Siegfried Holding: Pharmazulieferer mit Umsatz- und Gewinnsprung, Kurs stürzt ab

Dividendenerhöhung um 20 Rappen auf 3.40 CHF

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Der Pharmazulieferer Siegfried hat mit der Herstellung und Abfüllung von Medikamenten auch 2022 sein Geschäft ausgebaut. Bild: siegfried.ch

Der Zofinger Pharmazulieferer Siegfried hat sowohl bei Umsatz als auch beim Gewinn kräftig zugelegt. Der Nettoumsatz erreichte 1.23 Mrd. CHF, was einer Steigerung von 11,5% in Schweizer Franken entspricht (Vorjahr: 1.1 Mrd. CHF). Dazu haben beide Bereiche, Drug Substances und Drug Products, beigetragen. Das Core-EBITDA stieg von 207.2 Mio. auf 272.5 Mio. CHF, ein Plus von 31,5%. Dies entspricht einer Core-EBITDA-Marge von 22,2% (Vorjahr: 18,8%), womit auf Ganzjahresbasis zum ersten Mal die 20%-Marke überschritten wurde. Der Core-Reingewinn stieg um 34,1% auf 127.8 Mio. CHF (Vorjahr: 95.3 Mio.).

Mannigfache Herausforderungen

Dabei hätten makroökonomische Herausforderungen wie der Angriff Russlands auf die Ukraine, die Energiekrise in Europa und die anhaltenden Unterbrechungen der Lieferketten auch Siegfried belastet, schreiben VR-Präsident Andreas Casutt und CEO Wolfgang Wienand im Vorwort des Geschäftsberichts. Dank des robusten Geschäftsmodells und des vorausschauenden Managements habe sich Siegfried in diesem herausfordernden Umfeld aber gut behaupten können. Eine enge Überwachung der Lieferketten, strikte Kostendisziplin, einschliesslich umfassender Energiesparmassnahmen, seien umgesetzt worden, so das Unternehmen weiter.

Sowohl Drug Products, also Tabletten und sterile Abfüllungen, sowie Drug Substances, Wirksubstanzen und Zwischenprodukte, hätten zu dieser Entwicklung beigetragen. Mittlerweile sei die Integration der beiden Anfang 2021 von Novartis in Spanien übernommenen Standorte abgeschlossen, und für 2023 und 2024 werde weiteres Neugeschäft erwartet. Zudem hat Siegfried an ihrem deutschen Standort in Minden weitere Investitionen von 100 Mio. CHF getätigt.

Nachhaltigkeit mit grüner Chemie

Immer mehr steht Nachhaltigkeit im Zentrum der Geschäftstätigkeit von Siegfried. Das Unternehmen führe Prozesse der zweiten Generation ein, wende grüne Chemie an und suche ständig nach Möglichkeiten, neue nachhaltige Technologien einzusetzen, so die Zofinger. Damit senke man den Energieverbrauch, produziere weniger Abfall und spare dabei zugleich Kosten.

Stolz wird darauf verwiesen, dass die Bemühungen und Initiativen im Bereich Nachhaltigkeit von externen Parteien und unabhängigen Institutionen anerkannt würden: Im Jahr 2022 wurde Siegfried von ISS ESG, MSCI ESG und Sustainalytics erneut positiv bewertet und zum zweiten Mal in den Dow Jones Sustainability Index Europe aufgenommen.

Wermutstropfen

Das klingt alles sehr erfolgreich, aber ein paar Wermutstropfen muss Siegfried schlucken. So liefen Ende 2022 die Verträge mit Biontech zum Abfüllen des Corona-Impfstoffes aus. Der Auftrag sorgte seit 2021 für hohe Einnahmen – wie viel die Zofinger Gruppe im Jahr 2022 damit umsetze, wird nicht kommuniziert. Der Vertrag mit dem Corona-Impfstoff-Hersteller Novavax läuft im Jahr 2023 jedoch weiter.

Ausblick

Der Ausblick auf das Jahr 2023 fällt verhalten aus. Man erwarte ein Umsatzwachstum im tiefen bis mittleren einstelligen Prozentbereich, schreibt Siegfried. Die Core-EBITDA-Marge soll bei 20%  oder darüber liegen, vorbehaltlich unvorhergesehener geopolitischer und makroökonomischer Ereignisse oder Entwicklungen. Mittelfristig rechnet Siegfried mit einer weiteren Steigerung von Umsatz und Profitabilität. Über den Zyklus hinweg plant das Unternehmen mit durchschnittlichen jährlichen Investitionen im niedrigen Zehnerprozentbereich des Umsatzes.

