Zurück zur Normalität – was für viele Bergbahnen nach den zwei Corona-verhagelten Jahren 2020 und 2021 gilt, trifft auch für die Rigi Bahnen zu. Keine Covid-Beschränkungen mehr, dazu ein wettermässig hervorragender Sommer tragen das ihre dazu bei, dass die Rigi Bahnen 2022 beim Umsatz und beim operativen Gewinn wieder an die Jahre 2018 und 2019 anknüpfen können.
Finanzierung für nötige Investitionen gesichert
Verwaltungsratspräsident Karl Bucher und CEO Frédéric Füssenich schreiben in einem Aktionärsbrief von Ende 2022, dass das sehr gute Ergebnis des Unternehmens die Finanzierungssicherheit für die nötigen Investitionen in der Zukunft schaffen werde. Das gute Ergebnis komme zustande, weil der Ertrag pro Gast gesteigert werden konnte. Hinzu kommen das straffe Kostenmanagement und Effizienzgewinne mit den sechs neuen Gelenktriebwagen. Die Rigi Bahnen rechnen daher für 2022 mit einem Umsatz von um die 30 Mio. CHF und einem operativen Gewinn (EBITDA) von um die 8 Mio. CHF.
Fokus auf Winterwandern
Die Rigi Bahn verdient ihr Geld grösstenteils im Sommer und Herbst, wie Füssenich in einem Interview mit schweizeraktien betonte. Im Winter setzt man nun verstärkt auf Winterwandern und Schneeschuhlaufen, das Ski- und Schlittelangebot sei komplementär. Dies deshalb, weil die Rigi Bahnen von häufigeren, schneearmen Wintern ausgehen und das Bedürfnis, sich in der Natur auch ohne Skier oder Schlitten zu bewegen, weiter ansteige. 70 bis 80% der Gäste seien «Nicht-Wintersportler», zeigen die Verantwortlichen in einer Präsentation für die Grossaktionäre auf. Und fügen an, dass der Winter 2021/22 rentabel gewesen sei. Deshalb soll jetzt die Rigi als «Nr. 1 Winterwanderweg der Schweiz» positioniert werden.
Schon immer sprachen die Bahnverbindungen auf die Rigi die Ferrophilen an. Mit der Restaurierung des Triebwagens 12 in den Originalzustand von 1949 werde die Strategie, die 150-jährige Bahngeschichte herauszustreichen, weiter vorangetrieben. Noch in diesem Jahr soll auch der Steuerwagen 22 wieder eingesetzt werden und die Komposition 12/22 komplettieren.
Grünes Licht für Bergbahnerschliessung zwischen Weggis und Rigi Kaltbad
Mit einem deutlichen Ja an der Urne für den Seilbahnkorridor und die Zonenanpassung auf Kaltbad haben die Weggiser Bürger die zonenplanerischen Voraussetzungen für eine künftige Bergbahnerschliessung zwischen Weggis und Rigi Kaltbad geschaffen. Anlässlich der Generalversammlung vom 25. Mai 2023 soll das Projekt im Detail vorgestellt werden. Die Rigi Bahnen gehen von einem deutlichen Mehrwert für die Gäste und das Unternehmen aus.
Der Verwaltungsrat hat im Rahmen des Planungsfortschritts entschieden, dass die Beförderungskapazität der neuen Gondelbahn gegenüber der bestehenden Pendelbahn von 650 auf 850 Personen pro Stunde erhöht werde. Auf die bis anhin geplante und kommunizierte Erweiterungsmöglichkeit auf 1’200 Personen pro Stunde werde jedoch definitiv verzichtet, schreibt die Rigi Bahn. Dies führe zu Kosteneinsparungen bei der Seilbahntechnik, und das Volumen der Talstation könne weiter verringert werden.
Zu schaffen machen dem Unternehmen die Energiekosten. Während im Jahr 2021 elektrische Energie noch für unter 5 Rappen pro Kilowattstunde eingekauft werden konnte, stieg der Preis im 2022 auf ca. 15 Rappen. Für das Jahr 2023 rechnet man mit weiteren Kostensteigerungen, wodurch sich die Energiekosten innerhalb von 2 Jahren nahezu vervierfacht hätten, rechnen die Rigi Bahnen vor.
Ausblick
Der Start ins 2023 sei unter den gegebenen Wettereinflüssen zufriedenstellend, sagt Frédéric Füssenich auf Nachfrage von schweizeraktien.net. Budgetiert haben die Verantwortlichen ein EBITDA für 2023 von 7 Mio. CHF, also 1 Mio. CHF weniger, als 2022 erzielt wurde. Die Prognose für 2023 sei konservativ gerechnet, so der Rigi Bahnen CEO weiter. «Wir haben eine strukturierte Strombeschaffung, und die Preise für das Jahr 2023 sind rund 1 Mio. CHF höher als 2022. Wir werden aber selbstverständlich alles dafür tun, um das ausgezeichnete Ergebnis vom 2022 zu übertreffen.» Die Rigi Bahn sei im Vergleich mit den Jahren 2018 und 2019 in ihren Absatzmärkten breiter aufgestellt. Man habe neben dem Hauptmarkt Schweiz im vergangenen Jahr insbesondere von Gästen aus Europa, USA und Südkorea profitiert. Wie viele und in welcher Geschwindigkeit Gäste aus China wieder in die Schweiz und Zentralschweiz reisten, sei schwierig abzuschätzen, beantwortet Füssenich die entsprechende Frage von schweizeraktien.net.
Fazit
Dass die Rigi sich verstärkt als Wanderparadies positioniert, macht durchaus Sinn. Bietet doch der Gipfel mit nur knapp 1’800 m ü. M. keine Schnee-Gewähr, wie man z.B. im viel zu warmen Dezember 2022 erleben konnte. Jetzt sollen es verstärkt die Wanderer richten. Das ist eine Zielgruppe, die tendenziell älter ist als Skifahrer und die auch eher die Ferrophilen umfasst.
Angemessen scheint auch, dass die Verantwortlichen die Transportkapazität der neuen Gondelbahn zwar erhöhen, aber eben nicht ausreizen. Kosteneinsparungen bei der Technik und eine Reduktion des Volumens der Talstation sind in wirtschaftlich unsicheren Zeiten, von denen Bergbahnbetreiber ein Lied singen können, angemessen.
Die Aktie der Rigi Bahnen wird auf OTC-X der BEKB gehandelt. Zuletzt kostete sie 9.30 CHF, nachdem sie kurz vor Ausbruch der Pandemie noch bei 12 CHF notiert hatte.