Das erste Halbjahr ist zu Ende. Es war die schlechteste Performance seit Jahrzehnten. Vom in den letzten Jahren viel zitierten «Anlagenotstand» ist inzwischen nichts mehr zu hören. Statt Gier herrscht nun Angst vor Inflation, Rezession, Krieg und Krise. Ein Ende des Ausverkaufs am Aktienmarkt ist zum Ende des ersten Halbjahres noch nicht in Sicht.
Ein solches unsicheres und von Verlusten gekennzeichnetes Umfeld führt in aller Regel zu einem «Shake-out». Viele Marktteilnehmer verlieren das Interesse und kehren der Börse bis zum nächsten «Bull-run» den Rücken. Andere müssen ihre Verlusttoleranz erst noch entwickeln. Und wieder andere werden quasi liquidiert, weil ihre Vermögenswerte nach Abzug des Fremdkapitals aufgezehrt sind. Es bleiben die echten Börsianer, die Trader und die professionellen Investoren, die laut ihren Statuten investiert sein müssen wie etwa Investment Fonds oder Pensionskassen.
Large Caps stabil
An der Schweizer Börse haben sich die Schwergewichte wie Nestlé und Novartis einmal mehr als sicherer Hafen in stürmischer See erwiesen. Das fliesst zwar in die seit Jahren publizierte «Dividendenstrategie» ein, doch generell stehen, von Ausnahmen abgesehen, die Large Caps bei schweizeraktien.net nicht im Fokus.
Small- und Mid-Caps unter Druck
In die Favoritenliste werden ausschliesslich Small- und Mid-Caps aufgenommen. Hier ist bei den börsenkotierten Aktien der SPI Extra Index Ausdruck der Trends und Tendenzen. Seit Jahresanfang beläuft sich dessen Performance auf nun -24,8%! Der aktuelle Indexstand des SPIEXX um die 290 Punkte wurde 2017 erstmals überschritten. Somit sind die Kursgewinne von 5 Jahren in sechs Monaten ausradiert worden.
Verlierer des Monats
Wenig überraschend bilden die Lieblingsaktien der Vorjahre wie Sika, Partners Group und Geberit mit Verlusten von 38% bis 44% die Schlusslichter. Allerdings zählt auch Logitech mit -35% zu den schlechtesten Performern. Wegen des Wegfalls des Geschäfts in Russland und der Ukraine wurde die Guidance für das laufende Geschäftsjahr etwas reduziert. Am Investment Case ändert das nichts. Die Kursverluste sind durch die hohe Leerverkaufsquote verstärkt worden. Da jedoch eine existenzbedrohende Krise oder Insolvenzgefahr nicht erkennbar sind, werden die Leerverkäufer letztlich die Aktien am Markt beschaffen müssen. Bei manchen Engagements braucht es eben auch Geduld.
Der SNB-Zinsentscheid
In der Bilanz des Vormonats war der Erwartung Ausdruck verliehen worden, dass auch die SNB den Kampf gegen die Inflation aufnehmen wird. Mitte des Monats war es soweit. Seitdem hat sich die Talfahrt an der SIX beschleunigt, weil nun der stets genährte Traum von Null-Zinsen bis in die Ewigkeit geplatzt ist. Die Folgen sind schon sichtbar, könnten aber noch sehr viel weiter gehen. Sowohl Regierungen wie Unternehmen und Konsumenten sind vielfach überschuldet und waren nur durch das geringe Zinsniveau in der Lage, so weiterzumachen wie zuvor. Diese Zombies können nun zur Belastung für ganze Volkswirtschaften werden.
Rohstoffpreise im Rückwärtsgang – Entwarnung bei der Teuerung?
Eine positive Entwicklung am Anfang der Inflations-Spirale ist die zuletzt rückläufige Preisentwicklung an den Rohstoffmärkten, sowohl bei Weizen und anderen Nahrungsmitteln wie Zucker, Kaffee und Kakao als auch bei Basismetallen. Die sich abzeichnenden guten Ernten dürften den Druck auf die Nahrungsmittelpreise mildern. An den Metallmärkten drückt sich dagegen die zunehmende Erwartung einer Rezession mit sinkender Nachfrage ab.
Ypsomed Kapitalerhöhung abgeschlossen
Auch der Neuzugang des letzten Monats, Bossard, verlor im Juni deutlich. Aus gutem Grund wurde ein stufenweiser Einstieg als angemessen bezeichnet. Früher im Jahr, vor dem eigentlichen Kursrutsch, war auch eine höhere Liquiditätsquote als sinnvoll eingeschätzt worden. Bei Ypsomed ist die Kapitalerhöhung erfolgreich durchgeführt worden. Antworten auf viele Fragen, die sich Ypsomed-Investoren stellen können, finden sich im schweizeraktien.net Interview mit CEO Simon Michel, das in Kürze veröffentlicht wird.
Der ausserbörsliche Aktienmarkt – ein Fels in der Brandung?
Weniger Sorgen bereiten die auf OTC-X ausserbörslich gehandelten Aktien der Favoritenliste, die trotz der breiten Korrektur an den Weltbörsen sogar im Durchschnitt ein bescheidenes Plus ausweisen. Der kürzlich veröffentlichte Artikel «In Krisenzeiten ein Fels in der Brandung?» durchleuchtet das Phänomen der Resilienz auf OTC-X.
Performance
Der performance-basierte SPI Extra verliert 24,8% seit Jahresbeginn. Inzwischen ist die Durchschnittsperformance der sechs kotierten Aktien auf der Favoritenliste auf -19,2% angestiegen. Keine Aktie zeigt ein positives Vorzeichen. Bei Barry Callebaut und Komax bleibt der Verlust im einstelligen Prozentbereich. Bei den fünf ausserbörslich gehandelten Aktien steht dagegen eine durchschnittliche Performance von 0,6% zu Buche. Bezogen auf alle Titel errechnet sich somit eine durchschnittliche Performance von -10,2%, keine schlechte Zwischenbilanz im gegebenen Umfeld.