Die Mühlenbetreiberin steigert trotz leicht sinkender Verarbeitungsmengen den Umsatz – weil der Mehlpreis stärker stieg. Das Unternehmen befindet sich in stetem Preis-Clinch zwischen Landwirten und Lebensmittelproduzenten. Doch das wahre Problem liegt im Ausland.
Der Umsatz von Groupe Minoteries (GMSA) hat im Geschäftsjahr 2022 um 2,0% auf 145 Mio. CHF zugelegt. Der Grund für das Umsatzplus seien die Preiserhöhungen bei den Endprodukten, die nötig geworden seien, schreibt die GMSA in der Medienmitteilung zum Jahresabschluss. Einerseits habe man mit höheren Preisen die rekordhohen Kosten für Stickstoffdünger auffangen wollen und andererseits die Preisexplosion bei Strom, Gas und Diesel. Die auf dem freien Markt abgeschlossenen Verträge für Strom ermöglichten es dem Unternehmen, den Preis bei zwei Dritteln der Strommenge stabil zu halten. Das dritte Drittel, das auf dem Spotmarkt auf 186% anstieg, hat die Kosten allerdings deutlich in die Höhe klettern lassen.
Der Betriebsgewinn (EBIT) legte leicht von 6,8 Mio. im Vorjahr auf 6,9 Mio CHF im Geschäftsjahr 2022 zu. Der Reingewinn wurde durch Immobilienneubewertungen und den Verkauf einer nicht strategischen Immobilie beeinflusst und stieg um 1,3% auf 7,3 Mio. CHF. Der Verkauf dieser Renditeliegenschaft ermöglicht es Groupe Minoteries, der Generalversammlung eine Erhöhung der Dividende auf 11.00 CHF pro Aktie vorzuschlagen – nach 9.00 CHF im Vorjahr.
Mit Optimismus ins 2023
Die börsenkotierte GMSA beschäftigt annähernd 200 Mitarbeitende (Vollzeitstellen). Produziert wird an fünf Standorten: dem Hauptsitz in Granges-près-Marnand VD, Goldach SG, Stein am Rhein SH, Zollbrück BE und Naters VS. Im Jahr 2022 wurden 131’000 Tonnen Brotgetreide zu Mehlen und Schroten, Flocken- und Müeslimischungen, Paniermehlen und Panaden verarbeitet. Dabei stammt 87,6% des Brotgetreides von Schweizer Bauern.
Um die steigenden Kosten zu kompensieren, habe das Management zudem Projekte zur Kostenoptimierung und zur Produktivitätssteigerung eingeführt. Für das kommende Geschäftsjahr ist das Management optimistisch, sofern «keine neuen grösseren Ereignisse den guten Geschäftsgang stören», heisst es in der Pressemitteilung.
Unzufriedene Bauern
Entscheidend ist für die Mühlenbetreiberin, zu welchen Preisen das Getreide von den Bauern eingekauft wird. «Das ist ein wesentlicher Einflussfaktor, denn 70% des Umsatzes sind Materialkosten», sagt GMSA-CEO Alain Raymond. Zu Jahresbeginn 2023 waren jedoch harsche Töne von der IG BauernUnternehmen zu hören. Die Verhandlung der Getreidepreise sei ein Versagen an allen Fronten gewesen, sagte der IG-Präsident Samuel Guggisberg an einer Veranstaltung. Wegen leichtem Säbelrasseln der Verarbeiter hätten sich die Bauernvertreter mit einer mageren Preiserhöhung abspeisen lassen. Gleichzeitig habe der Bundesrat ein Freihandelsabkommen für Getreideimporte aus Kanada unterzeichnet, und auch die Einfuhr von Halbfabrikaten nehme ständig stark zu.
Der Schweizer Bauernverband (SBV) hat basierend auf Berechnungen seiner Spezialisten und einem Beschluss der Landwirtschaftskammer in einer Medienmitteilung festgehalten, dass es zur Deckung der höheren Kosten auf Produktionsseite für die Ernte 2023 im Schnitt über alle Kulturen 10% höhere Produzentenpreise braucht. Dabei blieb offen, wie die Zahlen beim Getreide im Einzelnen aussehen, ob hier zur Deckung der gestiegenen Kosten 5% oder 12% höhere Kosten nötig sind.
Importe von Halbprodukten als Problem
Die Preisverhandlungen mit Bauern und Lebensmittelkonzernen sei jedes Jahr ein wichtiger Faktor und würden «hart geführt», sagt Raymond. Alle Seiten hätten ihre Interessen, aber die Schweizer Vertreter müssten zusammenstehen, denn die grössten Konkurrenten kommen gemäss GMSA-CEO nicht aus der Schweiz. «Insbesondere die Einfuhr von Halbfabrikaten und Teiglingen aus dem Ausland nimmt jedes Jahr um Tausende Tonnen zu.»
Der Ukrainekrieg habe nur einen indirekten Einfluss auf das Geschäft, auch wenn das von Russland angegriffene osteuropäische Land einer der wichtigsten Getreideexporteure der Welt sei, sagt Raymond. Der indirekte Einfluss des Krieges auf die Energiepreise sei aber gravierend. Energie sei der drittgrösste Kostenfaktor: Im laufenden Jahr würden die Kosten auf diesem sehr hohen Niveau bleiben. Weil das Umfeld anspruchsvoll bleibt, sind weitere Effizienzsteigerungen auch 2023 erforderlich. Im vergangenen Jahr brachte die Schliessung des Logistikzentrums in Safenwil eine markante Kosteneinsparung.
Mit Obligation vergleichbar
Im laufenden Jahr führt GMSA ein Lean Management ein. Der CEO ist überzeugt, dass eine weitere Optimierung möglich sei. «Viele kleine Kostenreduktionen leisten zudem auch einen schönen Beitrag.» Es sei auch nicht so, dass die Anstrengungen, die das Unternehmen in Sachen Nachhaltigkeit leiste, wegen dem schwierigen Umfeld zurückgefahren würden. «Weil wir in der Landwirtschaft tätig sind, ist es unsere Verantwortung, nachhaltig zu sein.»
Die Aktien von GMSA werden an der Schweizer Börse SIX gehandelt. Auf grosse Schlagzeilen oder wilde Wachstumsfantasien kann man bei diesem Unternehmen lange warten. Die Titel sind wegen ihrer Stabilität und der hohen Dividende mit einer Obligation vergleichbar. Wenn der Vorschlag für 2022 von der Generalversammlung angenommen wird, würde die Rendite aktuell 3,9% betragen. Er könne keine Prognose zur Dividendenhöhe von 2023 abgeben, sagt Alain Raymond. «Ich konzentriere mich aufs operative Geschäft, der Dividendenvorschlag ist Sache des Verwaltungsrats.» Wegen der erwähnten schwierigen Preisverhandlungen gibt das Unternehmen auch keine Umsatzprognose ab.