Das Konzept des RealUnit ist bereits 2001 vom ehemaligen Gründer und Inhaber der Privatbank Reichmuth & Co. in Luzern, Karl Reichmuth, entwickelt worden. Überzeugt davon, dass der Euro eine Fehlkonstruktion ist, soll der RealUnit eine mit Realwerten gedeckte Parallelwährung werden und somit einen langfristigen Vermögenserhalt gewährleisten.
Zunächst als Fondsgesellschaft 2010 gegründet, entschied sich Reichmuth 2017, den Fonds aufzulösen und das Kapital in eine neue Investmentgesellschaft, die RealUnit Schweiz AG, zu investieren. Mit dem Börsengang 2021 an die BX Swiss und der dahinterliegenden Wachstumsstrategie kam dann der Schritt zur Öffnung für Privatanleger.
Seither ist das Unternehmen auf Wachstumskurs, was mehrere überzeichnete Kapitalerhöhungen seit dem Börsengang verdeutlichen.
Rückgang des Net Asset Value
2022 verzeichnete das Unternehmen allerdings einen Verlust von 1.3 Mio. CHF, wie dem Geschäftsbericht zu entnehmen ist. Der Net Asset Value (NAV) pro Aktie der Beteiligungsgesellschaft ging im Berichtsjahr um 4,2% auf 1.02 CHF zurück. «Die grossen europäischen Indices, inklusive der SMI, mussten kräftig ‚Federn lassen‘. Vor diesem Hintergrund hat sich unser Fokus auf Sachwerte, bilanzstarke Unternehmen und ein Übergewicht in Edelmetallen als krisenresistent im wahrsten Sinne erwiesen», schreibt Verwaltungsratspräsident Fidelis Götz in der Einleitung zum Geschäftsbericht.
Diese Aussage wird gestützt durch den Börsenkurs, der praktisch durchgehend einige Prozentpunkte über dem NAV liegt.
Aktionariat 2022 verzehnfacht
CEO Dani Stüssi begründet auf Nachfrage von schweizeraktien.net die Diskrepanz zwischen NAV und Börsenkurs: «Im 2022 hatten wir eine grosse Nachfrage nach unserer Aktie und konnten die Anzahl Aktionärinnen und Aktionäre verzehnfachen. Andererseits sind wir im Gegensatz zu anderen Investmentgesellschaften sehr liquide und könnten über 90% unserer Anlagen jederzeit innert 3 Tagen verkaufen. Dies würdigt der Markt mit einem leichten Aufpreis.»
Aber zurück zum NAV. Den physisch gehaltenen Edelmetallanteil von 40% sieht das Unternehmen als Stabilitätsanker an. Die ausserhalb des Bankensektors verwahrten Gold-, Silber- und Platinbestände seien Realwerte, welche nicht durch die Notenpresse per Knopfdruck vermehrt werden könnten, sagt Stüssi.
Zusammen mit den vergleichsweise hohen Bargeldbeständen von 11% im Portfolio folgt das Unternehmen ganz den Grundsätzen von Karl Reichmuth. Dessen Abneigung gegen den EURO, aber auch Fiatgeld (fiat lat.: «es geschehe») insgesamt, das einen Wirtschaftsobjekt ohne inneren Wert darstellt, spiegelt sich in dem 40%-Portfolioanteil an Edelmetallen wider.
50% der Anlagen ausserhalb des Bankensystems
Man habe im Anlagereglement festgelegt, dass mindestens 50% der Anlagen ausserhalb des Bankensystems gehalten werden, um bei einer möglichen Finanzkrise direkten Zugriff auf diese Assets zu haben, sagt Stüssi. Ein Teil davon mache das physische Bargeld aus, welches im Gegensatz zum Buchgeld auf der Bank ein gesetzliches Zahlungsmittel sei und auch kein Gegenpartei-Risiko habe. «Bei einem möglichen starken Börsencrash könnten wir mit diesem ‚trockenen Pulver‘ stark unterbewertete Value-Aktien günstig dazukaufen», so der CEO des in Baar beheimateten Unternehmens.
