen im Healthcare-Bereich. Straumann haben Sie dagegen stark reduziert. Welche Unternehmen sind neben Sonova in diesem Segment interessant für Sie?
Wir sind sowohl von den Perspektiven von Straumann als auch von Sonova überzeugt. Die Gewichtung in den Aktien von Sonova haben wir erhöht, da die Bewertung von Sonova gegenüber Straumann attraktiver ist. Grundsätzlich mögen wir Medtech-Unternehmen, da diese in einem strukturellen Wachstumsmarkt operieren und ein attraktives Margenprofil aufweisen. Uns gefallen nebst den erwähnten beiden Titeln auch die Valoren von Medacta & Tecan.
Wenn die Börse taucht, taucht Ihr Fonds tiefer, wenn sie steigt, steigt er höher. Wie sind Ihre Aussichten auf ein wahrscheinlich weiterhin turbulentes Börsenjahr 2022?
Eine Prognose auf kurzer Sicht ist in dem aktuellen Marktumfeld natürlich schwierig. Die hohe Volatilität wird uns wohl noch länger erhalten bleiben. Wir gehen aber davon aus, dass die weiteren Zinsschritte unterdessen eingepreist sind und auch die Inflationsraten – aufgrund des Basiseffekts – im zweiten Halbjahr abschwächen sollten. Spätestens dann werden wir wieder eine Belebung der qualitativ hochwertigen Wachstumstitel sehen.
Herzlichen Dank für dieses Gespräch, Herr Lehmann.