Es ist schon erstaunlich: Bereits die Corona-Pandemie beeinflusste den Geschäftsverlauf der Schweizer Regionalbanken wenig. Ein ähnliches Bild zeichnet sich nun für das von Ukraine-Krieg, Inflationsanstieg und Engpässen bei der Versorgung von Rohstoffen sowie anderen Materialien geprägte 1. Halbjahr 2022 ab. Ein Blick auf die Semesterabschlüsse ausgewählter Regionalbanken (siehe Tabelle unten) zeigt eine robuste Entwicklung. Auch die Kurse der ausserbörslich gehandelten Bankaktien haben sich mehrheitlich entgegen dem Markttrend positiv entwickelt. Der OTC-X Index Banken legte seit Jahresbeginn um 3,5% zu.
Alpha Rheintal Bank
Unverändert hoch war die Nachfrage nach Hypotheken bei der Alpha Rheintal Bank in den ersten sechs Monaten des laufenden Geschäftsjahres. Die Hypothekarforderungen stiegen gegenüber Ende 2021 um 5,6% auf 2.344 Mrd. CHF. Hingegen nahmen die Forderungen gegenüber Kunden um 1,3% auf 287.9 Mio. CHF ab. Gesamthaft fielen die Ausleihungen aufgrund der stark gestiegenen Hypothekarforderungen um 4,8% höher aus. Auf der Passivseite nahmen die Kundengelder um 1,2% auf 2.012 Mrd. CHF ab, während die Kassenobligationen um 17,6% zunahmen. Die Bilanzsumme erreichte 3.0 Mrd. CHF, was einem leichten Anstieg von 0,3% entspricht.
Das starke Volumenwachstum und der geringere Zinsaufwand führten zu einer Steigerung des Netto-Erfolgs aus dem Zinsengeschäft um 6,2% auf knapp 12 Mio. CHF. Der Erfolg aus dem Kommissions- und Dienstleistungsgeschäft fiel um 5,6% geringer aus und erreichte 5.8 Mio. CHF. Im Handelsgeschäft erzielte die Alpha Rheintal Bank hingegen einen um 11,5% höheren Ertrag von 2.4 Mio. CHF. Das schwierige Umfeld an den Kapitalmärkten zeigte sich in der Abnahme der Depotvolumen per 30. Juni 2022 um 12,0% auf 2.419 Mrd. CHF. Trotz eines leicht höheren Geschäftsaufwands, der u.a. mit den Wettbewerbskosten für einen geplanten Neubau begründet wird, fiel der Geschäftserfolg mit 7.5 Mio. CHF um 8,6% höher als im vergleichbaren Vorjahreszeitraum aus. Unter dem Strich resultierte ein Halbjahresgewinn von knapp 6.6 Mio. CHF.
Der Ausblick der Regionalbank aus dem St. Galler Rheintal fällt trotz der vielfältigen Herausforderungen optimistisch aus. Die Gewinnaussichten der Unternehmungen seien gut, mit Kassenobligationen oder Unternehmensanleihen könne wieder eine Rendite erzielt werden, und auch der Immobilienmarkt zeige sich robust, schreibt die Bank. Mit Blick auf den Immobilienmarkt seien aber die Zinsentwicklung zu beobachten und die Chancen und Risiken gut gegeneinander abzuwägen.
Spar + Leihkasse Bucheggberg
Auch bei der Spar+Leihkasse Bucheggberg (SLB) verblieb die Nachfrage nach Hypotheken auf einem hohen Niveau, so die Regionalbank in ihrem Halbjahresabschluss. Das Hypothekarvolumen stieg gegenüber Ende 2021 um 2,9% auf 585.4 Mio. CHF. Die Kundenausleihungen erreichten 621.2 Mio. CHF. Auch die Kundengelder legten um 3,3% auf 608.1 Mio. CHF, sodass die Ausleihungen nun zu fast 98% durch Kundengelder gedeckt sind. Die Bilanzsumme stieg um 3,2% auf 796.3 Mio. CHF.
In der Erfolgsrechnung konnte die SLB nicht nur den Netto-Erfolg aus dem Zinsengeschäft (+ 3,2% auf 4.2 Mio. CHF), sondern auch die Erlöse aus dem Kommissions- und Dienstleistungsgeschäft (+ 15,1% auf 557’000 CHF) steigern. Verantwortlich für die Steigerung seien der strategische Ausbau des Anlagegeschäfts und die nach wie vor hohen Handelsvolumen, erklärt die Bank. Obwohl der Geschäftsaufwand um 6,5% auf 2.6 Mio. CHF stieg, verblieb der Geschäftserfolg um 1,3% über dem Vorjahreswert. Der Halbjahresgewinn erreichte 579’000 CHF (+ 2,6%).
