Mit sehr überzeugenden Zahlen im ersten Semester überrascht die SSE Holding. Um 12 Mio. CHF auf 76.8 Mio. CHF ist der Umsatz im Vergleich zum Vorjahreszeitraum geklettert. Das Wachstum hat sich somit gegenüber den 10% im Jahr 2021 nochmals beschleunigt. Der Ausblick für das zweite Halbjahr und darüber hinaus ist positiv.
In der Medienmitteilung führt SSE an, dass in beiden Geschäftsbereichen Volumensteigerungen zu verbuchen sind. Die Preissteigerungen bei den Materialien konnten an die Abnehmer weitergegeben werden. Die Nachfragetrends in den bedienten Märkten bleiben intakt. Während im Sprengstoffbereich in Deutschland, Skandinavien und weiteren EU-Ländern die Nachfrage stieg, blieb der Schweizer Markt stabil, jedoch konnten die Exporte gesteigert werden.
Wachstumstreiber «Bovaer»
Bei der Feinchemie-Tochter Valsynthèse wird laut SSE eine «rege Geschäftstätigkeit» verzeichnet, die durch die Aufnahme der Produktion des Futtermittelzusatzes Bovaer für Royal DSM angekurbelt wird. Durch die Blockade eines Enzyms wird bei den wiederkäuenden Rindern die Methangasbildung um bis zu 35% reduziert. Bei einer Welt-Population von 1.1 Mrd. Rindern ist der Effekt auf die Klimabilanz beträchtlich. Mehr dazu in unserem Oktoberbericht zu den Favoriten 2022 und dem Jahresabschluss 20211 der SSE Group.
Kommt es zum Börsengang?
Der Vertrag hat eine mehrjährige Laufzeit und könnte der erste einer ganzen Reihe solcher Projekte in der Auftragsfertigung für multinationale Chemie- und Pharma-Konzerne sein. Laut Verwaltungsrat sind mehrere Projekte in der Pipeline. Diese brauchen oft lange Vorlaufzeiten, denn es handelt sich um komplexe Herausforderungen, die bereits im frühen Entwicklungsstadium gemeinsam von Auftraggeber und Auftragnehmer gelöst werden müssen. Der Fachbegriff für diese Art von Outsourcing-Auftragnehmern lautet Contract & Development Manufacturing Organisation (CDMO). An der SIX sind mit Lonza und Siegfried bereits bekannte CDMO-Aktien kotiert. Insofern ist die vom Verwaltungsratsdelegierten Antille genannte Option eines zukünftigen IPOs von Valsynthèse nicht aus der Luft gegriffen, sondern durchaus plausibel.
Weiterer Gewinnanstieg erwartet
Das EBITDA-Ergebnis nahm im ersten Semester um 31% auf 5.6 Mio. CHF zu. Der Ausblick ist weiterhin positiv. Der Delegierte des Verwaltungsrates Antille lässt sich so zitieren: «Auf operativer Ebene wird das zweite Halbjahr noch stark ansteigen und ein signifikantes Umsatzwachstum ermöglichen. Auch das EBITDA und das EBIT dürften sowohl absolut als auch prozentual deutlich steigen».
Zugang zu Wachstumskapital
Die im Juni im Kreis der bestehenden Aktionäre durchgeführte Kapitalerhöhung war wiederum erfolgreich und spülte 4.27 Mio. CHF in die Kassen. Das Kapital wird schwerpunktmässig in die Kapazitätsausweitung bei Valsynthèse am Standort Gamsen investiert sowie in den Personalaufbau. Bis Jahresende 2022 sollen es 140 Mitarbeitende sein. Bereits im letzten Jahr war der Personalstand erhöht worden. Insgesamt beschäftigt die SSE Holding 630 Mitarbeitende.
Bewertungsfragen
Der Jahresumsatz 2022 könnte sich um die 150 Mio. CHF bewegen. Die aktuelle Kapitalisierung beträgt 88.5 Mio. CHF, was ein KUV von 0.64 ergibt. Doch mit dem nun erwiesenen ersten Umsatzschub in der Feinchemie-Sparte kann es zur Klärung der Bewertungsfrage auch hilfreich sein, andere Überlegungen anzustellen. So liegt beim börsenkotierten CDMO-Unternehmen Lonza der 2021 erzielte Umsatz bei 5.4 Mrd. CHF, aber die aktuelle Marketcap bei 37 Mrd. CHF. Das ergibt ein KUV von 7. Selbst wenn ein deutlicher Abschlag für das bei Valsynthèse im Vergleich geringe Umsatzvolumen von vielleicht 50 Mio. CHF bis 2025 vorgenommen wird, so errechnet sich doch ein wesentlich höherer Wert für die SSE Holding als Ganzes respektive für eine durch ein IPO herausgelöste Valsynthèse. Und dies insbesondere dann, wenn das Unternehmen weitere Grossaufträge von Chemie- und Pharmakonzernen gewinnen kann.