Die Verwerfungen an den Finanzmärkten nach dem Einmarsch von Russland in die Ukraine sowie die wirtschaftlichen Folgen des Krieges, der Pandemie und die anziehenden Zinsen als Folge der hohen Inflationsraten haben deutliche Spuren im Semesterabschluss der Bondpartners SA hinterlassen. Unter dem Strich resultierte ein Halbjahresverlust von 1.92 Mio. CHF. Im 1. Semester 2021 konnte der Bondhändler noch einen Gewinn von 2.3 Mio. CHF ausweisen. Belastet wurde die Erfolgsrechnung vor allem durch Wertberichtigungen auf den eigenen Wertschriftenbestand sowie negative Wechselkurseffekte aufgrund des starken Schweizer Frankens.
Handelserfolg mit 2.48 Mio. CHF nur leicht im Minus
Nur leicht zurückgegangen sind hingegen die Erträge aus den Handelsaktivitäten von Bondpartners, die im 1. Semester 2022 bei 2.48 Mio. CHF (- 2,5%) lagen. Laut Medienmitteilung hätten sich die Margen sogar etwas verbessert. Ins Gewicht fallen hingegen die Bewertungsverluste auf das eigene Portfolio, die mit 6.26 Mio. CHF die Erfolgsrechnung stark belastet haben. Bei einem um 0.5% reduzierten Geschäftsaufwand von 2.97 Mio. CHF verbleibt ein operativer Verlust von 5.73 Mio. CHF. Dank der Auflösung von Reserven für allgemeine Bankrisiken in Höhe von 3.82 Mio. CHF konnte dieser abgefedert werden, sodass unter dem Strich «nur» noch ein Verlust von 1.92 Mio. CHF verbleibt.
Eigenkapitalquote stabil bei 55,5%
Die Verwerfungen an den Märkten haben auch die Bilanz von Bondpartners nicht verschont. So reduzierten sich die Eigenmittel auch durch die Auflösung der Reserven um 8% auf 79 Mio. CHF. Ebenso ging die Eigenkapitalquote von 70% per Ende 2021 auf 55,5% zurück. Wie Bondpartners in seiner Medienmitteilung weiter schreibt, habe man bei allen Beständen hohe Verluste verbuchen müssen. Gleichzeitig verharrten viele Marktteilnehmer in einer Art Schockstarre angesichts der ungewissen Entwicklungen an den Märkten. Mit Blick auf den weiteren Geschäftsverlauf gibt sich Bondpartners angesichts der vielen Ungewissheiten vorsichtig, sieht aber auch die Chancen in dem turbulenten Umfeld. «Die Dynamik der Zinssätze und Spreads dürfte Chancen eröffnen, die sich in den letzten Jahren nicht ergeben haben, und könnte somit den Anleihehandel, das Kerngeschäft des Unternehmens, begünstigen», heisst es. Mit Prognosen hält sich der Bondhändler dennoch zurück.
Fazit
Der hohe Verlust von Bondpartners im 1. Semester 2022 lässt zwar aufhorchen, kommt allerdings wenig überraschend. Mit seinem Fokus auf eher wenig liquide Bonds und Spezialitäten ist das Finanzunternehmen gerade in Krisenzeiten anfällig für Verwerfungen. Ohne Auflösung der Reserven wäre der Verlust mit 5.7 Mio. CHF noch deutlich höher ausgefallen. Berücksichtigt werden muss allerdings, dass es sich bei den Verlusten vor allem um Buchverluste auf dem Portfolio und Währungsverluste handelt. Ohne diese Faktoren hätte operativ ein Gewinn resultiert.
Die Bilanz präsentiert sich auch weiterhin solide. Das Eigenkapital beträgt 1’435 CHF pro Aktie, während die Wertpapiere zuletzt für 950 CHF auf OTC-X gehandelt wurden. Der Abschlag von rund 33% auf den Buchwert lässt auch weitere Verwerfungen zu. Hingegen darf nicht ausser Acht gelassen werden, dass bei einer Erholung der Märkte wieder höhere Bewertungen der Wertschriftenbestände möglich sein könnten. Für 2021 zahlte Bondpartners noch eine Dividende von 40 CHF je Aktie, was auf Basis der aktuellen Kurse einer Rendite von 4,2% entspricht. Selbst bei einer Reduktion der Dividende auf 25 CHF, den Wert von 2020, würde die Rendite bei 2,6% liegen. Neben den auf OTC-X gehandelten 50’000 Namenaktien zu nominal 100 CHF hat die Gesellschaft 50’000 Vorzugsaktien zu nominal 10 CHF ausstehen, die zum Umfeld von CEO Christian Plomb gehören. Über die Vorzugsaktien wird die Mehrheit der Stimmen kontrolliert.