Finanzanlagen tragen Hauptteil der Verluste
Der Anteil an Finanzanlagen ist im Vergleich zu den Edelmetallen im Berichtsjahr 2022 verhältnismässig stärker angestiegen. Die Finanzanlagen tragen dabei einen Hauptteil der Verluste, die RealUnit 2022 zu verzeichnen hatte. So schlägt der Wertschriftenerfolg mit einem Minus von 940’000 CHF zu Buche, die Verluste beim Bestand an digitalen Währungen mit 343’000 CHF. Dagegen steht ein Edelmetallerfolg von 377’000 CHF. Unter dem Strich weist das Unternehmen ein EBIT von -1.3 Mio. CHF aus (2021: -24’000 CHF).
Beim Blick auf das Portfolio fällt auf, dass sich darunter Titel befinden, die man bei anderen Schweizer Portfolios vergeblich sucht. So ist die grösste Einzelposition mit 2,9% im AP Music Royalties Fund investiert. Der Funds kauft weltweit erfolgreichen Künstlern die Musikrechte für bekannte Hitsongs ab, welche immer wieder im Radio abgespielt werden und damit Cashflow in generieren. Diese Alternativanlage passe gut zu RealUnit, da stabile Erträge unabhängig von Wirtschaftszyklen erzielt würden und eine geringe Korrelation zu anderen Anlageklassen bestehe, erklärt Stüssi.
Ausgabe von Aktientoken
Seit vergangenem Jahr gibt RealUnit als zentraler Emittent Aktientoken heraus, dessen Inhaber dieselben Rechte wie ein klassischer Aktionär haben. Die Aktientoken seien dank dem stabilen Kurs und der Recovery-Funktion das ideale Einsteigerprodukt, um erste Erfahrungen mit einem Blockchain-Wallet zu machen, sagt Stüssi. Zum Bestand an Kryptowährungen gefragt, sagt der CEO: «Die von uns gehaltenen Bitcoin und Ether haben trotz des aktuellen Cryptowinters langfristig eine Daseinsberechtigung. Immer mehr Personen haben mehr Vertrauen in diese dezentralen Währungen als in die von Zentralbanken gesteuerten Fiat-Währungen, welche seit der Aufhebung der Golddeckung immer stärker an Kaufkraft verlieren.»
Ausblick
Das Unternehmen rechnet mit weiteren Zinserhöhungen der Zentralbanken im Kampf gegen die hartnäckige Inflation. Noch nie in der Geschichte waren die Staatsschulden im Verhältnis zum BIP so hoch wie heute, so Stüssi. «Wir glauben, dass unser heutiges auf Schulden basiertes Geldsystem aus den Fugen geraten ist und sich in den nächsten Jahren stark verändern wird», prognostiziert der CEO gegenüber schweizeraktien.net.
Fazit
Die stringente Verfolgung der Philosophie des Gründer Karl Reichmuth trägt insofern Früchte, als die Verluste der RealUnit Schweiz AG gemessen am Gesamtmarkt 2022 deutlich niedriger ausgefallen sind. Mit der Edelmetallstrategie konnten Verluste zwar nicht ausgeglichen, aber zumindest reduziert werden. Allerdings waren in den Vorjahren mit dem konservativen Ansatz auch nicht die Gewinne zu realisieren, die auf Aktienmärkte fokussierte Fonds und Beteiligungsgesellschaften erzielt haben.
Gut in die Philosophie passt auch das Engagement im OTC-X-Markt mit Aktien wie WWZ und Raststätte Thurau, da sich dieser Markt wesentlich weniger volatil als die Standardmärkte verhält.
Und mit dem Engagement in dezentrale Kryptowährungen macht das Unternehmen einen weiteren Schritt weg von den «Es-geschehe-Geldern»; das dürfte ganz im Sinne Reichmuths sein.
Die Aktie der RealUnit AG wird auf BX Swiss gehandelt. Zuletzt wurden Kurse von 1.05 CHF pro Aktie bezahlt.