Es war ein August der Extreme. Nicht nur die Temperaturen markierten Rekordwerte, auch die Inflationsraten bewegten sich in einer Höhe, die seit Jahrzehnten nicht mehr erlebt wurden. Beim traditionellen Treffen der Notenbanker in Jackson Hole rückte unmissverständlich die Inflationsbekämpfung auf der Prioritätenliste nach ganz oben.
In gewohnter Präzision sagte SNB-Präsident Jordan, dass strukturelle Faktoren wie der Übergang zu einer grüneren Wirtschaft, die weltweit steigende Staatsverschuldung, der demografische Wandel und das Ende der Globalisierung in den kommenden Jahren zu einem anhaltend höheren Inflationsdruck führen können.
Lohninflation gewinnt an Schwung
Die Schweiz ist mit zuletzt 3,3% Teuerung bislang nur relativ schwach von der aufflackernden Inflation betroffen. Das hat nicht zuletzt mit der neuen «Frankenstärke» zu tun. Dennoch warnt Jordan davor, dass die Inflation auf Waren und Dienstleistungen übergreift, die nicht direkt vom Kriegsgeschehen betroffen sind. Auch die Lohninflation gewinne an Schwung.
Über 20% Inflation im UK in 2023 prognostiziert
Am anderen Ende des Spektrums steht das Vereinigte Königreich. Hier erreichen die Inflationsraten schon den zweistelligen Prozentbereich. Für 2023 prognostiziert Goldman Sachs mehr als 20%. Und selbst die Notenbanker geben zwischenzeitlich in ungewohnter Offenheit zu, dass die Unsicherheiten hoch sind. EZB-Chefin Lagarde spricht von neuen Modellen, die für die Inflationsprognose erforderlich sind.
Notenbank-Put ist ausgelaufen
Die Konklusion kann für Anleger nur heissen, dass sie sich nicht mehr unbedingt darauf verlassen sollten, dass die Notenbanken ihre Kastanien aus dem Feuer holen, wenn es wieder an den Börsen crasht. Das Primat für die Notenbanken ist die Wahrung der Stabilität von Währung und Kaufkraft, nicht, spekulative Verluste von Investoren zu sozialisieren.
Remember September
Nach der Erholung im Juli tendierten die Börsen im August schwächer, wenn auch nur um wenige Prozente. Der DAX verlor 4,6%, der S&P 500 sank um 4,1% und der SPIEXX um 5,9%. Die Nachrichtenlage dürfte sich im September weder geopolitisch noch wirtschaftlich wesentlich verbessern. Der September ist statistisch der gefährlichste Monat im Jahr. Rapide Korrekturen sind keine Seltenheit.
Faktoren, die zur Vorsicht mahnen
Für den laufenden Monat ist kein Mangel an potenziellen Belastungen zu erkennen. Darunter sind steigende Zinsen, anhaltend hohe Preise für Energie, sich zuspitzende geopolitische Spannungen sowie herbe Ernüchterungen durch bislang unrealistische Einschätzungen und ein Führungsvakuum im Westen. Im Oktober wird voraussichtlich Xi Jinping für eine dritte Amtsperiode als Präsident der Volksrepublik China bestimmt, der dann seine Agenda mit neuem Elan und neuen Mehrheiten im Politbüro beschleunigt verfolgen wird.
Idorsia und Ypsomed avancieren
Auf der Favoritenliste stechen im Vergleich zum Vormonatsultimo vor allem zwei Aktien hervor. Ohne Nachrichten konnte sich Ypsomed im August von 134.80 CHF deutlich bis auf fast 150 CHF vorarbeiten. Anfang Juli hatte schweizeraktien.net ein Interview mit CEO Simon Michel veröffentlicht. Die zweite Aktie, Idorsia, überraschte ebenfalls positiv. Der Kurs stieg von 11.06 CHF innert Monatsfrist auf 15.36 CHF, also um rund 40%.
Unternehmens-News
News gab es bei Komax. Die Fusion mit der Metall-Zug-Tochter Schleuninger Group ist nun vollzogen. Ab 1. September wird das akquirierte Unternehmen von Komax voll konsolidiert. Metall Zug ist jetzt mit 25% an Komax beteiligt. Logitech hat sich inzwischen vollständig aus Russland zurückgezogen. Der Effekt ist beschränkt, denn Russland und die Ukraine stellten gerade 2% des globalen Umsatzes. Bossard wurde als Favorit nach der Vorlage der guten Halbjahreszahlen auf schweizeraktien.net auf den Prüfstand gestellt. Das Ergebnis ist, dass die Strategie des Unternehmens aufgeht.
Ebenfalls auf den Prüfstand gestellt wurde die Rapid Holding. Trotz schwieriger werdender Marktbedingungen bleiben Auftragsbestand und -eingang auf hohem Niveau.
Aktienauswahl auf gutem Kurs
Insgesamt scheint sich die vorsichtige Auswahl der Favoriten auf der diesjährigen Liste als richtig zu erweisen. Soweit Jahresabschlüsse oder Periodenergebnisse veröffentlicht wurden, bleiben die ausgewählten Unternehmen auf gutem Kurs. Eine Ausnahme bildet natürlich Idorsia, die weiterhin rote Zahlen schreibt, aber nun eben erste Zulassungen erhalten hat und daher erstmals Produktumsätze erzielt.
Performance 2022
Der SPIEXX liegt 23,8% unter dem Niveau am Jahresstart. Der DAX verlor 19,2%, der S&P 500 sank um 16,5%. Demgegenüber hielten sich die ausserbörslich gehandelten Schweizer Aktien recht stabil. Der OTC-X Liquidity Index verlor nur 2,2%. Im Vergleich schlug sich die Favoritenauswahl von schweizeraktien.net recht passabel. Bei den kotierten Aktien beträgt die Durchschnittsperformance -14,7%, bei den auf OTC-X gehandelten Aktien sind es -1,1%. Bezogen auf alle 11 Aktien errechnet sich eine durchschnittliche Performance von -8,6%.