Congress Centre Kursaal Interlaken: Staatliche Unterstützung verhindert weiteren Verlust

Eine Neustrukturierung des Unternehmens soll die Bewerbung um die anstehende Casino-Konzessionsverlängerung unterstützen

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Kongresssäle ohne Kongressteilnehmende: Die CKI AG geht aufgrund des weiteren Verlaufs und in Abhängigkeit der Dauer der Coronavirus-Pandemie davon aus, dass die Geschäftstätigkeit und damit die Vermögens-, Finanz- und Ertragslage erheblich beeinträchtigt werden könnte. Bild: congress-interlaken.ch

Wer von internationalen Touristenströmen, von Kongressen und vom Casino-Geschäft abhängig ist, war im letzten Jahr dreimal bestraft: Die Touristen kamen nicht wie in den Jahren vor der Pandemie, Kongresse konnten nur sehr eingeschränkt durchgeführt werden, und der Betrieb im terrestrischen Casino ruhte an 108 Tagen. So erging es der Congress Centre Kursaal Interlaken AG (CKI), die, so der abtretende VR-Präsident Claude Thomann, vor grossen unternehmerischen Herausforderungen stünde, wie er im Vorwort zum Geschäftsbericht schreibt. Man befände sich auf dem Weg «vom pandemiebedingten Regen in die Putin‘sche Traufe», warnt der langjährige VRP.

Im 2. Jahr der Corona-Pandemie habe sich die Lage in der Destination und damit auch für den terrestrischen Bereich der Casino Interlaken AG (CI) weiter verschärft, schreibt Oliver Grimm, CEO des Casinos, das mit Abstand den grösste Umsatzerlös der Gruppe erwirtschaftet, im Geschäftsbericht.

Rückgang der Bruttospielerträge sowohl terrestrisch als auch online

So ging der Bruttospielertrag (BSE) der beiden Bereiche terrestrisches Casino und Online-Casino starvegas.ch in 2021 gegenüber einem eh schon schlechten Vorjahr nochmals um 3,5% auf 19.1 Mio. zurück. Der BSE des terrestrischen Casinos hat sich mit 5.4 Mio. CHF gegenüber Vorpandemie-Zeiten beinahe halbiert. Aber auch der Online-Spielbetrieb musste Federn lassen, hier verzeichneten die Berner Oberländer einen Rückgang um 3,2% auf 13.7 Mio. CHF. Das ist deshalb bemerkenswert, weil die Konkurrenz aus Luzern, Baden, Pfäffikon und Davos deutliche BSE-Steigerungen in ihren Online-Spielbanken verzeichnen konnten.

Es zeige sich, dass die ersten Anbieter im Online-Markt, die oben genannten Onlinecasinos aus Luzern, Baden, Pfäffikon und Davos, nach wie vor einen Wettbewerbsvorteil hätten und es für nachkommende Anbieter zunehmend schwerer sei, die Umsätze zu erzielen, die das Onlinegeschäft rentabel gestalten würden. Hohe Betriebskosten für Werbung, Paymentprovider, Plattform- und Spieleanbieter trügen hier einen grossen Teil dazu bei, so Oliver Grimm.

Wie hoch genau die Kosten für das Onlinegeschäft ausfallen, ist dem Geschäftsbericht nicht zu entnehmen. Die Geschäftsberichte vor Einführung von starvegas.ch weisen einen sonstigen betrieblichen Aufwand von unter 3 Mio. CHF aus, 2021 lag dieser bei 10.7 Mio. CHF.

Das Casino Interlaken ist mit seiner Plattform starvegas.ch im Februar 2020 als 5. Online-Casino in den Markt eingetreten und war Ende 2021 auch das fünft umsatzstärkste der bis dahin agierenden 11 Schweizer Online-Casinos.

Kleiner Gewinn dank staatlichen Unterstützungsmassnahmen

Unter dem Strich erzielte die CKI AG einen Gewinn von 470’000 CHF, nach einem Verlust von 1.6 Mio. CHF im vergangenen Jahr. Man solle sich durch diese vergleichsweise erfreulichen Ergebnisse indes nicht täuschen lassen, schreibt VRP Thomann. Dass 2021 keine neuerlichen Verluste in Kauf genommen werden mussten, sei wesentlich auf umfangreiche pandemiebezogene Unterstützungsleistungen Dritter zurückzuführen. Die Härtefallhilfe, eine Sofortunterstützung «à-fonds-perdu», betrug 2.375 Mio. CHF. Was keine gute Nachricht für die Aktionärinnen und Aktionäre ist, denn somit kann keine Dividende ausgeschüttet werden.

Strukturelles Fitnessprogramm verordnet

Die angestrebte Erneuerung der Spielbankenkonzession ab 2025 stelle das bisherige Geschäftsmodell zumindest teilweise in Frage, schreibt VRP Thomann im Geschäftsbericht. So erwiesen sich namentlich die bisherigen Querfinanzierungen zwischen einzelnen Gruppengesellschaften als Auslaufmodell. Im Wissen um diese Herausforderung habe sich die Gruppe deshalb einem unternehmerischen und strukturellen Fitnessprogramm verschrieben.

Dasselbe sieht unter anderem vor, dass in Zukunft jede Gruppengesellschaft grundsätzlich eigenwirtschaftlich auszukommen hat (stand-alone-Ansatz). Zu diesem Zweck wird das bisher von der CKI betriebene Kongressgeschäft an die Interlaken Congress & Events AG (IC&E; Tochtergesellschaft der CKI) ausgegliedert, wogegen sich die CKI fortan als Kursaal Interlaken Holding AG nurmehr auf ihre Beteiligungen an der Casino Interlaken AG und an der Congress Kursaal Interlaken AG sowie schwergewichtig auf die Entwicklung ihres umfangreichen Immobilienbesitzes im Herz von Interlaken konzentrieren wird.

Fazit

Obschon die Gruppe auch nach zwei Krisenjahren finanziell einigermassen gesund und namentlich weitgehend schuldenfrei dasteht – die Eigenkapitalquote liegt bei 83% –  kommen auch jenseits von Pandemie und geopolitischer Lage unternehmerische Herausforderungen auf die Gesellschaft zu. Da ist auf der einen Seite die Verlängerung der Konzession, die eine Entflechtung des gegenwärtigen Geschäftsmodells verlangt. Auf der anderen Seite muss sich die CKI im immer kompetitiveren Markt der Online-Casinos behaupten, was zusätzliche Mittel für Marketing, Werbung und Lizenzen erfordern dürfte.

Und im Hintergrund simmert noch immer eine Pandemie, die mit ihren Volten schon mehrfach für negative Überraschungen gesorgt hat. Die CKI AG geht aufgrund des weiteren Verlaufs und in Abhängigkeit der Dauer der Coronavirus-Pandemie davon aus, dass die Geschäftstätigkeit und damit die Vermögens-, Finanz- und Ertragslage erheblich beeinträchtigt werden könnte, so der Geschäftsbericht.

Anfang Juni fand das Swiss Economic Forum SEF nach zwei Jahren wieder in Interlaken statt. Auch andere Events konnten und können in diesem Jahr wieder durchgeführt werden. Es gibt also bei allen Vorbehalten durchaus Grund für verhaltenen Optimismus.

Kursverlauf der CKI-Aktie in den letzten fünf Jahren. Quelle: otc-x.ch

Die Aktie der Congress Centre Kurhaus Interlaken wird auf OTC-X gehandelt und kennt in den letzten fünf Jahren nur den Weg nach unten. Zuletzt wurden für die Aktie 275 CHF bezahlt.

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