BBO Bank
Die im Berner Oberland tätige Bank Brienz Oberhasli (BBO Bank) musste im Gegensatz zu den meisten Regionalbanken einen Rückgang der Bilanzsumme um 2,2% auf 662.9 Mio. CHF hinnehmen. Zurückzuführen ist dies auf die Kundengelder, die im 1. Halbjahr 2022 gegenüber dem Jahresende 2021 um 4,7% auf 490.8 Mio. CHF abgenommen haben. Als Grund nennt die Bank hohe Umschichtungen zum Jahresbeginn in Wertschriften, die anstelle von Kontolösungen für Vorsorgegelder verwendet wurden. Die Ausleihungen fielen mit 573.5 Mio. CHF um 0,8% höher aus, wobei das Plus bei den Hypotheken 0,9% betrug. Diese erreichten Ende Juni 2022 ein Volumen von 522.5 Mio. CHF.
Dass es trotz des vergleichsweise geringen Volumenwachstums bei den Hypothekarkrediten gelang, den Netto-Erfolg aus dem Zinsengeschäft um 2,6% auf 3.4 Mio. CHF zu steigern, war nur dank deutlich niedrigerer Zinskosten sowie reduzierter Wertberichtigungen möglich. Der Erfolg aus dem Kommissions- und Dienstleistungsgeschäft lag mit 375’000 CHF (+ 25,4%) ebenso über dem Vorjahreswert wie der übrige ordentliche Erfolg mit 351’000 CHF (+ 43,9%). Der kräftige Anstieg beim übrigen ordentlichen Erfolg ist vor allem auf die Mieteinnahmen aus der Vermietung der Liegenschaft Tracht zurückzuführen, die nun seit August 2021 vermietet ist. Unter dem Strich resultierten im ersten Halbjahr 2022 ein Geschäftserfolg von 879’000 CHF (+1,4%) sowie ein gleichbleibender Halbjahresgewinn von 250’000 CHF. Für das 2. Halbjahr strebt die BBO Bank laut Medienmitteilung einen «leicht höheren Geschäftserfolg» als im 1. Semester an, wobei sie auch auf die Unsicherheiten am Markt hinweist.
SB Saanen Bank
Ein moderates Wachstum bei den Kundengeldern und -ausleihungen verzeichnete im 1. Semester 2022 die SB Saanen Bank. Das in der Region um Gstaad tätige Institut wies ein Plus bei den Kundengeldern um 2,7% auf 1.448 Mrd. CHF aus. Die Ausleihungen erhöhten sich um 2,3%, wovon der grösste Teil mit 1.260 Mrd. CHF (+ 2,7%) auf hypothekarisch besicherte Forderungen zurückzuführen ist. Weiterhin ist die Saanen Bank daher in der Lage, die Ausleihungen komplett durch Kundengelder refinanzieren zu können, und verfügt zusätzlich über flüssige Mittel in Höhe von 350 Mio. CHF. Die Bilanzsumme konnte um 2,6% auf 1.808 Mrd. CHF ausgeweitet werden.
Das Depotvolumen der stark im Private Banking tätigen Regionalbank sank um 13,8%, was die Bank mit taktischen Wertschriftenkäufen und den Korrekturen am Markt begründet. Die Anzahl Vermögensverwaltungsmandate habe im 1. Semester um 9% erhöht werden können, heisst es weiter. Über 270 Kunden würden das Angebot der Bank nun nutzen.
Wie die meisten Regionalbanken profitierte auch die Saanen Bank im 1. Semester nochmals von einem niedrigeren Zinsaufwand, was zu einem um 23,0% höheren Netto-Zinserfolg von 9.1 Mio. CHF führte. Ebenso wurden nicht mehr benötigte Wertberichtigungen auf Ausleihungen in Höhe von 806’000 CHF aufgelöst, was ebenfalls positiv auf den Netto-Zinserfolg wirkte.
Auch mit Kommissionen und Dienstleistungen sowie im Handel verdiente die Bank aus dem Saanenland mehr, sodass trotz eines höheren Geschäftsaufwands ein Geschäftserfolg von 4.3 Mio. CHF (+ 3,6%) resultierte. Positiv hebt die Bank in ihrem Semesterabschluss auch die Cost/Income-Ratio in Höhe von 45,2% hervor; ein im Branchenvergleich sehr guter Wert.