Portfoliomanager halten an der Position Siegfried fest

Die BEKB hatte bei einer Umfrage unter Portfolio Managern im Januar die Siegfried Aktie als einen Favoriten in ihrem Portfolio angegeben. Schweizeraktien.net hat bei Stefan Fuhrer, zusammen mit Manuel Gygax verantwortlich für den Fonds BEKB Aktien Schweiz Small & Mid Caps, nachgefragt, warum der Kurs der Aktie nach Veröffentlichung der Zahlen so stark eingebrochen ist.

Da sei einerseits der unter den Erwartungen gebliebene Umsatz, der mit einem Wachstum von 11,5% die Konsensschätzungen um 2 Prozentpunkte verpasst habe, so Fuhrer. Das in Aussicht gestellte Umsatzwachstum für 2023 im tiefen bis mittleren einstelligen Prozentbereich mit einer EBIT-Marge von 20% oder höher falle für eine Gesellschaft, die sich Wachstum auf die Fahne geschrieben habe, auf den ersten Blick relativ konservativ aus. «Obwohl das ’normale‘ Geschäft weiter wachsen wird, entfielen zudem die margenträchtigen Umsätze aus dem Impfgeschäft», sagt Fuhrer. Dies ändere aber nichts an den mittelfristigen Wachstumsaussichten, auf welchen der Investementcase beruht. Fuhrer hält an Siegfried fest, denn «wir sehen Siegfried weiterhin als eine sehr attraktive Unternehmung, welche von einer soliden Basis aus profitabel wachsen kann und nicht zu teuer bewertet ist».

Fazit

Wolfgang Wienand hat seit seinem Amtsantritt als CEO Anfang 2019 stets postuliert, dass der Umsatz die 1-Mrd.-CHF-Grenze überspringen müsse. Das gelang dem Unternehmen zum ersten Mal im Geschäftsjahr 2021. Mit der weiteren Steigerung in 2022 liegt man jetzt deutlich darüber. Dieses Wachstum konnte in erster Linie dank der Übernahme der beiden Novartis-Produktionsstätten in Barcelona erreicht werden. Das anorganische Wachstum mag etwas darüber hinwegtäuschen, dass man an anderer Stelle, insbesondere im chinesischen Werk in Nantong, wegen der lange gefahrenen Null-Covid-Strategie der Chinesen eher Produktionsrückgänge zu verkraften haben dürfte.

Einen Effekt auf 2023 dürfte insbesondere das Auslaufen des Vertrags mit Biontech zum Abfüllen des Corona-Impfstoffes Ende 2022 haben. Es ist aber schwierig, den damit verbundenen Umsatzrückgang zu beziffern, da Siegfried keine Zahlen von einzelnen Kunden veröffentlicht.

Das Auslaufen des Vertrages mit Biontech mag ein Grund dafür sein, dass die auf SIX gehandelte Aktie nach Veröffentlichung des Jahresberichts regelrecht abstürzte. Auch die enttäuschten Erwartungen der Analysten tragen das ihre zum Rückgang bei. Besonders aber dürfte Anlegern der sehr verhaltene Ausblick für 2023 auf die Stimmung geschlagen haben. Bis zum Handelsende gab die Siegfried Aktie über 10% auf 638.50 CHF nach.

Kursverlauf der Siegfried-Aktie in den letzten sechs Monaten. Quelle: six-group.com

Für die Aktionäre aber gibt es auch gute Nachrichten: Dem Verwaltungsrat wird eine um 20 Rappen höhere Dividende von 3.40 CHF erneut als Nennwertreduktion vorgeschlagen. Und es stehen Festivitäten bevor: 2023 wird das 150-Jahre-Jubiläum begangen. 1873 gründeten die beiden Apotheker Samuel Benoni Siegfried und Johann Wilhelm Dürselen «Siegfried & Dürselen, Fabrik Chemisch-Pharmazeutischer Präparate sowie Handel mit Drogen». Nicht auszuschliessen, dass für das Geschäftsjahr 2023 bei entsprechendem Geschäftsverlauf eine Jubiläumsdividende ausgeschüttet werden könnte.

Transparenzhinweis: Der Autor ist Aktionär der Siegfried AG. 

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