Cendres+Métaux: Fehlendes Personal verhindert ein stärkeres Wachstum

Edelmetallverarbeiter schafft 2021 endgültig den Turnaround

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Ende 2019 sah es so aus, als ob die Bieler Cendres+Métaux Gruppe (CM) nach einer umfangreichen Restrukturierungsphase wieder auf Kurs wäre. Doch durch den Beginn der Corona-Pandemie wurden die in den Vorjahren erzielten Fortschritte schon 2020 wieder unterbrochen. Das Jahresergebnis 2021 zeigt nun eindrücklich, dass der Edelmetallverarbeiter definitiv zurück auf der Erfolgsspur ist. Beide Geschäftsbereiche, Luxury+Industry sowie Medtech, legten 2021 überdurchschnittlich zu. Der verarbeitete Umsatz inklusive Edelmetall stieg zwar nur um 1,7% auf 122.7 Mio. CHF. Dennoch wies die Gesellschaft unter dem Strich wieder einen Gewinn von 4.5 Mio. CHF aus und zahlte erstmals seit drei Jahren auch wieder eine Dividende. Für 2022 stehen allen Widrigkeiten zum Trotz die Zeichen auf Wachstum. Limitiert wird das Wachstum derzeit lediglich durch fehlendes Personal. «Wir haben die Aufträge und die Maschinen, aber zu wenig Leute, um die Aufträge abarbeiten zu können», fasst Philipp von Büren, Leiter der Luxussparte, im Gespräch mit schweizeraktien.net die aktuelle Situation zusammen.

Sprunghafter Anstieg der Nachfrage
Mitarbeitende dringend gesucht: Die CM-Gruppe hat derzeit über 30 Stellen offen. Bild: schweizeraktien.net

Über 30 Stellen sind laut der Website des Unternehmens derzeit offen. Dabei handelt es sich nicht nur um hochqualifizierte Fachkräfte, sondern auch um Personal im kaufmännischen Bereich. Allerdings hat die Unternehmensgruppe, zu der auch der Uhrengehäusehersteller Queloz SA und das auf Gravuren spezialisierte Unternehmen Cronal SA gehören, nur punktuelle Personalanpassungen vorgenommen, um auf die langfristigen Auswirkungen der Pandemie zu reagieren. Die Nachfrage kam sehr rasch und stärker zurück, als dies erwartet wurde. «Anfang März 2021 war ein Teil der Medtech-Sparte noch in Kurzarbeit, im Mai hatten wir bereits die ersten Personalengpässe», berichtet Ronald Lenzeder. In der Medtech-Sparte, im Geschäftsbereich Dental mit den eigenen Markenprodukten, waren die Pandemie-Folgen noch deutlich länger spürbar als im Bereich der Uhren und dem Recycling von Edelmetallen.

Bisher keine Lieferkettenprobleme

Auch aktuell bleibt nach Informationen der zwei Geschäftsführer die Nachfrage hoch. Die allgemeine Lieferkettenproblematik macht dem Unternehmen bisher wenig zu schaffen. Grund dafür ist der hohe mechanische Anteil an den Produkten. Im Uhrenbereich, wo CM Gehäuse und Teile für Uhrwerke wie z.B. Schwungmassen für Luxusuhren herstellt, finden Chips ohnehin keine Verwendung. Das Rohmaterial stammt zum Teil aus dem eigenen Kreislauf. In der Medtech-Sparte spiele Titan eine wichtige Rolle, so Lenzeder. Doch hier könne man sich auf langfristige Lieferantenbeziehungen verlassen. Preiserhöhungen bei den Metallen muss der Kunde tragen, denn es war schon immer Geschäftspolitik bei CM, dem Kunden die Wertschöpfung und zusätzlich die Marktpreise für Edelmetalle zu verrechnen. Belastend sind daher vor allem die steigenden Energiepreise und das fehlende Personal.

Auch 2022 auf Wachstumskurs
Ronald Lenzeder (l.) und Philipp von Büren (r.) leiten gemeinsam die Cendres+Métaux-Gruppe. Bild: schweizeraktien.net

Dennoch sind Philipp von Büren und Ronald Lenzeder zuversichtlich, im laufenden Geschäftsjahr den Umsatz im zweistelligen Bereich erhöhen zu können. «Unsere Kunden profitieren von der starken Nachfrage nach Uhren im Luxussegment», so von Büren. Dabei haben offenbar weder der Krieg in der Ukraine noch die Lockdowns in China Einfluss auf das Segment. Der russische Markt betrage weniger als 2% der Schweizer Uhrenexporte. Und von den Lockdowns in China sei vor allem das untere und mittlere Preissegment betroffen, erklärt der CEO.

Auch bei der Dental- und Medizinaltechnik läuft es weiterhin rund. Lediglich im Bereich der eigenen Markenprodukte im Dentalbereich ist CM vom Krieg betroffen. «Hier war Osteuropa ein interessanter Markt. Doch unser Engagement haben wir dort komplett eingefroren», so Lenzeder. Beide Geschäftsführer wollen in den kommenden Jahren organisch und durch gezielte Akquisitionen weiterwachsen. Dabei sieht Ronald Lenzeder insbesondere bei Medizinaltechnik-Produkten gute Chancen. Und von Büren erkennt Möglichkeiten, für bestehende Kunden aus der Uhrenbranche künftig wieder als Partner auch im Schmuckbereich tätig werden zu können. Erst 2016 hatte sich CM aus der Schmuckproduktion verabschiedet.

