Stadtcasino Baden: Mit Technologie-Know-how und zusätzlichen Konzessionsgesuchen auf Wachstumspfad

Beteiligung am defizitären Casino in Davos abgestossen

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Den Umsatzrückgang durch die Corona-bedingten Schliessungen des klassischen Casinos in den vergangenen zwei Jahren konnte die Stadtcasino Baden Gruppe mit ihrem Online-Casino auffangen. Bild: grandcasinobaden.ch

In dem Jahr, als Russland und die Nato einen Zusammenarbeitsvertrag schlossen, hat die  Stadtcasino Baden Gruppe ihren Betrieb aufgenommen. Das ist 20 Jahre her. Das Verhältnis NATO und Russland illustriere auf krasse Weise die viel zitierte Zeitenwende, schreibt Jürg Altorfer, VR-Präsident der Stadtcasino Baden AG, im Vorwort zum Geschäftsbericht, in dem er auch auf andere historische Ereignisse hinweist, die 2002 die Schweiz und die Welt prägten: darunter der 5. Weltmeistertitel Brasiliens, der erste Flug der neuen Fluggesellschaft Swiss und die Bundespräsidentschaft von Kaspar Villiger.

Casino wird zum Technologie- und Softwareanbieter

In der Zeitenwende, verursacht durch den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine, befinden wir uns mittendrin. Die Zeitenwende für die Stadtcasino Baden Gruppe liegt bereits etwas zurück.

Vor drei Jahren startete das Unternehmen seine Aktivitäten mit jackpots.ch in der Online-Welt, was das Unternehmen deutlich verändert hat. So sind die Badener mit der 2021 erfolgten kompletten Übernahme des Spieleherstellers Gamanza auch zu einem Technologie- und Softwareanbieter geworden, auf dessen Lizenzen nach eigenen Angaben rund die Hälfte der Schweizer Online-Casinos zurückgreift. Auch wenn sich Management und Verwaltungsrat bewusst seien, dass Gamanza sich erst noch beweisen muss, lägen aber in dieser Tochtergesellschaft fast unerschöpfliche Opportunitäten, schreibt Altorfer.

Opportunitäten, für deren Ergreifung 2019 Michael Böni als CEO inthronisiert wurde, der als ausgebildeter Wirtschaftsinformatiker und ehemals Verantwortlicher für die Entwicklung von 3D-Real-Time-Grafiken und -Spielen bei Goodgame Studios in Hamburg das Rüstzeug mitbringt, um das Unternehmen weiterzuentwickeln.

Erträge des Online-Casinos erreichen die des klassischen Casinos

Jetzt steht die Stadtcasino Baden AG auf den drei Standbeinen landbasiertes Casino, Online-Casino und Technologie, was sich gerade angesichts der Erfahrungen mit der Pandemie und den damit verbundenen Schliessungen des landbasierten Casinos als die richtige Strategie erwiesen hat.  

Die Bruttospielerträge lagen mit 46 Mio. CHF im Online-Geschäft 2021 zum ersten Mal auf gleicher Höhe mit denen des klassischen Casinos. Mit den B2B Technologielösungen, sprich GaminGenius-Software-Lizenzen von Gamanza, wurden 2021 0.7 Mio. CHF erzielt.  Insgesamt lag der Umsatz der Stadtcasino Baden AG mit 101.5 Mio. CHF leicht unter dem Vorjahr, als 105.9 Mio. CHF erwirtschaftete wurden.

Auf der Aufwandseite stiegen die Ausgaben für Personal und übrigen Aufwand leicht an, sodass das EBIT gegenüber dem Jahr 2020 von 8.4 Mio. auf 4.7 Mio. CHF zurückging. Unter dem Strich fiel das Konzernergebnis auf 3.5 Mio. CHF (-0.4 Mio. CHF gegenüber dem Vorjahr).

Veräusserung der Beteiligung am defizitären Standort Davos

Selbstkritisch sehen die Verantwortlichen der Casino Baden Gruppe die Beteiligung am Casino in Davos. Man habe das ehrgeizige Ziel, das defizitäre Bergcasino mittels Kosteneinsparungen und einer besseren Personalausschöpfung zu einem Profitcenter zu machen, auch nach zehn Jahren nicht erreicht, so Jürg Altorfer im Vorwort zum Geschäftsbericht. Das Engagement sei deshalb im Herbst 2021 beendet worden, nicht zuletzt deshalb, weil der Mehrheitseigner an Davos, die belgische Ardent-Gruppe, eine andere Software verwendete als die Badener mit GaminGenius.

