2020 und die erste Hälfte des Jahres 2021 waren Katastrophenzeiten für touristische Unternehmen. Alle mussten sie hohe Ertragseinbussen hinnehmen, und die meisten schrieben Verluste. Manch ein Unternehmen überlebte nur durch staatliche Nothilfen.
Der Vorteil eines solchen Einbruchs wie in den beiden vergangenen Jahren ist, dass es danach eigentlich nur noch bergauf gehen kann. Fast alle Tourismusanbieter weisen in diesem Jahr wieder schwarze Zahlen aus und können hohe Ertragssprünge vorzeigen.
So auch die Hotelkette Sunstar. Die in Liestal domilizierte Holding mit 11 Hotels im Portfolio konnte im Geschäftsjahr 2021/2022 (Ende per 30. April) den Umsatz auf 50.4 Mio. CHF steigern, was einen Anstieg um 25% gegenüber dem Vorjahr bedeutet und damit etwa in der Höhe liegt, wie sie das Bundesamt für Statistik landesweit mit einem Plus von Logiernächten von 24,6% errechnet hat. So stiegen auch die Sunstar-Gästezahlen von 212’000 auf 253’000.
Allerdings liegen die Übernachtungszahlen immer noch 7% unter dem Vorkrisenjahr 2019/2020. Der Wegfall von bereits gebuchten Seminaren und Grossanlässen wie der ausgefallen Spenglercup oder das Worl Economic Forum, beide in Davos, hätte das Unternehmen hart getroffen, schreiben Verwaltungsratspräsident Kuno Sommer und CEO Silvio Schoch im Vorwort zum Geschäftsbericht. Auch der niedrige Wert an ausländischen Gästen macht der Sunstar-Gruppe weiterhin zu schaffen, insbesondere in den Häusern in Grindelwald, Wengen und Zermatt. Buchten vor Krisenbeginn noch 52% ausländische Gäste, waren es im letzten Jahr immerhin 28%, eine Verdopplung der Vorjahresquote. Insgesamt aber freuen sich die Verantwortlichen, «das Jahr so positiv präsentieren zu können».
Bruttobetriebsgewinn zieht um 69% an
Die für die Branche relevanteste Zielgrösse, der Bruttobetriebsgewinn (GOP), erhöhte sich um 69% auf 9.8 Mio. CHF. Die Marge, jubelt Sunstar, habe bei «sensationellen» 19,5% gelegen, so hoch wie seit dem Geschäftsjahr 2007/2008 nicht mehr. Zusammen mit der letzten Tranche der Entschädigungszahlung der Betriebsunterbrechungsversicherung aufgrund des Covid-19-Schadenfalls resultierte ein Jahresergebnis von CHF 1.8 Mio. CHF.
Ein Ergebnis, das die Sunstar-Gruppe gut gebrauchen kann, wurden doch vergleichsweise hohe Investitionen von 8 Mio. CHF vorgenommen. Einerseits fliessen die Mittel in die bestehenden Hotels in Lenzerheide, Arosa, Davos und Brissago, andererseits wurde mit dem Bauprojekt in Pontresina begonnen und in die Digitalisierung investiert. Mit der angestossenen digitalen Marketingstrategie will Sunstar sowohl die Dachmarke stärken als auch die Buchungen in den einzelnen Hotels erhöhen.
Ausblick
Die Portfoliobereinigung bei Sunstar nimmt weitere Konturen an. Bereits angekündigt worden war die Schliessung des Hotels in Saas-Fee, die zum Ende des Sommers vollzogen wurde. Ein Verkauf des Hotels wird angestrebt, man stehe mit verschiedenen Interessenten in Verbindung. Auch ein zweiter Standort im Wallis wird verkauft: Das Hotel in Zermatt ist auf Ende Mai 2022 in neue Hände übergegangen. Dieses Hotel sei trotz verschiedener Renovationen sowie sorgsamer Führung in die Jahre gekommen und hätte einer umfassenden Sanierung unterzogen werden müssen, schreibt Sunstar. «Über den Verkaufspreis wurde Stillschweigen vereinbart», beantwortet Silvio Schoch die entsprechende Frage von schweizeraktien.net.
Auf die Frage, ob es sich um eine Strategie handelt, sich aus dem Wallis zurückzuziehen und vorwiegend in die Häuser im Graubünden zu investieren, weicht Schoch gegenüber schweizeraktien.net aus: «Wir verfolgen konsequent die strategische Weiterentwicklung unseres Portfolios. Darin haben wir bei den für die kommenden Jahre geplanten Investitionen klare Prioritäten gesetzt. So eröffnen wir bereits im nächsten Jahr unser erstes Engadiner Hotel in Pontresina».
Kuno Sommer und Silvio Schoch rechnen auch in den kommenden Jahren mit vielen externen Herausforderungen. So bildeten der akute, noch nie dagewesene Fachkräftemangel, der Ukraine-Krieg, der Euro-Wechselkurs, die Energiekrise und steigende Preise stark limitierende Faktoren. Eine zuverlässige Planung sei wegen der vermehrten Reisetätigkeit der Schweizer ins Ausland und die Unsicherheit betreffend der Rückkehr der ausländischen Gäste sehr schwierig. Verwaltungsrat und Geschäftsleitung gehen aber gesamthaft davon aus, im aktuellen Geschäftsjahr erneut ein positives Geschäftsergebnis zu erzielen.
Fazit
Im Gegensatz zum ersten Pandemie-Jahr ist die Sunstar-Gruppe relativ gut durch das zweite Pandemie-Jahr gekommen. Sowohl die Zahl der Übernachtungen als auch wichtige Metriken wie der RevPar, der Beherbergungsumsatz pro verfügbarem Zimmer, stiegen wieder deutlich an, liegen aber immer noch unter Vorpandemie-Zeiten.
Die Entschädigungszahlung der Betriebsunterbrechungsversicherung in Zusammenhang mit dem Covid-Schadenfall betrug 1.3 Mio. CHF, was unter dem Strich den Gewinn von 1.8 Mio. etwas besser aussehen lässt.
Die Gruppe ist also, auch wenn zwei extrem schwierige Jahre hinter ihr liegen, auf einem guten Weg. Davon zeugt auch die weiterhin bestehende Investitionsbereitschaft in das neue Hotel in Pontresina und in diverse Renovationen der bestehenden Sunstar Hotels.
Die Schliessung und der Verkauf des Hotel-Standortes in Saas-Fee sowie der Verkauf des Hotels in Zermatt dürfte im Geschäftsjahr 2022/2023 positive Effekte haben.
Allerdings will das Unternehmen für das Geschäftsjahr 2021/2022 auf die Auszahlung einer Bar-Dividende verzichten. Begründet wird dies mit der nach wie vor unsicheren Situation und dem hohen Investitionsbedarf. Mit der Naturaldividende in Form von Hotelbons in Höhe von 50 CHF/Aktie profitieren die Aktionärinnen und Aktionäre aber weiterhin von einer Rendite in Höhe von ca. 6% bei einem aktuellen Aktienkurs auf OTC-X von 800 CHF. Zudem liegt der Kurs fast 20% unter dem ausgewiesenen Buchwert von 968 CHF je Aktie.
Kursverlauf der auf OTC-X gehandelten Sunstar Aktie. Chart: otc-x.chHinweis in eigener Sache: Am 14. September 2022 findet der Branchentalk Tourismus von schweizeraktien.net auf dem Gornergrat in Zermatt statt.