Ein Vermögenszuwachs von 5% oder gar mehr scheint auch im derzeitigen Umfeld attraktiv zu sein. Der Blick auf einen Sparkontovergleich zeigt, dass die Schweizer Banken aktuell zwischen 0,5% und 1,0% Zinsen pro Jahr an die Anleger weitergeben. Gleichzeitig verlangen die Banken für die Nutzung des Kapitals zwischen 4,5% und 9,9% Jahreszins. Der Vergleich zeigt, dass die Banken mit dem Geld, das sie sich von den Anlegern leihen, einen riesigen Gewinn machen.
Im Gegensatz dazu ermöglichen es Schweizer Peer-to-Peer-Plattformen den Kreditgebern, je nach Risikofreudigkeit und der genutzten Plattform Zinsen zwischen 1,50% und 10% auf ihre Anlagen zu erhalten. Wie das funktioniert und welche Anbieter zur Auswahl stehen, wird im folgenden Gastbeitrag für schweizeraktien.net von Aleks Bleck, Gründer der P2P Vergleichsplattform NorthernFinance, erklärt.
Was ist Peer-to-Peer-Lending?
Peer-to-Peer-Lending, wie der Begriff heute verwendet wird, bezieht sich auf Kredite, die direkt von Investoren an Kreditnehmer vergeben werden, ähnlich wie Privatkredite. Der Hauptunterschied besteht darin, dass Peer-to-Peer-Kredite in der Regel über einen Vermittler vermittelt werden, der die beiden Parteien miteinander verbindet. In der Vergangenheit waren Peer-to-Peer-Kreditplattformen auf Makler oder Börsen beschränkt, von denen es nur wenige gab. Heute sind die Vermittler vor allem Online-Plattformen für Peer-to-Peer-Kredite. Das Ziel der Peer-to-Peer-Kreditvergabe ist jedoch nach wie vor dasselbe: die Umgehung der Banken und die Bereitstellung eines grösseren Gewinnanteils für die Anleger.
Wie funktioniert die Peer-to-Peer-Kreditvergabe?
Die Peer-to-Peer-Kreditvergabe (kurz: P2P-Kreditvergabe) funktioniert ähnlich wie die private Kreditvergabe an Freunde und Bekannte, da die Anleger den Kreditnehmern direkt Geld leihen, anstatt in eine Bank zu investieren, die den Kreditnehmern Geld leiht. Online-P2P-Portale fungieren als Makler und bringen Kreditnehmer und Anleger an einem Ort zusammen. Anleger können Kredite direkt an Kreditnehmer vergeben und den Grossteil der Zinszahlungen für sich behalten
Unterschiede zwischen den P2P-Plattformen
Die verschiedenen Peer-to-Peer-Kreditplattformen arbeiten mit einer Reihe von unterschiedlichen Modellen. Einige Plattformen verlangen von den Anlegern, dass sie einen Kredit vollständig finanzieren. Das Crowdfunding-Modell, bei dem eine beliebige Anzahl von Anlegern gemeinsam einen Kredit finanziert, ist jedoch das am häufigsten verwendete Modell.
In der Regel werden die Kreditanträge potenzieller Kreditnehmer von der Peer-to-Peer-Kreditplattform geprüft, um ihre Kreditwürdigkeit zu ermitteln. Dies ist eine der wichtigsten Dienstleistungen, welche die Plattformen anbieten. Die Kredite werden dann auf der Plattform als Projekte aufgeführt. Auf einigen Plattformen können die Kreditnehmer angeben, wie viel Zinsen sie innerhalb bestimmter Grenzen für einen Kredit zu zahlen bereit sind.
Anleger können frei entscheiden, welche Projekte sie finanzieren wollen und wie viel sie in das Projekt investieren möchten. Einige Plattformen verlangen eine Mindestinvestition, um sich an einem Projekt zu beteiligen (z. B. 1/20 des gesamten Darlehens). Wenn der gesamte erforderliche Betrag von den Anlegern aufgebracht wurde, übergibt die Peer-to-Peer-Plattform den Kredit an den Kreditnehmer.
Welche P2P-Kreditplattformen gibt es in der Schweiz?
In der Schweiz gibt es eine Reihe von Peer-to-Peer-Kreditplattformen, die Privatkredite, Geschäftskredite und sogar Studentenkredite anbieten. Die wichtigsten dieser Plattformen möchten wir im Folgenden etwas näher vorstellen:
Invesdor
Invesdor ist nach eigenen Angaben die führende Plattform für Investitionen in erfolgreiche, mittelständische Unternehmen und hat bereits in mehr als 510 Projekten über 320 Mio. Euro in europäische Unternehmen investiert. Der Anbieter ist in Deutschland, Österreich, der Schweiz und der Slowakei vertreten und vermittelt Investitionen in etablierte Unternehmen mit den besten Ratings. Die durchschnittliche Rendite liegt bei 5 % pro Jahr. Im Durchschnitt investieren die Anleger 7’500 Euro pro Kampagne. Zur Invesdor Group gehören auch Finnest GmbH und Kapilendo AG.