Baden bewirbt sich bei Konzessionsvergabe um zwei neue Standorte

2024 laufen die heutigen Casino-Konzessionen aus. Der Bund hat angekündigt, im Sommer 2022 das Ausschreibungsverfahren für die neuen Konzessionen durchzuführen. Für die Stadtcasino Baden Gruppe sei das eine enorme Herausforderung, schreibt Altorfer. Deshalb wurde entschieden, sich nicht nur für eine Neukonzession für Baden zu bewerben, sondern auch den Hut für die Standorte Locarno und Solothurn in den Ring zu werfen. Der Verwaltungsrat sei überzeugt, mit einer solchen Risiko-Diversifikation der Herausforderung der Neukonzessionierung am besten begegnen zu können, so dessen Präsident.

Locarno und Solothurn

Locarno verfügt bereits über ein Casino in zentraler Lage. Der Verwaltungsrat sei angefragt worden, ob er bereit sei, nach Ablauf des bisherigen Mietvertrags im Kursaal ein Casino zu betreiben und dafür ein Konzessionsgesuch einzureichen. Dafür sei man bereit, zumal der Stadtrat von Locarno das Konzessionsgesuch explizit unterstütze.

Ganz anders stellt sich die Situation in Solothurn dar, wo es bisher kein Casino gibt. Basis für dieses Projekt bilde eine Marktanalyse, die zeigt, dass es ausreichend Potenzial für ein weiteres Casino im Mittelland gebe. Erste Kontakte mit den Solothurner Behörden seien überaus erfreulich verlaufen, auch der Regierungsrat des Kantons unterstütze die Kandidatur, freut sich der Verwaltungsrat.

Ausblick

Zum Ausblick auf das laufende Geschäftsjahr sagt Christian Stegemann, Finanzchef der Stadtcasino Baden-Gruppe, gegenüber schweizeraktien.net: «Wir sind gut ins Jahr 2022 gestartet und gehen auch von einem guten Jahresergebnis für 2022 aus, natürlich unter dem Vorbehalt, dass die Corona-Situation weiterhin unauffällig bleibt und keine behördlichen Massnahmen wie z.B. Lockdowns nötig werden.»

Fazit

Die Stadtcasino Baden Gruppe ist erfolgreich durch die corona-bedingten Schliessungen in den vergangen zwei Jahren gekommen. Mit dem Online-Casino jackpots.ch konnte der Rückgang der Bruttospielerträge im landbasierten Casino aufgefangen werden. Mit der vollen Integration des Technologieanbieters Gamanza entwickelt das Unternehmen ein drittes Standbein, um einerseits unabhängiger zu werden und andererseits mit Lizenzen Geld zu verdienen, auch wenn dies zurzeit noch auf einem relativ niedrigen Niveau stattfindet.

Mit dem Verkauf der Anteile am defizitären Casino in Davos haben die Badener jetzt Kapazitäten, sich nach neuen Wachstumszielen umzusehen. Die Konzessionsgesuche für Locarno und Solothurn zeigen, dass Baden Synergieeffekte noch stärker nutzen und damit weiter expandieren will.

Die Aktionäre werden für 2021 wiederum in den Genuss einer Dividende von 25 CHF pro Aktie kommen sowie einen «Jubiläumsfünfliber» erhalten, kündigt der VR an. Bei dem derzeitigen Kurs der auf OTC-X gehandelten Aktie von 641 CHF ergibt sich eine durchaus stolze Dividendenrendite von 4,7%. 

1 Kommentar

  1. Kompliment 1: Trotz Lockdowns und COVID Einschränkungen konnte SCB die Dividende 2020 und 2021 zahlen + CHF 5 Jubiläumsdividende. Das haben etliche andere Casinos bzw. Schweizer Unternehmen nicht geschafft. Hut ab.

    Kompliment 2: In nur 3 Jahren hat es SCB geschafft, die Umsätze aus dem digitalen Geschäft von 0 auf über 50% des Gesamtumsatzes zu steigern. Auch da können nur ganz wenige Unternehmen mit dem Tempo mithalten. Online Poker und die Expansion der Gamanza Plattform in weitere regulierte Märkte bieten weiteres Steigerungspotential im digitalen Bereich. Das ist eine Digitalisierungswachstumsstory wie aus dem Lehrbuch.

    Ergo: SCB ist einer der spannendsten Schweizer Nebenwerte. Der ausgezeichnete Leistungsausweis hilft sicherlich für die anstehenden Konzessionsentscheide. Gut geführte Casinos werden auf jeden Fall benötigt. Die AHV Empfänger wird es bestimmt auch freuen.

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