Regiobank Solothurn
Für die Regiobank Solothurn lief das Geschäft im 1. Semester 2022 ebenfalls erfreulich. Es stiegen sowohl die Ausleihungen mit plus 2,3% auf 2.668 Mrd. CHF als auch die Kundengelder mit plus 3,40% auf 2.414 Mrd. CHF. Beides führte zu einem Anstieg der Bilanzsumme um 4,0% auf 3.382 Mrd. CHF.
Das Vermögensverwaltungsgeschäft litt unter dem Rückgang der Aktienkurse an den Finanzmärkten, sodass das Depotvolumen um 7,50% zurückging.
Die Erfolgsrechnung ist geprägt von einem Anstieg des Netto-Erfolgs aus dem Zinsengeschäft um 2,2% auf 16.7 Mio. CHF. Der Erfolg aus dem Kommissions- und Dienstleistungsgeschäft ging hingegen um 0,3% auf 2.7 Mio. CHF zurück. Markant gestiegen ist der Geschäftsaufwand mit plus 5,4% auf 11.4 Mio. CHF, was zu einem um 4,3% geringeren Geschäftserfolg von 7.7 Mio. CHF führte. Grund für den höheren Geschäftsaufwand waren Kundenanlässe wie die Generalversammlung, welche in diesem Jahr wieder durchgeführt werden konnten. Der Reingewinn lag mit 4.0 Mio. CHF knapp über dem Niveau des Vorjahres.
Spar+Leihkasse Riggisberg
Ein Bilanzsummenwachstum von 2,1% auf 626.8 Mio. CHF erreichte die Spar+Leihkasse Riggisberg (SLR) im 1. Semester 2022. Während die Kundenausleihungen um 2,7% auf 515.8 Mio. CHF zulegten, war das Wachstum bei den Kundenausleihungen mit plus 2,2% etwas geringer. Als Gründe für die Zunahme der Ausleihungen nennt die Regionalbank die Finanzierung von selbstbewohnten Liegenschaften, solid finanzierten Mehrfamilienhäusern in der näheren Region und die Kreditvergabe an ortsansässige Unternehmen. Die Hypothekarforderungen erhöhten sich im 1. Semester 2022 um 2,6%.
Im Gegensatz zu den anderen in diesem Beitrag erwähnten Regionalbanken verzeichnete die SLR einen deutlichen Rückgang beim Netto-Zinserfolg von 14,4% auf 2.8 Mio. CHF. Ursache dafür sind vor allem die höheren Wertberichtigungen, welche die Bank gebildet hat. So sei man «für mögliche zukünftige Kreditausfälle besser gerüstet», heisst es im Halbjahresbericht. Aufgrund der Verwerfungen an den Finanzmärkten fiel auch der Erfolg aus dem Kommissions- und Dienstleistungsgeschäft mit 235’000 CHF um 9,3% geringer als im Vorjahr aus. Bei einem deutlich gestiegenen Geschäftsaufwand (+ 7,5%), der mit einem erhöhten Personalbestand sowie leicht höheren Kosten im Bereich Marketing begründet wird, ging der in den ersten sechs Monaten erwirtschaftetet Geschäftserfolg um 1,0% auf 876’000 CHF zurück. Der Halbjahresgewinn erreichte CHF 619 000 (Vorjahr CHF 666 000).
Abschlüsse ausgew. Regionalbanken 1. Semester 2022 |
||||||||
Bilanzsummenwachstum | Kundengelder | Hypotheken | Netto-Zinserfolg | Kommissionen | Geschäftserfolg | Kurs 15.8.22 in CHF | Performance YTD | |
Alpha Rheintal Bank | 0.30% | -0.20% | 5.60% | 6.20% | -5.60% | 8.60% | 5.85 | 2.60% |
BBO Bank | -2.20% | -4.70% | 0.90% | 2.60% | 25.40% | 1.40% | 170 | 1.80% |
Spar+Leihkasse Bucheggberg | 3.20% | 3.00% | 2.90% | 3.20% | 15.10% | 1.30% | 6400 | 6.50% |
Spar+Leihkasse Riggisberg | 2.10% | 2.20% | 2.60% | -14.40% | -9.30% | -1.00% | 6180 | 1.90% |
SB Saanen Bank | 2.60% | 2.30% | 2.70% | 23.00% | 11.20% | 3.60% | 3740 | 5.40% |
Regiobank Solothurn* | 4.04% | 3.40% | 2.30% | 2.20% | -0.30% | -4.26% | 916 | 2.10% |
* Regio Solothurn Hypo und sonstige Forderungen |