Cashare
Cashare gilt als erstes disruptives FinTech-Unternehmen in der Schweiz. Der Vermittler wurde im Jahr 2008 gegründet und betreibt seither die grösste und am schnellsten wachsende Crowdlending-Plattform des Landes. Die Plattform bietet Crowdlending (Social Lending, P2P-Darlehen) für Privatpersonen und KMU an.
Splendit
Splendit ist die erste Crowdfunding-Plattform für Studentenkredite in der Schweiz. Sie bringt Studierende, die Geld brauchen, mit privaten Investoren zusammen, die in eine der wichtigsten Ressourcen der Schweiz investieren wollen – in die Bildung. Privatanleger erhalten hier Zugang zu einem neuen Markt mit der Möglichkeit, abseits der traditionellen Kapitalmärkte nachhaltige Investitionen zu tätigen. Splendit ist bewilligter Finanzintermediär im Sinne des Geldwäschereigesetzes und SRO-Mitglied bei Polyreg.
Swisspeers
Swisspeers ist eine unabhängige Plattform, die insbesondere kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) einen direkten Zugang zu von Investoren finanzierten Geschäftskrediten bietet. Sie ermöglicht es Anlegern, direkt in KMUs zu investieren und schafft damit eine Alternative zu festverzinslichen Anlagen mit einem attraktiven Risiko-Rendite-Profil. Darüber hinaus bietet die Plattform auch Fonds und das automatisierte Investieren in die Kredite auf der Plattform für Privatanleger an.
SwissLending
Die Plattform SwissLending hat sich auf die Vermittlung von Immobilieninvestitionen per Crowdfunding spezialisiert. Investoren können ihr Kapital in verschiedene Projekte einbringen, die alle bereits ein Bankdarlehen erhalten haben und eine Vorvermarktungsquote von mehr als 60% aufweisen.
Creditworld
Mit dem ausschliesslichen Fokus auf die Fremdfinanzierung von KMU bietet Creditworld seinen Investoren ESG-konforme Investitionsmöglichkeiten, die sozial und ökologisch nachhaltig sind. Die Vision des Unternehmens ist es, den Kapitalfluss zwischen Investoren und Unternehmen in einem digitalisierten Umfeld aktiv zu gestalten und so zu einem effizienteren und nachhaltigeren Kreditmarkt beizutragen.
CreditGate24
CreditGate24 hat es sich zur Aufgabe gemacht, Kreditnehmer mit privaten und institutionellen Kreditgebern zusammenzubringen und so Win-Win-Situationen zu schaffen. Für Anleger stehen attraktive Renditen in Aussicht. Die Plattform wurde im März 2015 lanciert, im Mai 2018 konnte ein finanziertes Kreditvolumen von über 100 Mio. CHF erreicht werden.
Creditfolio
Creditfolio ist eine Crowdlending-Plattform, die seit 2017 aktiv ist und sich auf Privat- bzw. Verbraucherkredite spezialisiert hat. Die Creditfolio-Plattform ermöglicht es Privatpersonen, schnell und einfach einen Kredit zu attraktiven Konditionen aufzunehmen – ohne Einschaltung einer Bank. Anleger und Kreditgeber können bereits ab 500 CHF einsteigen und sich über 2 – 7% Rendite freuen. Bei bereits mehr als 100 finanzierten Kreditprojekten gab es noch keinen einzigen Ausfall. Neben der fairen und attraktiven Rendite bietet sich hier Anlegern auch die Möglichkeit, ihr bestehendes Portfolio optimal zu diversifizieren.
Foxstone
Foxstone ist auf Immobilien-Crowdfunding spezialisiert und bietet Anlegern einen direkten Zugang zum Schweizer Immobilienmarkt ab einer Investitionssumme von 25’000 CHF. Die Plattform bietet einen schlüsselfertigen Service, bei dem alle Vorgänge online abgewickelt werden. Das Unternehmen mit Sitz in Genf beschäftigt 14 Spezialisten aus den Bereichen Immobilien, Finanzen, Technologie und operatives Management.
Lend
Lend.ch bringt seit 2015 Kreditnehmer direkt mit den Anlegern zusammen. Die Palette reicht vom Privatkredit über den Geschäftskredit bis zur Hypothek. Zu den Spezialitäten von Lend gehören auch die Finanzierungen von Arztrechnungen, sogenannte Gesundheitskredite. Nach eigenen Angaben hat Lend seit der Gründung Kredite mit einem Volumen von 280 Mio. CHF ausbezahlt. Der grösste Teil entfällt dabei auf Privatkredite.