PayGreen: Mit CO2-bewussten Bezahllösungen gegen den Klimawandel?

Start-up startet Finanzierungsrunde über Token-Emission

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Paygreen Team
Das Team von PayGreen hat eine Bezahllösung entwickelt , dank der Online-Händler ihre C02-Emissionen bepreisen können. Bild: zvg

Das Start-up PayGreen aus Rotkreuz will das drängende Problem klimaschädlicher Emissionen angehen – mit einer Online-Bezahllösung. Nun sucht es weitere Investoren für den Ausbau seiner Plattform.

Verhaltensänderungen sind keine Sache, die von heute auf morgen stattfindet. Sie können durch eine veritable Krise in Gang gesetzt werden – oder aber durch sanfte Schubser in eine neue Richtung. Der Wirtschaftswissenschaftler Richard Thaler hat dafür den Begriff des «Nudgings« eingeführt. PayGreen, um den Gründer und CEO Roman Odermatt, hat sich für genau diesen Weg entschieden. Seine Online-Bezahllösung will den Handel per Anreizmodell die externen Kosten für klimaschädliches Verhalten tragen lassen. Bisher existieren nur Lösungen, welche diese Kosten auf die Konsumenten überwälzen – etwa in Form einer freiwilligen CO2-Abgabe beim Bezahlvorgang. Funktionieren soll PayGreen, weil strebsame und klimafreundliche Unternehmen dort weniger Transaktionsgebühren bezahlen als untätige «Klimasünder». Das Unternehmen zeigt seinen Kunden, wie sie ihren CO2-Fussabdruck immer weiter senken – und danach noch mehr Transaktionskosten einsparen können.

Grossteil der Konsumierenden verlangt schon nachhaltige Geschäftspraktik

«Wir haben eine Bezahlmethode entwickelt, welche die Bepreisung von CO2-Emissionen in Onlinehandels-Transaktionen ohne zusätzliche Kosten implementiert», sagt PayGreen-Gründer Roman Odermatt. «Diesen Ansatz sehen wir als Win-Win-Win-Lösung. Konsumenten können klimabewusst einkaufen, engagierte Unternehmen sparen Transaktionskosten – und die Umwelt profitiert von den Anstrengungen Richtung Netto-Null-Emissionen.» Studien haben ergeben, dass bereits über 40% der Konsumentinnen und Konsumenten bewusst Marken mit ökologisch nachhaltigen Praktiken und Werten wählen. Über ein Drittel der Verbraucherinnen und Verbraucher kauft sogar bestimmte Marken oder Produkte aufgrund ethischer oder ökologischer Bedenken nicht mehr. «Nachfragseitig besteht also durchaus Druck auf den Handel, nachhaltig zu wirtschaften. Politisch sowieso», so Odermatt. Doch wieso sollten Unternehmen dazu einen Intermediären einsetzen – noch dazu ihren Online-Zahlungsprovider?

Klimabemühungen durch Label zeigen – und weiter vorantreiben
Mittels QR-Code können Kundinnen und Kunden im Online-Handel künftig über PayGreen zahlen. Bild: zvg

«Onlineshops bezahlen so oder so bereits Transaktionsgebühren an andere Zahlungsanbieter, wie Kreditkartenfirmen. Bei PayGreen erhalten sie aber zusätzlich einen Gratisbericht zu ihrem CO2-Fussabdruck», sagt Odermatt. «So können die Shops ihre Auswirkungen auf die Umwelt kennenlernen und besser verstehen.» Besonders interessant sei für PayGreen-Kunden die Information, welche ihrer Geschäftsbereiche oder Produkte die höchsten Emissionen nach sich ziehen. «Unternehmen, die daraufhin tätig werden und ihre Emissionen entlang der ganzen Wertschöpfungskette senken, bezahlen uns immer tiefere Online-Transaktionsgebühren», so Odermatt. «Am Ende sprechen wir nur noch von 0,9% des Warenwertes». Zudem werden je nach Klimafreundlichkeit des PayGreen-Kunden die Labels «Climate Member», «Climate Pioneer» und «Climate Visionaire» vergeben. Sie sollen den verantwortungsbewussten Unternehmen weitere geneigte Kundschaft bescheren. «Nachhaltige Anbieter können dadurch auch preiswerter werden. Aktuell ist es nämlich oft der Preis, der Konsumentinnen und Konsumenten davon abhält, auf klimafreundliche Produkte zu setzen.» Im System von PayGreen bestehe zudem keine Gefahr von Greenwashing. Schliesslich verdient PayGreen selbst kein Geld daran, Onlineshops «grüner» darzustellen, als sie in Wirklichkeit sind.

Bezüglich Erfassungs- und Berechnungsmethodik von Treibhausgasen setzt das Start-up auf eine Zusammenarbeit mit der Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW). Technisch setzt es bewusst auf Einfachheit: Kunden, die per PayGreen statt per Kreditkarte, TWINT etc. bezahlen wollen, wählen einfach diese Option beim Bezahlvorgang und scannen einen QR-Code, worauf die Zahlung von ihrem Konto abgeht – wie bei der inzwischen fast flächendeckend eingeführten QR-Rechnung.

Marktchancen, Ambitionen und nächste Finanzierungsrunden

«Bei einer durchschnittlichen Transaktionsgebühr von 1,5% befindet sich PayGreen in einem Total Addressable Market (TAM) von 240 Mio. CHF – allein in der Schweiz» sagt Roman Odermatt. «Der Servicable Obtainable Market (SOM), den wir mit einem Marktanteil von 25% erreichen können, entspricht dann einem primären Potenzial von 6 Mio. CHF.» Die Ambitionen von PayGreen gehen aber über die Schweiz hinaus. Die junge Firma möchte Europas führende grüne Bezahllösung werden. Aktuell gibt es 41 Bezahlsystem-Unicorns auf dem Markt. PayGreen ist unter den Mitbewerbern das einzige Bezahlsystem, das einen Anreiz zur Reduzierung der Treibhausgase anbietet. «Die anderen Bezahlsysteme mit einer ‚grünen‘ Komponente bieten nur reaktive Lösungen von Umweltproblemen an – zum Beispiel durch Spenden und Kompensations-Massnahmen», so Odermatt. Keine Angst, dass die gute Idee kurzum von den grossen Playern kopiert wird? «Die Gefahr besteht. Auf der anderen Seite sehen wir darin Chancen – und halten uns die Option offen, mit einer etablierten Konkurrenz zusammenzuarbeiten.»

Schwarze Zahlen bereits 2026 geplant

2026 will das Tech-Start-up zum ersten Mal einen Reingewinn von 790’000 CHF ausweisen, bei einem Umsatz von knapp 1,3 Mio. CHF. «Unseren Break-even 2026 möchten wir vor allem mit der Kombination aus ausländischen Märkten und neuen Hyperscalern erreichen», erklärt der Paygreen-CEO. Unter Hyperscalern versteht er Onlineshops mit über 0,5 Millionen Transaktionen pro Jahr.

Über die Crowdinvesting-Plattformen daura und Conda.ch will sich Paygreen nun mit neuem Kapital eindecken. «Helfen dürfte uns zukünftig auch die 2022 geschaffte Aufnahme in das Start-up-Accelerator-Programm von Google. Dadurch erhalten wir Zugriff auf ein wertvolles Netzwerk qualifizierter Fachleute – und lernen potenzielle Förderer kennen.»

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