Turnaround schon 2021 bestätigt

Das letzte Geschäftsjahr war teilweise noch geprägt von der Corona-Pandemie. Dennoch brachte die konsequente Umsetzung der vor 2020 eingeleiteten Fokussierung auf die Kernkompetenz Edelmetallverarbeitung den gewünschten Erfolg. Erfreulich war, dass 2021 keine Partner mehr verloren gingen, sondern der Kundenbestand ausgebaut und das Geschäft mit bestehenden Kunden weiterentwickelt werden konnte.

Zu den einzelnen Sparten publiziert CM keine genauen Zahlen. Allerdings sei die Luxury+Industry-Sparte 2021 (ohne Edelmetallpreise) um 21,3% gewachsen, was nur noch einem Minus von 3% gegenüber 2019 entspricht. Beim Recycling der Edelmetalle habe sich der Verkauf der Produktionsanlage in Lyss an Metalor nur marginal auf die Volumina ausgewirkt. Gemäss Philipp von Büren können die Kunden ihr Material weiterhin bei CM anliefern und analysieren lassen. Lediglich das Scheiden der Metalle werde an externe Partner vergeben. Um die Kapazitäten im Bereich Luxury + Industry zu erhöhen wurden 2021 rund 3 Mio. CHF investiert. Die Medtech-Sparte erzielte «erstmals seit vielen Jahren» ein positives Ergebnis. Bei den Dentalprodukten konnte ein neues Keramikprodukt mit dem Namen «Soprano® Surface» auf den Markt gebracht werden. Beendet wird in diesem Jahr auch das Projekt «Diavantis». Bis Juli 2022 soll das letzte Implantat explantiert werden. Sämtliche Kosten wurden bereits in den Vorjahren zurückgestellt.

Insgesamt sorgten verbesserte Strukturen, Kurzarbeitsentschädigungen in Höhe von 3 Mio. CHF, eine vereinfachte Struktur zusammen mit dem anziehenden Auftragsbestand für eine positive Entwicklung auch beim operativen Gewinn (EBITDA). Dieser kletterte um 154% auf 11.4 Mio. CHF. Bei Abschreibungen in Höhe von 7.2 Mio. CHF lag auch das EBIT mit 4.1 Mio. CHF wieder im positiven Bereich. Ausserordentliche Erträge u.a. aus dem Verkauf von Immobilien und im Zusammenhang mit dem Verkauf von Lyss führte schliesslich zu dem Reingewinn von 4.5 Mio. CHF. Aufgrund von diesem positiven Resultat war es CM auch wieder möglich, eine Dividende in Höhe von 115 CHF je Aktie auszubezahlen. Künftig soll wieder kontinuierlich eine Dividende gezahlt werden.

Der Aktienkurs von Cendres+Métaux hat nach einem langen Abwärtstrend offenbar einen Boden gefunden und erholte sich zuletzt sogar leicht. Chart: www.otc-x.ch
Fazit

Der Jahresabschluss 2021 scheint zu bestätigen, dass die Fokussierung auf die Kernkompetenzen Ende 2019 nun erfolgreich abgeschlossen werden konnte. Denn ohne diese Restrukturierung wäre das Unternehmen wohl nicht so gut durch die Krise gekommen. Nun gilt es, den Wachstumskurs zu halten und keine neuen «Abenteuer» mehr einzugehen. Das derzeitige Management vermittelt jedenfalls den Eindruck, dass dies gelingt. Auch in Sachen Transparenz und Nachhaltigkeit macht das Unternehmen Fortschritte. So verfügt CM nicht nur über verschiedene ISO-Zertifizierungen, sondern ist auch Mitglied des Responsible Jewellery Council (RJC) und der Responsible Minerals Initiative (RMI). Ausserdem wird über Themen wie Energie- und Wasserverbrauch im Geschäftsbericht ausführlich berichtet. Im Bereich der Corporate Governance gibt es noch Verbesserungsbedarf: So sind beispielsweise die Namen der Hauptaktionäre bis heute ebenso wenig bekannt wie Transaktionen mit diesen oder dem Management.

In der ESG-Bewertung von schweizeraktien.net zeigt sich, dass CM vor allem im Bereich der Corporate Governance Nachholbedarf hat. Abb. schweizeraktien.net

Die Aktien der CM werden ausserbörslich auf OTC-X gehandelt. Zuletzt wurden 5’300 CHF für eine Aktie bezahlt. Gemessen am 2021er Gewinn von 321 CHF pro Aktie liegt das Kurs-/Gewinn-Verhältnis bei 16,5. Die Dividendenrendite beträgt 2,2%, eine gleichbleibende Zahlung von 115 CHF/Aktie vorausgesetzt. Die Eigenkapitalquote bleibt mit 17,2% zwar sehr niedrig. Allerdings dürfte ein grosser Teil der Rückstellungen in Höhe von 92 Mio. CHF Eigenkapitalcharakter haben, sodass das wirtschaftliche Eigenkapital weit über 50% betragen dürfte. Der Anteil des verzinslichen Fremdkapitals ist mit 20.1 Mio. CHF niedrig. Für Investoren mit einem langfristigen Anlagehorizont, die sich auch an der «Verschlossenheit» der Gesellschaft im Zusammengang mit ihrem Aktionariat nicht stören, dürfte die Aktie auf dem aktuellen Kursniveau und angesichts der intakten Wachstumsaussichten nach dem erfolgreichen Turnaround wieder interessant geworden sein.

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